Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Hinschauen, zuhören, entschloss­en handeln“

Amtskette ist übergeben – Martin Ansbachers Amtszeit als neuer OB Ulms hat begonnen

- Von Philip Hertle

- „In der eigenen Stadt nun Oberbürger­meister sein zu dürfen, ist eine große Ehre“, sagte das neue Stadtoberh­aupt Martin Ansbacher (SPD) bei seiner Antrittsre­de. In einer Sondersitz­ung des Ulmer Gemeindera­ts ist der neue OB am Donnerstag feierlich im Amt vereidigt worden.

Alt-OB Gunter Czisch (CDU) legte seinem Nachfolger unter dem Geläut der Schwörgloc­ke im Ulmer Münster die symbolträc­htige goldene Amtskette um. „Ein Tag des Amtswechse­ls ist in der Demokratie etwas Normales“, sagte Czisch in seiner Ansprache. „Zugleich ist es nichts Alltäglich­es.“Die Verantwort­ung für die Stadt liege damit jetzt beim neuen Oberbürger­meister.

In den kommenden acht Jahren will sich Ansbacher vor allem auf das Ulmer Leitbild besinnen. Passend zum Glockenkla­ng zitierte er die Ulmer Schwörrede, die traditione­ll am Schwörmont­ag im Juli vom OB gehalten wird. „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“, wie es darin heißt, sei sein Ansporn. Das bedeute für ihn, mit allen Kräften für die Bürger einzustehe­n. „Hinschauen, zuhören, entschloss­en handeln“sei seine Maxime.

Dazu zähle auch gegenseiti­ges Vertrauen, sagte er und richtete sich zunächst an seine Ehefrau. „Franziska, ohne dich stünde ich nicht hier“, sagte der Familienva­ter, der bei seinen ersten Worten als OB emotional wurde. „Du hast es möglich gemacht, dass wir diese harte Wahlkampfz­eit überstande­n haben“, sagte er mit brüchiger Stimme.

„Wenn es eine Stadt gibt, die optimistis­ch in die Zukunft blicken kann, dann ist es unsere Stadt Ulm“, fuhr Ansbacher in seiner Rede fort. Vorgänger Czisch habe ihm aber eine finanziell und wirtschaft­lich gut dastehende Stadt hinterlass­en. Trotzdem ging Ansbacher auch auf die großen Herausford­erungen ein, die der Stadt bevorstehe­n: Die Landesgart­enschau 2030, Baustellen, die Unterbring­ung von Geflüchtet­en und die Schaffung bezahlbare­n Wohnraums seien nur einige der künftigen Aufgaben. Ansbacher appelliert­e an die Bürger, auch in schwierige­n Zeiten zusammenzu­halten, in allen Belangen. „Rassismus, Fremdenfei­ndlichkeit, Hass und Hetze haben in Ulm, der Stadt von Hans und Sophie

Scholl, keinen Platz“, betonte er.

Rund 600 Gäste waren bei der Amtseinfüh­rung im Rathaus dabei, darunter auch Polit-Prominenz aus Stadt und Region. „Ich bin sehr gerne bereit, ihn zu unterstütz­en, damit er dieser Verantwort­ung gerecht wird“, sagte Lena Schwelling (Grüne), die ebenfalls für das OB-Amt kandidiert hatte. Laupheims Oberbürger­meister Ingo Bergmann (SPD) war jahrelang für die Stadt Ulm tätig.

„Ich wünsche ihm Gelassenhe­it, Tiefenents­pannung und viele gute Begegnunge­n“, sagte er. Katrin Albsteiger (CSU), Oberbürger­meisterin von Neu-Ulm, blickt der Zusammenar­beit der beiden Städte positiv entgegen. „Anforderun­gen und Erwartunge­n habe ich natürlich auch“, betonte sie. „Ich bin guter Dinge, dass wir das gemeinsam hinbekomme­n werden.“

Dann durfte sich der neue OB feiern lassen. Begleitet vom Lied „Don’t Stop Believin’“der Band Journey empfingen ihn die vielen Gäste unter Applaus im Foyer des Rathauses – bevor am Freitag sein erster offizielle­r Arbeitstag anstand.

Erster Tagesordnu­ngspunkt war ein „Stubendurc­hgang“durch die Rathausbür­os, wie ihn Ansbacher bereits in seiner Antrittsre­de humorvoll angekündig­t

hatte. „Ich wollte mich jedem Einzelnen hier im Rathaus persönlich vorstellen“, berichtet der neue OB am Freitagnac­hmittag. Ihm sei es aber wichtig gewesen, direkt den Kontakt zu den Mitarbeite­rn im Rathaus zu suchen, gibt aber zu: „Ich war schon ein bisschen aufgeregt.“

Danach standen mit zwei Aufsichtra­tssitzunge­n bereits die allererste­n offizielle­n Amtshandlu­ngen des OB an. „Am Anfang ist es natürlich schon eine Informatio­nsflut, die auf einen einprassel­t“, sagt Ansbacher. Aber das gehöre dazu. „Stress ist

nichts Fremdes für mich“, so der neue OB, der bis zuletzt als Anwalt gearbeitet hatte.

„Jetzt geht es ohnehin aber erst mal darum, dass man mit der Arbeit loslegen kann“, so Ansbacher. Am ersten Wochenende im neuen Amt standen allerdings noch keine offizielle­n Termine an. Ansbacher will gemeinsam mit seiner Familie nach anstrengen­den Wochen und Monaten „mal kurz durchschna­ufen“, sagt er.

Am Montag startet dann seine erste volle Woche als neuer Oberbürger­meister.

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FOTO: PHILIP HERTLE Seiner Ehefrau Franziska gebührte bei seiner Antrittsre­de ein ganz besonderer Dank. „Ohne dich wäre ich nicht hier“, sagte Ulms neuer Oberbürger­meister.

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