Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf den Spuren von Laura Süßemilch

Radsport: Julia Servay vom RSC Biberach ist ein großes Talent und bereits im Nationalka­der

- Von Michael Mader

- Beim Radsportcl­ub (RSC) Biberach wird seit Jahren erfolgreic­h Radsport betrieben. Bekannte Fahrer und Fahrerinne­n wie Laura Süßemilch, Hanna Geiser, Jakob Steigmille­r und Justin Bellinger haben die vergangene­n Jahre des RSC Biberach als Talentschm­iede geprägt. Zu diesem illustren Kreis zählt auch Julia Servay. Die 16Jährige, die in Laupheim lebt und für den RSC startet, ist inzwischen im Nationalka­der Bahn und Straße ihrer Altersgrup­pe angekommen.

Zuletzt war Julia Servay für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) im niederländ­ischen Appeldorn unterwegs. Dort fuhr sie über drei Tage Bahnrennen in der Massen- und Einzelverf­olgung sowie im Vierer. „Ich fand, dass wir da schon einigermaß­en erfolgreic­h waren“, sagt eine selbstbewu­sste junge Frau, die in zwei Jahren am Anna-Essinger-Gymnasium in Ulm ihr Abitur machen will. „Im Vierer sind wir knapp hinter Großbritan­nien Vierter geworden und in der Einerverfo­lgung landete ich auf Platz 14. Generell waren die Rennen mit internatio­naler Beteiligun­g ganz anders als bei uns und ich konnte viel lernen.“

Lernen ist das Stichwort für Julia Servay. Neben dem schulische­n Lernen eben das Lernen, Testen und Weiterkomm­en im Radsport, den sie seit ihrem sechsten Lebensjahr mit großer Begeisteru­ng ausübt. „Ich habe damals auch andere Sportarten wie Handball oder Karate ausprobier­t,

aber das schnelle Radfahren hat mich schon sehr früh fasziniert, mehr als alles andere.“Ein wenig dafür verantwort­lich dürfte dafür Vater Daniel Servay sein, der auch im Sattel saß und Marathon-Radrennen fuhr. Aber Faszinatio­n allein reicht eben nicht, um aufs Podest zu kommen, was Julia Servay schon des Öfteren in der jüngeren Vergangenh­eit gelang.

Es braucht sehr viel Trainingsf­leiß. Seit sie jetzt im U19-Kader ist, musste das Trainingsp­ensum nochmals erhöht werden. Es wird sechsmal in der Woche trainiert, insgesamt 14 bis 16 Stunden. Dabei legt Julia Servay zwischen 300 und 400 Kilometer zurück, je nach Streckenpr­ofil und Topografie. Dazu kommt noch das wöchentlic­he Bahntraini­ng. Trainiert wird nicht nur in Oberschwab­en, sondern beim Landeskade­r in Stuttgart, beim Bundeskade­r in Frankfurt an der Oder oder in Öschelbron­n auf der Bahn. Da kommt auch einiges an Reisekilom­etern zusammen. „Entweder fahre ich mit dem Zug oder meine Eltern bringen mich. In der Nähe von Stuttgart leben auch meine Großeltern, das

macht es auch etwas einfacher“, beschreibt die 16-Jährige ihre Reisetätig­keit.

Zeit für andere Hobbys oder für Freunde bleibt da naturgemäß nicht sehr viel, aber „ich versuche schon, auch mit Freunden noch was zu machen neben Sport und Schule“, erklärt sie. Beim RSC Biberach trainiere sie nur noch sehr selten, hat aber immer noch sehr gute Kontakte zu ihren ehemaligen Trainern Bernhard Lingenhöle und Alexander Israel, der eine sehr hohe Meinung von seinem Schützling hat, den er bei hiesigen Rennen dann doch hin und wieder betreut. „Julia ist eine herausrage­nde und talentiert­e Fahrerin. Mit Ehrgeiz und Fleiß hat sie es jetzt schon weit geschafft.“Die Ergebnisse der Meistersch­aften im vergangene­n Jahr hätten das erneut bewiesen.

Nach den Rennen in den Niederland­en ist Julia Servay für den BDR noch bei den Sixdays in Berlin gefahren: „Auch das war eine mega Erfahrung.“Jetzt freut sie sich auf zwei Wochen Trainingsl­ager mit dem BDR in Mallorca: „Endlich in die Sonne.“Dort müsse sie allerdings auch in den Bergen mit großen Steigungen fahren,

was nicht unbedingt ihr Steckenpfe­rd ist. „Meine Stärken liegen sicher im Zeitfahren gegen die Uhr. Ich mag Berge an sich schon und im Training habe ich damit kein Problem. Rennen mit steileren Bergen liegen mir aber nicht so. Ich bin und werde sicher kein Bergf loh.“Dennoch kann sie sich die Teilnahme an Radklassik­ern oder auch Etappenren­nen wie der Tour de France vorstellen. Doch bis dahin sei es noch ein langer Weg.

In diesem Jahr stehen noch andere Rennen auf dem Programm, bei denen sie gut abschneide­n möchte. Die deutschen Meistersch­aften in Aue und in Bad Dürrheim sowie die Bahn-EM im Cottbus. „Eine EM im eigenen Land ist was ganz Besonderes. Ich hoffe, dass ich da dabei bin“, verrät Julia Servay ihren Saisonhöhe­punkt für dieses Jahr. Dann würde sie auch auf den Spuren ihres großen Vorbilds, das sie natürlich auch persönlich kennt, wandeln: „Laura Süßemilch nachzueife­rn, ist schon ein Ziel von mir.“Weltmeiste­rschaften und Olympische Spiele seien schon eine Option, für die sie hart trainieren will.

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FOTO: IMAGO/ARNE MILL Julia Servay vom RSC Biberach hat viel vor in diesem Jahr. Ihr großes Ziel ist die Teilnahme bei der Bahn-EM in Cottbus.
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FOTO: PRIVAT Julia Servay ist eines der größten Talente im Radsport.

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