Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Urban Priol knöpft sich Politik und Prominenz vor
Kabarettist begeistert mit „Der Fluss. Täglich quellfrisch, immer aktuell!“im Kulturhaus
- Urban Priol, vielfach ausgezeichneter Kabarettist aus Aschaffenburg, legte am vergangenen Samstag im Rahmen seiner Tournee einen Stopp im Kulturhaus Laupheim ein. Im sehr gut besuchten Saal präsentierte er sein Programm „Der Fluss. Täglich quellfrisch, immer aktuell!“. Priol lud das Publikum zu einer rasanten Rafting-Tour ein. Vorbei an Absätzen wie auch Felsblöcken und durch reißende Stromschnellen hindurch wurden Themen und Krisen unserer Zeit zielsicher angesteuert.
Urban Priol ist ein Meister seines Fachs. Verschiedene Handlungsstränge seiner Show laufen parallel, sind miteinander verwoben, werden entwirrt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder geschickt aufgegriffen. Dabei fordert er sein Publikum immens. Es ist angenehm anstrengend, dem hohen Tempo auf der Bühne zu folgen und die Gedankensprünge mitzumachen. Parodien und geistreiche Spitzen setzen immer wieder eindrucksvolle Akzente und begeistern die Zuhörer.
Priol knöpft sich Politiker, Parteien, Prominente wie auch Pseudo-Prominente und die Gesellschaft im Allgemeinen vor. Missstände und Widersprüche werden aufs Korn genommen und die Beteiligten bekommen ihr Fett weg. So wird Finanzminister
Christian Lindner als derjenige bezeichnet, der „auf dem Geldsack hockt“und zukunftsweisende Investitionen verhindert. Mit scharfer Zunge lässt sich Priol über Qualifikation, Werdegang, Misserfolge und das Veto-Gebaren des Ministers aus und kommt zu dem Fazit: „…wer gar nichts wird, wird Betriebswirt…, und am Ende welch ein Glück, reicht es für die Politik!“Auch das Gesetz für Erneuerbares Heizen und alle damit einhergehenden Irritationen werden thematisiert und den Grünen wird eine weniger gute Kommunikationsfähigkeit attestiert: „Saugut können die Grünen schlecht kommunizieren!“
Ganz unvermittelt steht auf einmal die Frage nach Angela
Merkel (CDU) im Raum: „Wo ist eigentlich die Merkel? – Als Bundeskanzlerin hat sie uns mit ihrer Politik nicht weiter belästigt. Wenn es Probleme gab, hat sie wenigstens nicht versucht, diese zu lösen.“
Offen bleibt, in wie weit sich dieses Handeln oder auch NichtHandeln auf die Arbeit der aktuellen Regierung aus SPD, Grünen und FDP auswirkt und die Beteiligten harscher Kritik aussetzt. Die Funktionsweise einer Ampel im Straßenverkehr lässt sich möglicherweise auf das Agieren der Akteure innerhalb der Ampelregierung übertragen: „Übrigens, was ist denn eine Ampel im Straßenverkehr ohne grün? Nur orange und rot bedeuten Stillstand! Und was ist, wenn eine Ampel komplett ausfällt? Dann gilt rechts vor links!“Das Publikum antwortet mit einem Raunen und Applaus.
Urban Priol hat in seinem Programm für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die passenden Worte gefunden, er hat Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht vergessen und auch Sahra Wagenknecht (BSW) nicht unter den Teppich gekehrt. Im Gendern hat er Fingerspitzengefühl bewiesen, sich über die Pochers ausgelassen, im Zusammenhang mit dem Wendler die Verflachung der Medienlandschaft angeprangert und Til Schweiger den Intelligenzquotienten eines Knäckebrots zugesprochen.
Zum Ende richtet Priol einen flammenden Appell für Demokratie und Freiheit an sein Publikum in Laupheim.
Gefahren, die mit den Haltungen der AfD einhergehen, werden verdeutlicht: „Faschisten wählt man in der Regel nur einmal, danach braucht man meist nicht mehr wählen!“