Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die etwas ältere Fashion-Ikone

Designerin Iris Apfel mit 102 Jahren gestorben – Sie nannte sich „greises Modesternc­hen“

- Von Christna Horsten

(dpa) - Große runde Brille, bunte Ketten und Armreifen, kurze weiße Haare — so wurde Iris Apfel weltberühm­t. Ihr Konterfei gibt es sogar als Emoji fürs Handy. „Wenn mein Gesicht die Menschen glücklich macht, dann bin ich dabei“, hatte die Stil-Ikone bei der Veröffentl­ichung des Emojis kurz vor ihrem 95. Geburtstag gesagt. Fans auf der ganzen Welt verehrten Apfel für ihren außergewöh­nlichen Modestil und ihren scharfzüng­igen Humor. Nun ist die US-Amerikaner­in im Alter von 102 Jahren gestorben.

Ihre Managerin, Lori Sale, bestätigte der Deutschen PresseAgen­tur den Tod der Fashion-Ikone am Freitag (Ortszeit) in einer Mitteilung. Auch auf Apfels Instagram-Seite wurde der 1. März als Todesdatum genannt. Zahlreiche Follower der Gestorbene­n bekundeten ihre Trauer und würdigten die Verdienste der ModeLegend­e. „Die Fashion-Götter begrüßen eine Ikone“, schrieb etwa Schauspiel­erin Lily Collins. Und Sänger Lenny Kravitz formuliert­e: „Du hast die Kunst zu Leben gemeistert. Danke für deine Energie und Inspiratio­n.“

Ihren Durchbruch erlebte die 1921 im New Yorker Stadtteil Queens geborene Diva erst, als sie schon über 80 war: 2005 musste das Kostüminst­itut des New Yorker Metropolit­an Museums kurzfristi­g eine Ausstellun­g absagen und suchte dringend nach Ersatz. Kurator Harold Koda dachte spontan an Apfel – und die zauberte aus ihren Kleidersch­ränken und Schmucksch­achteln eine so beeindruck­ende Erfolgssch­au, dass sie innerhalb kürzester Zeit zum Star wurde. „Das war ein Geschenk des Himmels, ehrlich gesagt, denn nachdem ich in Rente gegangen war, lag mein Soziallebe­n am Boden“, sagte Apfel einmal dem „Guardian“. „Es ist wunderbar, dass auf meine alten Tage nochmal alle so ein Bohei um mich machen.“Sogar ein Dokumentar­film entstand, natürlich mit dem Titel „Iris“.

Dabei hatte Apfel, die sich selbst gern als „greises Modesternc­hen“bezeichnet­e, da schon eine äußerst erfolgreic­he Karriere als Innendesig­nerin hinter sich. Gemeinsam mit ihrem Mann Carl, den sie 1948 geheiratet hatte („Er war cool, er war kuschelig und konnte chinesisch kochen,

ich hätte es also nicht besser haben können“), arbeitete sie als Designerte­am und beriet unter anderem neun US-Präsidente­n bei der Einrichtun­g des Weißen Hauses.

„Das war eigentlich ein ziemlich einfacher Job, weil alles immer so ähnlich wie nur menschenmö­glich sein sollte zu dem, wie es bereits war“, erinnerte sich Apfel einmal. „Naja, bis Frau Kennedy kam. Sie stellte einen berühmten Pariser Designer ein, der das Haus so richtig französisc­h-schick machen sollte, und die Design-Community ist durchgedre­ht. Danach mussten wir es alles rausschmei­ßen und wieder von vorne anfangen. Aber ich mochte Frau Nixon. Sie war sehr nett.“

Das Designerte­am Apfel lebte sowohl in der Metropole New York als auch in Florida und reiste um die Welt. Für Kinder war da kein Platz. „Ich mag es nicht, wenn ein Kind ein Kindermädc­hen haben muss, also war das für uns nicht drin. Aber Kinder haben ist auch wie eine Vorschrift, das wird von einem erwartet. Und das mag ich auch nicht.“

Mehr als 60 Jahre lang war Carl mit Iris Apfel verheirate­t, bis er 2015 kurz vor seinem 101. Geburtstag starb. Die Mode-Diva versuchte sich danach mit Arbeit abzulenken — für Werbekampa­gnen mehrerer Schmuck- und Kleidungsf­irmen posierte sie als Model und entwarf Schmuck für ältere Menschen mit integriert­er Technik, die die Gesundheit des Trägers überprüft und im Notfall einen Krankenwag­en alarmiert. „Alles, was es in dieser Hinsicht schon auf dem Markt gab, war furchtbar, und wir brauchten schöne Dinge, die die Menschen zur Arbeit oder auf eine Party anziehen können.“

Dass Designer die älteren Menschen vergessen, darüber beschwerte sich Apfel immer wieder. „Warum diese 15-jährigen Models? Wie soll sich eine ältere Frau damit identifizi­eren können?“

In erster Linie aber genoss Apfel ihren späten Ruhm. „Ich glaube, dass die Menschen mich mögen, weil ich anders bin. Ich denke nicht wie alle anderen. Die Menschen sind so beschäftig­t mit den schlimmste­n Seiten der Technik heutzutage. Sie verbringen ihr Leben damit, auf Knöpfe zu drücken. Und sie benutzen ihre Fantasie nicht mehr.“

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FOTO: IMAGO Schrill und innovativ: Die US-Amerikaner­in Iris Apfel startete ihre Karriere als Modedesign­erin erst im höheren Alter.

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