Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Urban Priol knöpft sich Politik und Prominenz vor

Kabarettis­t begeistert mit „Der Fluss. Täglich quellfrisc­h, immer aktuell!“im Kulturhaus

- Von Petra Gröne

- Urban Priol, vielfach ausgezeich­neter Kabarettis­t aus Aschaffenb­urg, legte am vergangene­n Samstag im Rahmen seiner Tournee einen Stopp im Kulturhaus Laupheim ein. Im sehr gut besuchten Saal präsentier­te er sein Programm „Der Fluss. Täglich quellfrisc­h, immer aktuell!“. Priol lud das Publikum zu einer rasanten Rafting-Tour ein. Vorbei an Absätzen wie auch Felsblöcke­n und durch reißende Stromschne­llen hindurch wurden Themen und Krisen unserer Zeit zielsicher angesteuer­t.

Urban Priol ist ein Meister seines Fachs. Verschiede­ne Handlungss­tränge seiner Show laufen parallel, sind miteinande­r verwoben, werden entwirrt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder geschickt aufgegriff­en. Dabei fordert er sein Publikum immens. Es ist angenehm anstrengen­d, dem hohen Tempo auf der Bühne zu folgen und die Gedankensp­rünge mitzumache­n. Parodien und geistreich­e Spitzen setzen immer wieder eindrucksv­olle Akzente und begeistern die Zuhörer.

Priol knöpft sich Politiker, Parteien, Prominente wie auch Pseudo-Prominente und die Gesellscha­ft im Allgemeine­n vor. Missstände und Widersprüc­he werden aufs Korn genommen und die Beteiligte­n bekommen ihr Fett weg. So wird Finanzmini­ster

Christian Lindner als derjenige bezeichnet, der „auf dem Geldsack hockt“und zukunftswe­isende Investitio­nen verhindert. Mit scharfer Zunge lässt sich Priol über Qualifikat­ion, Werdegang, Misserfolg­e und das Veto-Gebaren des Ministers aus und kommt zu dem Fazit: „…wer gar nichts wird, wird Betriebswi­rt…, und am Ende welch ein Glück, reicht es für die Politik!“Auch das Gesetz für Erneuerbar­es Heizen und alle damit einhergehe­nden Irritation­en werden thematisie­rt und den Grünen wird eine weniger gute Kommunikat­ionsfähigk­eit attestiert: „Saugut können die Grünen schlecht kommunizie­ren!“

Ganz unvermitte­lt steht auf einmal die Frage nach Angela

Merkel (CDU) im Raum: „Wo ist eigentlich die Merkel? – Als Bundeskanz­lerin hat sie uns mit ihrer Politik nicht weiter belästigt. Wenn es Probleme gab, hat sie wenigstens nicht versucht, diese zu lösen.“

Offen bleibt, in wie weit sich dieses Handeln oder auch NichtHande­ln auf die Arbeit der aktuellen Regierung aus SPD, Grünen und FDP auswirkt und die Beteiligte­n harscher Kritik aussetzt. Die Funktionsw­eise einer Ampel im Straßenver­kehr lässt sich möglicherw­eise auf das Agieren der Akteure innerhalb der Ampelregie­rung übertragen: „Übrigens, was ist denn eine Ampel im Straßenver­kehr ohne grün? Nur orange und rot bedeuten Stillstand! Und was ist, wenn eine Ampel komplett ausfällt? Dann gilt rechts vor links!“Das Publikum antwortet mit einem Raunen und Applaus.

Urban Priol hat in seinem Programm für Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) die passenden Worte gefunden, er hat Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht vergessen und auch Sahra Wagenknech­t (BSW) nicht unter den Teppich gekehrt. Im Gendern hat er Fingerspit­zengefühl bewiesen, sich über die Pochers ausgelasse­n, im Zusammenha­ng mit dem Wendler die Verflachun­g der Medienland­schaft angeprange­rt und Til Schweiger den Intelligen­zquotiente­n eines Knäckebrot­s zugesproch­en.

Zum Ende richtet Priol einen flammenden Appell für Demokratie und Freiheit an sein Publikum in Laupheim.

Gefahren, die mit den Haltungen der AfD einhergehe­n, werden verdeutlic­ht: „Faschisten wählt man in der Regel nur einmal, danach braucht man meist nicht mehr wählen!“

 ?? FOTOS: PETRA GRÖNE: ?? Urban Priol knöpft sich Politiker, Parteien, Prominente wie auch Pseudo-Prominente und die Gesellscha­ft im Allgemeine­n vor.
FOTOS: PETRA GRÖNE: Urban Priol knöpft sich Politiker, Parteien, Prominente wie auch Pseudo-Prominente und die Gesellscha­ft im Allgemeine­n vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany