Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf den Spuren von Laura Süßemilch
Radsport: Julia Servay vom RSC Biberach ist ein großes Talent und bereits im Nationalkader
- Beim Radsportclub (RSC) Biberach wird seit Jahren erfolgreich Radsport betrieben. Bekannte Fahrer und Fahrerinnen wie Laura Süßemilch, Hanna Geiser, Jakob Steigmiller und Justin Bellinger haben die vergangenen Jahre des RSC Biberach als Talentschmiede geprägt. Zu diesem illustren Kreis zählt auch Julia Servay. Die 16Jährige, die in Laupheim lebt und für den RSC startet, ist inzwischen im Nationalkader Bahn und Straße ihrer Altersgruppe angekommen.
Zuletzt war Julia Servay für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) im niederländischen Appeldorn unterwegs. Dort fuhr sie über drei Tage Bahnrennen in der Massen- und Einzelverfolgung sowie im Vierer. „Ich fand, dass wir da schon einigermaßen erfolgreich waren“, sagt eine selbstbewusste junge Frau, die in zwei Jahren am Anna-Essinger-Gymnasium in Ulm ihr Abitur machen will. „Im Vierer sind wir knapp hinter Großbritannien Vierter geworden und in der Einerverfolgung landete ich auf Platz 14. Generell waren die Rennen mit internationaler Beteiligung ganz anders als bei uns und ich konnte viel lernen.“
Lernen ist das Stichwort für Julia Servay. Neben dem schulischen Lernen eben das Lernen, Testen und Weiterkommen im Radsport, den sie seit ihrem sechsten Lebensjahr mit großer Begeisterung ausübt. „Ich habe damals auch andere Sportarten wie Handball oder Karate ausprobiert,
aber das schnelle Radfahren hat mich schon sehr früh fasziniert, mehr als alles andere.“Ein wenig dafür verantwortlich dürfte dafür Vater Daniel Servay sein, der auch im Sattel saß und Marathon-Radrennen fuhr. Aber Faszination allein reicht eben nicht, um aufs Podest zu kommen, was Julia Servay schon des Öfteren in der jüngeren Vergangenheit gelang.
Es braucht sehr viel Trainingsfleiß. Seit sie jetzt im U19-Kader ist, musste das Trainingspensum nochmals erhöht werden. Es wird sechsmal in der Woche trainiert, insgesamt 14 bis 16 Stunden. Dabei legt Julia Servay zwischen 300 und 400 Kilometer zurück, je nach Streckenprofil und Topografie. Dazu kommt noch das wöchentliche Bahntraining. Trainiert wird nicht nur in Oberschwaben, sondern beim Landeskader in Stuttgart, beim Bundeskader in Frankfurt an der Oder oder in Öschelbronn auf der Bahn. Da kommt auch einiges an Reisekilometern zusammen. „Entweder fahre ich mit dem Zug oder meine Eltern bringen mich. In der Nähe von Stuttgart leben auch meine Großeltern, das
macht es auch etwas einfacher“, beschreibt die 16-Jährige ihre Reisetätigkeit.
Zeit für andere Hobbys oder für Freunde bleibt da naturgemäß nicht sehr viel, aber „ich versuche schon, auch mit Freunden noch was zu machen neben Sport und Schule“, erklärt sie. Beim RSC Biberach trainiere sie nur noch sehr selten, hat aber immer noch sehr gute Kontakte zu ihren ehemaligen Trainern Bernhard Lingenhöle und Alexander Israel, der eine sehr hohe Meinung von seinem Schützling hat, den er bei hiesigen Rennen dann doch hin und wieder betreut. „Julia ist eine herausragende und talentierte Fahrerin. Mit Ehrgeiz und Fleiß hat sie es jetzt schon weit geschafft.“Die Ergebnisse der Meisterschaften im vergangenen Jahr hätten das erneut bewiesen.
Nach den Rennen in den Niederlanden ist Julia Servay für den BDR noch bei den Sixdays in Berlin gefahren: „Auch das war eine mega Erfahrung.“Jetzt freut sie sich auf zwei Wochen Trainingslager mit dem BDR in Mallorca: „Endlich in die Sonne.“Dort müsse sie allerdings auch in den Bergen mit großen Steigungen fahren,
was nicht unbedingt ihr Steckenpferd ist. „Meine Stärken liegen sicher im Zeitfahren gegen die Uhr. Ich mag Berge an sich schon und im Training habe ich damit kein Problem. Rennen mit steileren Bergen liegen mir aber nicht so. Ich bin und werde sicher kein Bergf loh.“Dennoch kann sie sich die Teilnahme an Radklassikern oder auch Etappenrennen wie der Tour de France vorstellen. Doch bis dahin sei es noch ein langer Weg.
In diesem Jahr stehen noch andere Rennen auf dem Programm, bei denen sie gut abschneiden möchte. Die deutschen Meisterschaften in Aue und in Bad Dürrheim sowie die Bahn-EM im Cottbus. „Eine EM im eigenen Land ist was ganz Besonderes. Ich hoffe, dass ich da dabei bin“, verrät Julia Servay ihren Saisonhöhepunkt für dieses Jahr. Dann würde sie auch auf den Spuren ihres großen Vorbilds, das sie natürlich auch persönlich kennt, wandeln: „Laura Süßemilch nachzueifern, ist schon ein Ziel von mir.“Weltmeisterschaften und Olympische Spiele seien schon eine Option, für die sie hart trainieren will.