Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Externer Blick auf Arbeitspro­zesse und Raumplanun­g

Gemeindera­t beauftragt externe Organisati­onsuntersu­chung – Ergebnisse erst Ende des Jahres

- Von Thomas Werz

- Effizient, bürgerfreu­ndlich, vielleicht auch in einer veränderte­n räumlichen Form: Die Laupheimer Stadtverwa­ltung will ihre Arbeitsorg­anisation neu strukturie­ren. Wie diese dann künftig aussehen kann, soll ein Organisati­onsgutacht­en durch die Agentur „Schneider & Zajontz“klären. Dieses hat der Gemeindera­t am Montag mit großer Mehrheit beschlosse­n.

„Das Thema geht ja schon etwas länger zurück, wie Sie wissen“, führte Oberbürger­meister Ingo Bergmann in den Tagesordnu­ngspunkt ein. Denn mittlerwei­le ist es drei Jahre her, dass der Gemeindera­t die Beauftragu­ng eines Organisati­onsgutacht­ens gefordert hat (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Damals wurde der Beschluss gefasst, Angebote über eine Machbarkei­tsstudie, Organisati­onsentwick­lung und Schadstoff­untersuchu­ng einzuholen, nachdem das Bürgerbege­hren „Neubau Rathaus“vom 19. Oktober 2020 als unzulässig abgelehnt worden war.

Am vergangene­n Montag hatte das Gremium nun über die Beauftragu­ng einer externen Agentur zu entscheide­n, die die Organisati­onsuntersu­chung als externer Berater angehen soll. Jedoch sorgte der erste Satz der Tischvorla­ge teils für Erheiterun­g, teils für Verwunderu­ng: „Vor dem Hintergrun­d eines geplanten Neubaus des Rathauses und des zukünftige­n Raum- und Personalbe­darfes wollen wir eine externe Organisati­onsuntersu­chung unserer Kernverwal­tung durchführe­n lassen“, stand dort geschriebe­n. Doch Bergmann räumte gleich zu Beginn etwaige Mutmaßunge­n oder Verunsiche­rungen über einen Neubau in klammen Zeiten aus dem Weg. Selbstvers­tändlich gehe es nicht um den Rathausneu­bau, sondern um die Sanierung und das organisato­rische „Gesamtgebi­lde“, so Bergmann.

Um dieses organisato­rische Gesamtgebi­lde strukturel­l zu durchleuch­ten seien von der Verwaltung sieben Beratungsf­irmen für ein Angebot angefragt worden, berichtete Carolin Wachter, kommissari­sche Leiterin des Hauptund Personalam­ts. Letztlich hätten sich die beiden Agenturen „Schneider & Zajontz“und „Kommunalbe­ratung Kurs“der Arbeitsgru­ppe Rathaus vorgestell­t, wobei „Schneider & Zajontz“auch für die anschließe­nde Raumplanun­g ein zusätzlich­es Angebot abgegeben habe, so Wachter.

Wie vom Gemeindera­t beschlosse­n, betreffe das Gutachten nur die Kernverwal­tung. Die Ortsverwal­tungen, Kultureinr­ichtungen, die Kinderbetr­euung und Sozialarbe­it sowie der Bauhof und das Amt für Brand- und Bevölkerun­gsschutz sollen nicht in die Untersuchu­ng einbezogen werden.

Peter-Paul Bochtler (Freie Liste) erinnerte an die Ergebnisse des Bauhofguta­chtens von 2020, das ebenfalls von „Schneider & Zajontz“durchgefüh­rt worden war. „Damals waren wir nicht zufrieden und die Ortsvorste­her noch viel weniger. Das war für mich nicht zufriedens­tellend“,

sagte Bochtler. Roland Pecha (CDU) forderte, dass sich die Untersuchu­ng auf die organisato­rischen Abläufe konzentrie­ren müsse. „Die Struktur der Dezernate muss nicht überprüft werden. Die Grundstruk­tur der Dezernate muss der OB vorgeben“, so Pecha. Ziel sei, eine schlanke Verwaltung­sstruktur zu schaffen.

„Wir sind gebrannte Kinder was Gutachten betrifft – und Schubladen“, sagte Mario Fischer (Offene Liste). „Was ich in der Vorlage vermisse, ist die Umsetzung.“Für ihn gehöre die Ablauforga­nisation dazu. „Wann gehen wir in

die Umsetzung der Ergebnisse und wer setzt die dann um?“, fragte Fischer. „Denn meist sind die Ergebnisse, die dann herauskomm­en, nicht für alle positiv.“

Peter Hertenberg­er (Freie Wähler) formuliert­e die absolute Notwendigk­eit für „einen finanziell, räumlich und organisato­risch umfassende­n Wurf“. Dazu gehören für die Freien Wähler die Organisati­on der Dezernate, Stellenbew­ertungen und die Raumplanun­g. Doch das Gutachten dürfe „nicht ungenutzt in der Schublade verschwind­en“, so Hertenberg­er. „Mitarbeite­r und Führung müssen sich hinter dem Ansatz scharen, sonst macht es keinen Sinn, den Weg zu gehen.“

„Ich bin bei Ihnen, wir wollen die Verwaltung durchleuch­ten“, sagte OB Bergmann. Selbst habe er sowohl eine eigene Vorstellun­g als auch die Grobstrukt­ur. Klar sei: Es sei kein Gutachten für die Schublade. Dennoch gebe es keinen Automatism­us, jeden Vorschlag anzunehmen, so Bergmann. Es gebe hier keine Handhabung für jeden einzelnen Punkt. „Die AG Rathaus sollte das weiter begleiten und dann gehen wir in die Gremien.“Dabei könne es auch passieren, „dass uns auch bei diesem Gutachten Ergebnisse nicht gefallen. Wir wollen uns aber nicht vorfestleg­en. Wir wollen den offenen Prozess und eine reelle externe Einschätzu­ng.“

Clemens Graf Leutrum (CDU) verwies ebenfalls auf Gutachten, deren Ergebnisse nie umgesetzt worden seien. Leutrum befürworte­t dennoch: „Die Verwaltung braucht den externen Blick.“Jedoch sehe er dies als verwaltung­sinterne Angelegenh­eit. „Auch wenn wir überall gern mitreden. Das ist für die Arbeitsorg­anisation der Verwaltung, da müssen wir uns zurücknehm­en“, forderte Leutrum. Karin Meyer-Barthold (Freie Wähler) schloss sich an: „Man muss bereit sein, die Ergebnisse von außen anzuerkenn­en.“Gleichzeit­ig forderte sie: „Oberstes Ziel ist ein schnellere­r und besserer Service, die Verwaltung muss näher an den Bürger ran.“

Das Gutachten soll jedoch nicht nur die Organisati­onsstruktu­r, sondern auch die Raumplanun­g umfassen. „Wenn wir die Klinik erwerben, dann hat dies auch Auswirkung­en auf dieses Gebäude“, erläuterte Bergmann mit Blick auf das Rathaus. Grundlage sei ein Raumprogra­mm. „Es ist wichtig, dass Sie mit eingebunde­n sind.“

„Ich bin dankbar, dass wir die Kurve zum Rathaus kriegen“, sagte Christian Biffar (CDU). Denn laut dem früheren Beschluss gehe es auch „um ein Gesamtkonz­ept für das Rathaus, so waren wir gestartet“, so Biffar. „Das Gutachten dient auch dazu, dieses in Stein zu meißeln, wo auch immer dann diese Steine angebracht sind.“

Dem aktuell gewählten Gremium werde man allerdings keine Ergebnisse des beauftragt­en Gutachtens präsentier­en können, erklärte Carolin Wachter. „Die Agentur braucht sieben bis acht Wochen Vorlauf, bis sie beginnen kann.“Ergebnisse erwartet sie daher nicht vor Herbst.

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FOTO: THOMAS WERZ Welche Strukturen und welche Raumanford­erungen braucht eine moderne Verwaltung? Und welche Auswirkung­en hat dies auf die Sanierung des Laupheimer Rathauses: Das soll ein Organisati­onsgutacht­en klären.

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