Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Hinschauen, zuhören, entschlossen handeln“
Amtskette ist übergeben – Martin Ansbachers Amtszeit als neuer OB Ulms hat begonnen
- „In der eigenen Stadt nun Oberbürgermeister sein zu dürfen, ist eine große Ehre“, sagte das neue Stadtoberhaupt Martin Ansbacher (SPD) bei seiner Antrittsrede. In einer Sondersitzung des Ulmer Gemeinderats ist der neue OB am Donnerstag feierlich im Amt vereidigt worden.
Alt-OB Gunter Czisch (CDU) legte seinem Nachfolger unter dem Geläut der Schwörglocke im Ulmer Münster die symbolträchtige goldene Amtskette um. „Ein Tag des Amtswechsels ist in der Demokratie etwas Normales“, sagte Czisch in seiner Ansprache. „Zugleich ist es nichts Alltägliches.“Die Verantwortung für die Stadt liege damit jetzt beim neuen Oberbürgermeister.
In den kommenden acht Jahren will sich Ansbacher vor allem auf das Ulmer Leitbild besinnen. Passend zum Glockenklang zitierte er die Ulmer Schwörrede, die traditionell am Schwörmontag im Juli vom OB gehalten wird. „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“, wie es darin heißt, sei sein Ansporn. Das bedeute für ihn, mit allen Kräften für die Bürger einzustehen. „Hinschauen, zuhören, entschlossen handeln“sei seine Maxime.
Dazu zähle auch gegenseitiges Vertrauen, sagte er und richtete sich zunächst an seine Ehefrau. „Franziska, ohne dich stünde ich nicht hier“, sagte der Familienvater, der bei seinen ersten Worten als OB emotional wurde. „Du hast es möglich gemacht, dass wir diese harte Wahlkampfzeit überstanden haben“, sagte er mit brüchiger Stimme.
„Wenn es eine Stadt gibt, die optimistisch in die Zukunft blicken kann, dann ist es unsere Stadt Ulm“, fuhr Ansbacher in seiner Rede fort. Vorgänger Czisch habe ihm aber eine finanziell und wirtschaftlich gut dastehende Stadt hinterlassen. Trotzdem ging Ansbacher auch auf die großen Herausforderungen ein, die der Stadt bevorstehen: Die Landesgartenschau 2030, Baustellen, die Unterbringung von Geflüchteten und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums seien nur einige der künftigen Aufgaben. Ansbacher appellierte an die Bürger, auch in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten, in allen Belangen. „Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Hetze haben in Ulm, der Stadt von Hans und Sophie
Scholl, keinen Platz“, betonte er.
Rund 600 Gäste waren bei der Amtseinführung im Rathaus dabei, darunter auch Polit-Prominenz aus Stadt und Region. „Ich bin sehr gerne bereit, ihn zu unterstützen, damit er dieser Verantwortung gerecht wird“, sagte Lena Schwelling (Grüne), die ebenfalls für das OB-Amt kandidiert hatte. Laupheims Oberbürgermeister Ingo Bergmann (SPD) war jahrelang für die Stadt Ulm tätig.
„Ich wünsche ihm Gelassenheit, Tiefenentspannung und viele gute Begegnungen“, sagte er. Katrin Albsteiger (CSU), Oberbürgermeisterin von Neu-Ulm, blickt der Zusammenarbeit der beiden Städte positiv entgegen. „Anforderungen und Erwartungen habe ich natürlich auch“, betonte sie. „Ich bin guter Dinge, dass wir das gemeinsam hinbekommen werden.“
Dann durfte sich der neue OB feiern lassen. Begleitet vom Lied „Don’t Stop Believin’“der Band Journey empfingen ihn die vielen Gäste unter Applaus im Foyer des Rathauses – bevor am Freitag sein erster offizieller Arbeitstag anstand.
Erster Tagesordnungspunkt war ein „Stubendurchgang“durch die Rathausbüros, wie ihn Ansbacher bereits in seiner Antrittsrede humorvoll angekündigt
hatte. „Ich wollte mich jedem Einzelnen hier im Rathaus persönlich vorstellen“, berichtet der neue OB am Freitagnachmittag. Ihm sei es aber wichtig gewesen, direkt den Kontakt zu den Mitarbeitern im Rathaus zu suchen, gibt aber zu: „Ich war schon ein bisschen aufgeregt.“
Danach standen mit zwei Aufsichtratssitzungen bereits die allerersten offiziellen Amtshandlungen des OB an. „Am Anfang ist es natürlich schon eine Informationsflut, die auf einen einprasselt“, sagt Ansbacher. Aber das gehöre dazu. „Stress ist
nichts Fremdes für mich“, so der neue OB, der bis zuletzt als Anwalt gearbeitet hatte.
„Jetzt geht es ohnehin aber erst mal darum, dass man mit der Arbeit loslegen kann“, so Ansbacher. Am ersten Wochenende im neuen Amt standen allerdings noch keine offiziellen Termine an. Ansbacher will gemeinsam mit seiner Familie nach anstrengenden Wochen und Monaten „mal kurz durchschnaufen“, sagt er.
Am Montag startet dann seine erste volle Woche als neuer Oberbürgermeister.