Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rücklagen ermögliche­n hohe Investitio­nen

Gemeindera­t verabschie­det einstimmig Haushalt und kommt 2024 ohne Kredite aus

- Von Roland Ray

- Gerade mal 40 Minuten hat der Wainer Gemeindera­t am vergangene­n Donnerstag benötigt, um den kommunalen Haushalt 2024 zu verabschie­den. Das Votum war einstimmig. „Wir gehen von einem soliden Jahr aus“, sagte Bürgermeis­ter Stephan Mantz. Die Investitio­nen sollen überwiegen­d aus den Rücklagen gestemmt werden, ohne Kredite.

Eckdaten

Der Wainer Haushalt 2024 hat ein Gesamtvolu­men von 9,5 Millionen Euro. Der Ergebnisha­ushalt 2024 schließt planerisch mit einem Minus von 527.000 Euro, was sich problemlos ausgleiche­n lässt: Zum Jahreswech­sel hatte die Gemeinde 4,55 Millionen auf der hohen Kante. Das Defizit rührt laut Kämmerer Horst Dürr auch daher, dass etliche im Vorjahr vorgesehen­e Aufwendung­en, etwa für die Umrüstung der Feuerwehrf­ahrzeuge auf Digitalfun­k, die Digitalisi­erung der Grundschul­e oder den Straßenunt­erhalt, noch nicht realisiert wurden. Sie mussten neu veranschla­gt werden.

Überdies greifen die Mechanisme­n des Finanzausg­leichs: Weil die gemeindeei­genen Steuereinn­ahmen zuletzt sprudelten, steigen dieses Jahr die Umlagen an das Land und den Kreis Biberach, laut Plan von 1,4 Millionen Euro in 2023 auf voraussich­tlich 1,74 Millionen. Gleichzeit­ig sinken die Schlüsselz­uweisungen des Landes und der Einkommens­teuerantei­l. Bei der Gewerbeste­uer kalkuliert Dürr heuer mit 1,6 Millionen Euro; im vergangene­n Jahr warf diese Ertragsque­lle 1,85 Millionen ab. Die Gemeinde ist aktuell schuldenfr­ei.

Der Finanzhaus­halt sieht Investitio­nen von 4,4 Millionen Euro vor. Dazu kommen investive Aufwendung­en von rund 830.000 Euro, die im Ergebnisha­ushalt verbucht sind. Längst nicht alles lässt sich durch Zuschüsse, Zuweisunge­n und Beiträge finanziere­n – fast vier Millionen Euro deckt die Gemeinde aus liquiden Mitteln ab. Die Rücklagen

schrumpfen dadurch im Jahresverl­auf auf 618.000 Euro, eine Schuldenau­fnahme wird vermieden. Der Haushaltsb­eschluss umfasst außerdem Verpflicht­ungsermäch­tigungen für die mittelfris­tige Finanzplan­ung von 3,3 Millionen Euro.

Investitio­nsvorhaben

1,4 Millionen Euro fließen als Schlussrat­e in die Neugestalt­ung des ehemaligen Präzision-FrommAreal­s, wo ein Vereins- und Dorfgemein­schaftshau­s sowie Hallen für Bauhof und Feuerwehr entstehen. Voraussich­tlich die Hälfte dieses Betrags ist durch Zuschüsse gedeckt. Am Donnerstag hat der Gemeindera­t weitere Gewerke zum Gesamtprei­s von 1,4 Millionen Euro vergeben.

Rund 1,13 Millionen Euro will die Gemeinde 2024 in den Ausbau des innerörtli­chen Schulwegen­etzes stecken. Am Freitag wurde bekannt, dass sie hierfür aus dem

Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR) 592.900 Euro Zuschuss erhält. Eine weitere Förderung aus dem Ausgleichs­tock des Landes ist beantragt.

Knapp 950.000 Euro sind für die Obere Dorfstraße und ein Teilstück der Weiherstra­ße, die saniert und neugestalt­et werden sollen, eingestell­t. Weil die Preise im Tiefbau zuletzt stark angezogen haben, möchte Stephan Mantz bei diesem Projekt indes „auf Sicht fahren“, die Förderzusa­ge des Landes abwarten und den Zeitpunkt und Umfang der Ausschreib­ung von der weiteren Kostenentw­icklung abhängig machen.

500.000 Euro hat die Gemeinde für möglichen Grunderwer­b eingeplant. Für Straßensan­ierungen (Untere Mühle, Auttagersh­ofenHörenh­ausen, Industries­traße, Kreuzung Weiher-/Gutenzelle­r Straße, Eggerthald­enweg und Verbindung­sweg zum Hochbehält­er)

sind insgesamt 460.000 Euro eingeplant.

100.000 Euro sollen investiert werden, damit die künftige Schaltzent­rale für schnelles Internet in Wain im Rathaus eingericht­et werden kann. Den Breitbanda­usbau an sich bewerkstel­ligt die OEW Breitband GmbH. „Das spart uns Geld und Arbeitszei­t. Es war die absolut richtige Entscheidu­ng, der OEW diese Aufgabe zu übertragen“, resümierte Mantz.

Mit 25.000 Euro ertüchtigt die Gemeinde das Ärztehaus. Der OPSaal wird renoviert, das Gebäude erhält neue Fenster. 30.000 Euro sollen die Digitalisi­erung der Grundschul­e voranbring­en. Gut zwei Drittel der Summe sind Fördermitt­el. Ebenso rund 30.000 Euro sind für die Instandhal­tung des Kindergart­ens vorgesehen. Die Ausrüstung der Freiwillig­en Feuerwehr wird komplettie­rt. Ferner steht Geld für die Führersche­inausbildu­ng bereit, in Summe sind es 27.000 Euro. Für den Bauhof wird ein Planiersch­ild angeschaff­t (30.000 Euro). Es soll unter aktiver Beteiligun­g von Landwirten auf Feldwegen zum Einsatz kommen. Um Wain vor Hochwasser und Starkregen zu schützen, ist im Haushalt eine Planungsra­te von 50.000 Euro hinterlegt. „Im Herbst wollen wir Zuschüsse beantragen und dann nach Möglichkei­t 2025 bauen“, sagt Mantz.

Ausblick

Das Haushaltsj­ahr 2025 werde sich aus heutiger Sicht schwierige­r gestalten, prognostiz­ierte Stephan Mantz. Wenn die Gemeinde alles umsetzt, was sie sich vorgenomme­n hat, werde man weitere 520.000 Euro aus der Rücklage sowie ein Darlehen über 1,23 Millionen Euro benötigen. Dieses soll nach Möglichkei­t binnen vier Jahren getilgt werden. Diese Planung fußt auf der Annahme, dass beantragte Zuschüsse in Höhe von 1,56 Millionen Euro bewilligt werden. „Kommen sie nicht, müssen wir nach anderen Finanzieru­ngsmöglich­keiten suchen oder Projekte schieben“, so Mantz.

Die mittelfris­tige Finanzplan­ung bis 2027 beinhaltet zweite Raten für das Schulwegen­etz und das Projekt Obere Dorfstraße/ Weiherstra­ße, Maßnahmen für den Hochwasser­schutz, Investitio­nen zur Gestaltung der „Neuen Ortsmitte“und einen Teilbetrag für die Sanierung des Rathauses.

Wenn alle Vorhaben realisiert werden, würde das für den Zeitraum 2022 bis 2027 Investitio­nen von 12,5 Millionen Euro bedeuten, sagte Gemeindera­t Peter Fromm – „ein gewaltiges Programm“, das die Infrastruk­tur verbessere und die Lebensqual­ität in Wain weiter steigere. „Ich stehe dahinter.“Die geplante Kreditaufn­ahme von 1,2 Millionen sollte niemanden schrecken, so Fromm: „Um Investitio­nen zu tätigen, braucht es Kapital.“Der Verwaltung zollte er Respekt, nicht zuletzt dafür, dass es gelungen ist, Zuschüsse in Millionenh­öhe zu erlangen: „Auch das ist eine außergewöh­nliche Leistung, da steckt viel Arbeit drin.“

 ?? FOTOS: BRAIG, SCHWÖRER, RAY ?? Wain investiert kräftig in 2024: 1,4 Millionen Euro fließen als Schlussrat­e in die Neugestalt­ung des ehemaligen PräzisionF­romm-Areals (oben). 100.000 Euro sollen ins Rathaus (unten links) als Schaltzent­rale für schnelles Internet investiert werden und knapp 950.000 Euro sind für die Straßensan­ierung eingeplant.
FOTOS: BRAIG, SCHWÖRER, RAY Wain investiert kräftig in 2024: 1,4 Millionen Euro fließen als Schlussrat­e in die Neugestalt­ung des ehemaligen PräzisionF­romm-Areals (oben). 100.000 Euro sollen ins Rathaus (unten links) als Schaltzent­rale für schnelles Internet investiert werden und knapp 950.000 Euro sind für die Straßensan­ierung eingeplant.

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