Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Externer Blick auf Arbeitsprozesse und Raumplanung
Gemeinderat beauftragt externe Organisationsuntersuchung – Ergebnisse erst Ende des Jahres
- Effizient, bürgerfreundlich, vielleicht auch in einer veränderten räumlichen Form: Die Laupheimer Stadtverwaltung will ihre Arbeitsorganisation neu strukturieren. Wie diese dann künftig aussehen kann, soll ein Organisationsgutachten durch die Agentur „Schneider & Zajontz“klären. Dieses hat der Gemeinderat am Montag mit großer Mehrheit beschlossen.
„Das Thema geht ja schon etwas länger zurück, wie Sie wissen“, führte Oberbürgermeister Ingo Bergmann in den Tagesordnungspunkt ein. Denn mittlerweile ist es drei Jahre her, dass der Gemeinderat die Beauftragung eines Organisationsgutachtens gefordert hat (die „Schwäbische Zeitung“berichtete). Damals wurde der Beschluss gefasst, Angebote über eine Machbarkeitsstudie, Organisationsentwicklung und Schadstoffuntersuchung einzuholen, nachdem das Bürgerbegehren „Neubau Rathaus“vom 19. Oktober 2020 als unzulässig abgelehnt worden war.
Am vergangenen Montag hatte das Gremium nun über die Beauftragung einer externen Agentur zu entscheiden, die die Organisationsuntersuchung als externer Berater angehen soll. Jedoch sorgte der erste Satz der Tischvorlage teils für Erheiterung, teils für Verwunderung: „Vor dem Hintergrund eines geplanten Neubaus des Rathauses und des zukünftigen Raum- und Personalbedarfes wollen wir eine externe Organisationsuntersuchung unserer Kernverwaltung durchführen lassen“, stand dort geschrieben. Doch Bergmann räumte gleich zu Beginn etwaige Mutmaßungen oder Verunsicherungen über einen Neubau in klammen Zeiten aus dem Weg. Selbstverständlich gehe es nicht um den Rathausneubau, sondern um die Sanierung und das organisatorische „Gesamtgebilde“, so Bergmann.
Um dieses organisatorische Gesamtgebilde strukturell zu durchleuchten seien von der Verwaltung sieben Beratungsfirmen für ein Angebot angefragt worden, berichtete Carolin Wachter, kommissarische Leiterin des Hauptund Personalamts. Letztlich hätten sich die beiden Agenturen „Schneider & Zajontz“und „Kommunalberatung Kurs“der Arbeitsgruppe Rathaus vorgestellt, wobei „Schneider & Zajontz“auch für die anschließende Raumplanung ein zusätzliches Angebot abgegeben habe, so Wachter.
Wie vom Gemeinderat beschlossen, betreffe das Gutachten nur die Kernverwaltung. Die Ortsverwaltungen, Kultureinrichtungen, die Kinderbetreuung und Sozialarbeit sowie der Bauhof und das Amt für Brand- und Bevölkerungsschutz sollen nicht in die Untersuchung einbezogen werden.
Peter-Paul Bochtler (Freie Liste) erinnerte an die Ergebnisse des Bauhofgutachtens von 2020, das ebenfalls von „Schneider & Zajontz“durchgeführt worden war. „Damals waren wir nicht zufrieden und die Ortsvorsteher noch viel weniger. Das war für mich nicht zufriedenstellend“,
sagte Bochtler. Roland Pecha (CDU) forderte, dass sich die Untersuchung auf die organisatorischen Abläufe konzentrieren müsse. „Die Struktur der Dezernate muss nicht überprüft werden. Die Grundstruktur der Dezernate muss der OB vorgeben“, so Pecha. Ziel sei, eine schlanke Verwaltungsstruktur zu schaffen.
„Wir sind gebrannte Kinder was Gutachten betrifft – und Schubladen“, sagte Mario Fischer (Offene Liste). „Was ich in der Vorlage vermisse, ist die Umsetzung.“Für ihn gehöre die Ablauforganisation dazu. „Wann gehen wir in
die Umsetzung der Ergebnisse und wer setzt die dann um?“, fragte Fischer. „Denn meist sind die Ergebnisse, die dann herauskommen, nicht für alle positiv.“
Peter Hertenberger (Freie Wähler) formulierte die absolute Notwendigkeit für „einen finanziell, räumlich und organisatorisch umfassenden Wurf“. Dazu gehören für die Freien Wähler die Organisation der Dezernate, Stellenbewertungen und die Raumplanung. Doch das Gutachten dürfe „nicht ungenutzt in der Schublade verschwinden“, so Hertenberger. „Mitarbeiter und Führung müssen sich hinter dem Ansatz scharen, sonst macht es keinen Sinn, den Weg zu gehen.“
„Ich bin bei Ihnen, wir wollen die Verwaltung durchleuchten“, sagte OB Bergmann. Selbst habe er sowohl eine eigene Vorstellung als auch die Grobstruktur. Klar sei: Es sei kein Gutachten für die Schublade. Dennoch gebe es keinen Automatismus, jeden Vorschlag anzunehmen, so Bergmann. Es gebe hier keine Handhabung für jeden einzelnen Punkt. „Die AG Rathaus sollte das weiter begleiten und dann gehen wir in die Gremien.“Dabei könne es auch passieren, „dass uns auch bei diesem Gutachten Ergebnisse nicht gefallen. Wir wollen uns aber nicht vorfestlegen. Wir wollen den offenen Prozess und eine reelle externe Einschätzung.“
Clemens Graf Leutrum (CDU) verwies ebenfalls auf Gutachten, deren Ergebnisse nie umgesetzt worden seien. Leutrum befürwortet dennoch: „Die Verwaltung braucht den externen Blick.“Jedoch sehe er dies als verwaltungsinterne Angelegenheit. „Auch wenn wir überall gern mitreden. Das ist für die Arbeitsorganisation der Verwaltung, da müssen wir uns zurücknehmen“, forderte Leutrum. Karin Meyer-Barthold (Freie Wähler) schloss sich an: „Man muss bereit sein, die Ergebnisse von außen anzuerkennen.“Gleichzeitig forderte sie: „Oberstes Ziel ist ein schnellerer und besserer Service, die Verwaltung muss näher an den Bürger ran.“
Das Gutachten soll jedoch nicht nur die Organisationsstruktur, sondern auch die Raumplanung umfassen. „Wenn wir die Klinik erwerben, dann hat dies auch Auswirkungen auf dieses Gebäude“, erläuterte Bergmann mit Blick auf das Rathaus. Grundlage sei ein Raumprogramm. „Es ist wichtig, dass Sie mit eingebunden sind.“
„Ich bin dankbar, dass wir die Kurve zum Rathaus kriegen“, sagte Christian Biffar (CDU). Denn laut dem früheren Beschluss gehe es auch „um ein Gesamtkonzept für das Rathaus, so waren wir gestartet“, so Biffar. „Das Gutachten dient auch dazu, dieses in Stein zu meißeln, wo auch immer dann diese Steine angebracht sind.“
Dem aktuell gewählten Gremium werde man allerdings keine Ergebnisse des beauftragten Gutachtens präsentieren können, erklärte Carolin Wachter. „Die Agentur braucht sieben bis acht Wochen Vorlauf, bis sie beginnen kann.“Ergebnisse erwartet sie daher nicht vor Herbst.