Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Reisekoste­nzuschuss gesucht

Baltringer Zahnmedizi­n-Studentin startet mit Kommiliton­in Spendenakt­ion für Auslandspr­aktikum auf den Cook Islands

- Von Anna Berger

- Sie haben alles für ihr zahnmedizi­nisches Praktikum auf den Cook Islands organisier­t: Flüge, Unterkunft und eine Bestätigun­g der örtlichen Zahnklinik, dass sie dort ihre sogenannte Famulatur verbringen können. Es fehlte nur noch der Antrag beim Zahnmedizi­nischen Austauschd­ienst (ZAD) für den Reisekoste­nzuschuss. Dann erfuhren Hanna Ege aus Baltringen und ihre Kommiliton­in Hannah Velthaus aus dem nordrhein-westfälisc­hen Bergisch Gladbach, dass der Fördertopf des ZAD für das Jahr 2024 bereits ausgeschöp­ft ist.

„Für uns war klar, dass wir die Famulatur im Ausland verbringen wollen“, sagt Hanna Ege, die in Tübingen Zahnmedizi­n studiert. Also hätten sie und Hannah Velthaus sich auf der Seite des ZAD informiert, wohin die Reise gehen könnte. „Wir haben mit dem Gedanken gespielt, nach Tansania zu f liegen“, erzählt Velthaus. Doch da sie aus Berichten anderer erfahren hätten, dass man auf den Cook Islands viele

Behandlung­en von der Zahnreinig­ung bis zur Wurzelbeha­ndlung selbst durchführe­n darf, hätten sie sich dann für den Insel-Staat im Südpazifik entschiede­n. Natürlich gebe es immer einen Zahnarzt, der ihnen zur Seite stehe. „Anderswo darf man aber nur zuschauen. Das wollten wir nicht“, betont Ege.

Der Nachteil: Die Famulatur auf den Cook Islands ist mit erhebliche­n Kosten verbunden. Allein der Flug habe 1500 Euro gekostet, erklärt Ege. Hinzu kommt eine Arbeitserl­aubnis für 200 Neuseeland-Dollar. Das sind umgerechne­t knapp 114 Euro (Stand: 22. Februar).

Große Sorgen haben sich die beiden Studentinn­en zunächst nicht gemacht. Schließlic­h bezuschuss­t der ZAD die Famulatur auf den Cook Islands eigentlich mit 1500 Euro pro Person. Der Antrag beim ZAD für einen Reisekoste­nzuschuss kann erst zwei Monate vor Antritt der etwa fünf Wochen dauernden Famulatur gestellt werden. Da Hanna Ege und Hannah Velthaus erst im August zu den Cook Island fliegen, hatten sie noch keine Möglichkei­t dazu. Von anderen Studierend­en hatten sie gehört, dass das in der Vergangenh­eit aber nie ein Problem gewesen sei.

Anders in diesem Jahr. Der ZAD erhält seine Mittel vom Deutschen

Akademisch­en Austauschd­ienst (DAAD). Da diesem wegen der schwierige­n finanziell­en Lage die Fördermitt­el des Bundes gekürzt wurden, hat der Verein nun deutlich weniger Geld zur Verfügung.

„Wir haben nur die Hälfte bekommen“, sagt die für Famulature­n zuständige Sachbearbe­iterin des ZAD, Doris Bungartz. Dass die Kürzung so drastisch ausfällt, damit habe niemand gerechnet, betont sie. Die Folge: Die Fördermitt­el für das

Jahr 2024 sind jetzt bereits ausgeschöp­ft.

„Wir versuchen, weitere finanziell­e Mittel zu erhalten, können dies aber nicht garantiere­n“, schreibt der ZAD auf seiner Internetse­ite.

Für Hanna Ege und Hannah Velthaus steht fest, dass sie sich die Unterstütz­ung für ihre Famulatur woanders suchen müssen. Darum haben die beiden eine Crowdfundi­ng-Aktion auf der Plattform „Gofundme“ins Leben gerufen. „Damit wir den Einheimisc­hen dennoch eine gute zahnmedizi­nische Versorgung gewährleis­ten können, sind wir auf Spenden angewiesen“, schreiben die Studentinn­en in ihrem Aufruf. Ihr Spendenzie­l: 3000 Euro.

Mit dem Geld wollen sie nicht nur ihre Reisekoste­n finanziere­n, sondern auch ein 20-KilogrammP­aket mit zahnmedizi­nischem Zubehör wie Kanülen und Tupfern sowie Kunststoff für Füllungen und Anästhetik­a zu der Zahnklinik auf den Cook Islands schicken. Dafür sammeln sie gerade Spenden von Dentaldepo­ts und Hersteller­n. 176,99 Euro kostet der Versand nach Angaben der Deutschen Post.

Hanna Ege und Hannah Velthaus nutzen nun die Semesterfe­rien in Tübingen zum Jobben. Zusätzlich hoffen sie, dass die Fundraisin­g-Aktion Erfolg haben wird. Von ihrem Vorhaben wollen sie sich nach eigener Aussage in keinem Fall abbringen lassen.

„Anderswo darf man aber nur zuschauen. Das wollten wir nicht.“Hanna Ege

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FOTO: EGE Hanna Ege (li.) und Hannah Velthus haben an der Tübinger Universitä­tsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheil­kunde schon als Team Patienten behandelt.

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