Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schwieriges Ringen um Schulfrieden
CDU-Fraktion im Südwesten pocht auf G8-Züge und will dreigliedriges System stärken
- Keine Debatten über Schulstrukturen in dieser Legislaturperiode: Darauf hatten sich Grüne und CDU 2021 in ihrem Koalitionsvertrag verständigt. Dieses Credo brechen die Regierungspartner nun. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seine Kultusministerin Theresa Schopper (beide Grüne) laden am Freitag die Spitzen ihrer Regierungsfraktionen sowie die der oppositionellen SPD und FDP zum Bildungsgipfel ins Neue Schloss in Stuttgart ein. Gemeinsam sollen Schulreformen vereinbart werden, die in einer Art Schulfrieden auch Regierungswechsel überdauern. Ein großer Wurf scheint wegen der sehr unterschiedlichen politischen Vorstellungen aber unwahrscheinlich.
In zwei Punkten sind sich die Regierungspartner einig: Angesichts schlechter Leistungen der Schüler im Südwesten bei Vergleichstests sollen Kinder schon in Kitas verpf lichtend Sprachförderung erhalten und Grundschulen gestärkt werden. Auf Druck eines Volksantrags soll das Land zudem zum neunjährigen Gymnasium zurückkehren.
Bereits heute unter G8 wechselt etwa die Hälfte aller Kinder nach der vierten Klasse auf ein Gymnasium. Die Landespolitiker rechnen unter G9 mit einem noch stärkeren Ansturm. Um die Schülerströme nach der Grundschule dann besser zu lenken, soll die Grundschulempfehlung wieder verbindlicher werden, hatte Regierungschef Kretschmann bereits erklärt. Dafür plädieren CDU und FDP schon lange.
Wie die Rückkehr zu G9 ausgestaltet werden soll, ist in der Koalition allerdings strittig. Kultusministerin Schopper hatte jüngst mit dem bayerischen Modell geliebäugelt. Im Freistaat gilt generell G9, besonders leistungsstarke Kinder können aber die 11. Klasse überspringen. Dem erteilt die CDU eine Absage. „Wir erachten das bayerische Modell nicht als sinnvoll“, sagt Fraktionschef Manuel
Hagel der „Schwäbischen Zeitung“. Er plädiert dafür, dass Eltern ihre Kinder für G8-Züge anmelden können. Ob und an welchen konkreten Gymnasien es den schnelleren Weg zum Abitur geben soll, sollen die Städte als Schulträger entscheiden.
Hagel plädiert in der „Schwäbischen Zeitung“zudem für eine Stärkung von Haupt- und Werkrealschulen und damit für ein dreigliedriges Schulsystem mit klar voneinander abgegrenzten Schularten, das auch die FDP unterstützt. Den Grünen sowie der SPD schwebt derweil eine zweite Säule, also eine einzige weitere Schulart, neben dem Gymnasium vor.