Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Spatzen fliegen Löwen spät davon
Fußball, 3. Liga: SSV Ulm klettert dank Lastminute-Treffer auf Tabellenplatz zwei
- Zwei Minuten machten am 28. Spieltag der Dritten Liga für den SSV Ulm in München den Unterschied. Ein intensives Topspiel auf hohem Niveau vor ausverkauftem Haus – 15.000 Fans, 1500 allein aus Ulm – entschied SpatzenJoker Lucas Röser in fast allerletzter Minute. Mit dem 1:0-Erfolg in Überzahl gegen die Sechzger f liegt Ulm der Konkurrenz davon und schaut nach ganz oben.
Alles deutete auf das nächste 0:0 hin für die Ulmer, die mit großem Selbstvertrauen zur formstärksten Mannschaft der Liga gereist waren. Ein absolutes Topspiel wurde versprochen und beide Teams lieferten von Beginn an ab. Ulms Cheftrainer Thomas Wörle sprach von einer „sehr umkämpften“Partie, in der „saustark verteidigt“wurde, weil beide Defensivreihen dominant und „unheimlich geschlossen und willig“agierten. „Jede Situation war umkämpft, es gab wenig Räume“, resümierte Wörle. Sein Gegenüber, 1860-Coach Argirios Giannikis, bestätigte ein Spiel auf „taktisch gutem Niveau“.
Bei bestem Fußballwetter entwickelte sich im Grünwalder Stadion ein hochintensives Spiel, das gleich mehrere Geschichten schrieb. Ganz vorne steht die von Lucas Röser. Als das Match schon in die Nachspielzeit ging, betrat er den Platz. Eben jene zwei Minuten später rauschte er nach Eckball von Leo Scienza heran und köpfte Ulm ins Glück. „Unfassbare Gefühle“habe das Tor bei ihm ausgelöst, sagte Röser. „Das hat man nicht so oft, dass man noch so zum Kopfball kommt. Es war der perfekte Laufweg, ich treffe den Ball richtig gut.“Sein Trainer schwärmte ebenfalls: „Wie bedingungslos er da reingeht, ist sensationell – für uns der Lucky Punch.“
Auch große Erwähnung muss eine Aktion finden, die in der 64. Minute das Spiel nachhaltig veränderte. Weil Schiedsrichter Tom Bauer ein vermeintliches Foul am Mitspieler nicht ahndete, setzte Löwe Marlon Frey bei vollem Sprint zur Grätsche an Scienza an. Da die Attacke dem Mann und nicht dem Ball galt, entschied Bauer
auf glatt Rot. Zwar ziehe er noch zurück, empfand auch Freys Trainer Giannikis, dennoch sei die Entscheidung auf Platzverweis vertretbar. Eine „blöde Rote Karte“, schob der Coach hinter.
Was den Kader anging, konnte Ulm aus dem Vollen schöpfen, während bei 1860 Torjäger Julian Guttau und Innenverteidiger Max Reinthaler fehlten. Nur wenige Momente vor Anpfiff musste Kilian Ludewig passen, für ihn rückte Sein Ersatzmann Kaan Kurt sah früh Gelb, musste weiterhin in viele Zweikämpfe und wurde daher bereits einer halben Stunde wieder ausgewechselt. 1860 hatte zwar mehr Chancen, die besseren aber erarbeitete sich Ulm. Auf Münchener Seite sorgte ein Kopfballtor von Kapitän Jesper Verlaat (18.) kurzzeitig für Jubel. Da jedoch Mittelstürmer Mansour Ouro-Tagba Ulms Tom Gaal unerlaubt weggeblockt hatte, handelte es sich um einen nicht regulären Treffer. Bei der anderen großen Möglichkeit scheiterte der schnelle Abdenego Nankishi (24.) an Spatzen-Torhüter Christian Ortag. Im allerletzten Moment hatte Ulm ebenfalls noch Riesenglück, dass Leroy Kwadwo (90.+7) aus kürzester Distanz den Ball weit übers Tor jagte.
Ulm wiederum hätte in der 22. Minute nach einer Ecke bereits in Führung gehen können. Der lange Ball landete nach der Hereingabe bei Spatzen-Kapitän Jo Reichert, der den Ball scharf zu Philipp Strompf spielte, dieser aber mit seinem Abschluss das Tor verfehlte. Ebenso sehenswert war Leo Scienzas (31.) Solo und Versuch, aus 18 Metern fürs 1:0 zu sorgen.
Ulm ist nun ärgster Verfolger von Ligaprimus Jahn Regensburg mit nur zwei Zählern Rückstand. Dieser hat im Parallelspiel in Mannheim 1:3 verloren. Dresden wiederum hatte in Halle eine Niederlage (0:1) erlitten.