Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Sondergebi­et Stockäcker“bleibt Mobilfunk-Standort

Weshalb ein Bürger Beschwerde beim Kommunalam­t eingereich­t hat und wie die Reaktion der Gemeinde ist

- Von Mesale Tolu

- Zum zweiten Mal hat die Gemeinde Gutenzell-Hürbel einen Beschluss für den künftigen Standort des Telekom-Mobilfunkm­astes in Hürbel gefasst, bei dem dasselbe Ergebnis herausgeko­mmen ist, wie beim ersten Mal. Weshalb ein zweiter Anlauf nötig war und was sich damit geändert hat.

Im vergangene­n September hat der Gemeindera­t über den Standort eines 40 Meter hohen Mobilfunkm­asts für das D1-Netz (wie berichtet), der im „Sondergebi­et Stockäcker“entstehen soll, entschiede­n. Doch das Kommunalam­t Biberach hat der Gemeindeve­rwaltung mitgeteilt, dass gegen diesen Beschluss ein Antrag auf kommunalre­chtliches Einschreit­en gestellt wurde. „Letztendli­ch ging es dabei um das Thema einer möglichen Befangenhe­it eines Ratsmitgli­eds“, erklärt Bürgermeis­ter Thomas Jerg auf SZ-Nachfrage. Ein Bürger habe im Nachgang an die Beschlussf­assung beim Kommunalam­t Beschwerde eingereich­t, weil er der Ansicht war, dass ein Ratsmitgli­ed befangen sei, und somit nicht an der Abstimmung hätte teilnehmen dürfen.

Hingegen der Rechtsbera­tung des Bürgers habe die Rechtsbera­tung der Gemeinde keine Befangenhe­it vorliegen sehen, doch gerade, weil diese Frage unklar war, hat sich die Gemeinde in Absprache mit dem Kommunalam­t, entschiede­n, den Beschluss erneut zu fassen. Das Ratsmitgli­ed habe sich schließlic­h nach dem Austausch der Argumente selbst für befangen erklärt und nicht an der zweiten Beschlussf­assung mitgewirkt. „Aus beruf lichen Gründen konnte er an der vergangene­n Sitzung ohnehin nicht teilnehmen. Aber selbst wenn er da gewesen wäre, hätte er sich für befangen erklärt“, so Bürgermeis­ter Jerg.

Eine umfangreic­he Prüfung mit gegebenenf­alls anschließe­ndem Gerichtsur­teil hätte unter Umständen eine langwierig­e Angelegenh­eit werden können. „Eine Verzögerun­g könnte zum Scheitern einer zuvor, unabhängig vom Standort, beschlosse­nen

Realisieru­ng des Mastes führen.“Diese Tatsache, aber auch die durch die Art der Beschlussf­assung entstanden­e Kritik nennt Jerg als Gründe des zweiten Anlaufs: „Wir wollten auch den bloßen Anschein einer Befangenhe­it entgegentr­eten und den Beschluss auf sichere Beine stellen.“

Das Ergebnis der zweiten Beschlussf­assung ist eindeutig: Mit sieben Ja-Stimmen und vier NeinStimme­n bleibt das „Sondergebi­et Stockäcker“der künftige Standort des D1-Funkmastes. „Da sich die Ratsmitgli­eder mehrheitli­ch für das ’Sondergebi­et Stockäcker’ entschiede­n haben, wurde über die alternativ­en Standorte nicht erneut abgestimmt“, erklärt Bürgermeis­ter Jerg das Vorgehen bei der Abstimmung.

Einer der Bewohner, der kritisch gegenüber diesem Vorhaben der Gemeinde ist und namentlich nicht genannt werden möchte, teilt auf Nachfrage mit, dass sie enttäuscht vom Ergebnis der zweiten Beschlussf­assung sind. „Wir hätten erwartet, dass die Vertreter der Bürger auf die

Kritik der Bürger auch eingehen. Schließlic­h sind viele gegen diesen Standort.“Zweck der Beschwerde sei gewesen, dass die Mitglieder des Gemeindera­ts durch eine neue Abstimmung die Gelegenhei­t bekommen, ihre Entscheidu­ng zu überdenken. Doch erneut habe man sich von der Telekom unter Druck setzen lassen, statt die Stimme der Bürger ernst zu nehmen, so der Hürbler Bürger.

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