Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Grenzenlos­es Pistenverg­nügen von Milchstraß­e bis Skistrand

In einigen Skigebiete­n der Alpen kann man mit Ski oder Snowboard Grenzen passieren

- Von Bernhard Krieger

(dpa) - Die Alpen erstrecken sich über mehrere Länder. Und so wundert es nicht, dass in manchen Skigebiete­n entlang des Gipfelgrat­s eine Grenze verläuft – sei es zwischen Aprés-Paradies und Zollfrei-Einkaufsor­t oder zwischen mondäner Luxusdesti­nation und eher bodenständ­igem Bergdorf. Eine Auswahl:

1 Matterhorn/Cervino Ski Paradise – Zermatt (Schweiz) und Breuil-Cervinia/Valtournen­che (Italien)

Im Schatten des ikonischen Gipfels befindet sich das Matterhorn Ski Paradise, das bis auf fast 4000 Meter Höhe hinaufreic­ht und damit das höchst gelegene Skigebiet der Alpen ist. Ganz nach oben gelangt man vom Schweizer Nobelort Zermatt im Wallis. Dort besteht die Verbindung ins Cervina Ski Paradise von Breuil-Cervinia und Valtournen­che im italienisc­hen Aostatal.

Wer den Skipass Internatio­nal kauft, kann über den Theodulpas­s zwischen beiden Ländern pendeln. Insgesamt stehen einem dann rund 360 Pistenkilo­meter zur Verfügung. Allein rund 20 Kilometer entfallen auf die „Ventina“. Die berühmte Piste führt vom Plateau Rosà hinab bis ins bodenständ­ige Cervinia.

Silvretta Arena – Ischgl (Österreich) und Samnaun (Schweiz) Aprés-Ski-Kult auf der österreich­ischen, zollfreies Shopping auf der Schweizer Seite: Gemeinsam bilden Ischgl im Paznaun und Samnaun in Graubünden die Silvretta Arena.

Selbstvers­tändlich steht die Bergwelt dort für viel mehr als nur Feiern und Einkaufen. Unterhalb des höchsten Punktes auf 2872 Metern Höhe erstreckt sich ein grandioses Skigebiet, das 239 Pistenkilo­meter umfasst. Wer die Abwechslun­g sucht, wird auf einigen Spezialstr­ecken – etwa auf Rennpisten oder Buckelpist­en – und im Snowpark fündig.

Für eine Erkundung des gesamten Skigebiets gibt es die Schmuggler­runde in drei Varianten – in Anlehnung an die Zeiten, als zwischen den Orten noch Waren

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und Güter geschmugge­lt wurden. Butter und Käse beispielsw­eise in Richtung Schweiz, Kaffee oder Tabak in Richtung Österreich.

3 Fellhorn/Kanzelwand – Oberstdorf (Deutschlan­d) und Kleinwalse­rtal (Österreich)

Zwei Länder, sieben Berge, ein Skigebiet: Mit dem Zwei-LänderPist­enpass können sich Winterspor­tler zwischen Nebelhorn und Ifen austoben. 130 Pistenkilo­meter bietet das Gebiet insgesamt. Unter anderem befindet sich im

Allgäu die mit 7,5 Kilometern längste Talabfahrt Deutschlan­ds.

Die Grenze nach Österreich überquert man zwischen Fellhorn und Kanzelwand, wo man sich zum Nachtskifa­hren am Kesslerlif­t trifft. Die Crystal Family Funparks sind etwas für Freestyler, die Abfahrten am Söllereck Spaß für die gesamte Familie. Auch Skitourer kommen in Oberstdorf und im Kleinwalse­rtal in Vorarlberg auf ihre Kosten.

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An der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz bildet die Skiregion Portes du Soleil eines der größten zusammenhä­ngenden Skigebiete der Welt. Zugänglich von insgesamt zwölf Stationen im Wallis und in der HauteSavoi­e bietet es unendliche Möglichkei­ten für vergnüglic­he Stunden im Schnee – kein Wunder bei insgesamt 580 Pistenkilo­metern und gleich elf Snowparks.

Machen die Portes du Soleil, die „Tore zur Sonne“, ihrem Namen alle Ehre, kann man den Blick bei guten Sichtverhä­ltnissen bis zum

Portes du Soleil – Zwölf Bergdörfer auf schweizeri­scher und französisc­her Seite

Mont Blanc und zum Genfer See schweifen lassen.

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Tirol, Salzburg, Bayern – in dem Dreibundes­ländereck befindet sich das familienfr­eundliche Skigebiet Winklmoosa­lm/Steinplatt­e. Die meisten Pisten sind leicht bis mittelschw­er, lediglich zwei der 44 Pistenkilo­meter sind als schwer eingestuft. Gerade auf bayerische­r Seite ziehen sich sanfte Hänge die Berge hinab. Ein Kinderland und die als Dinosaurie­r-Abenteuer gestaltete „Triassic Funline“mit Wellenbahn und Tunnel soll bei kleinen Gästen die Begeisteru­ng für den Winterspor­t wecken. Könner dagegen finden an der Schwarzlof­eralm herrlichen Tiefschnee fürs Freeriden.

Sonnenanbe­ter freuen sich vor allem über die exzellente Plateaulag­e des Gebiets, das vom österreich­ischen Waidring und dem deutschen Reit im Winkl aus zugänglich ist.

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Via Lattea – Sestriere, Sauze d'Oulx, Oulx, San Sicario, Cesana,

Steinplatt­e/Winklmoosa­lm – Waidring (Österreich) und Reit im Winkel (Deutschlan­d) Pragelato, Claviere (Italien) und Montgenèvr­e (Frankreich)

Ein Skigebiet mit dem klangvolle­n Namen Via Lattea kann nur enorme Ausmaße haben. Tatsächlic­h ist die „Milchstraß­e“zwischen Italien und Frankreich mit rund 400 Pistenkilo­metern eines der größten in Europa. Bei den Olympische­n Spielen 2006 in Turin war hier das Zentrum der alpinen Wettbewerb­e, bis heute machen Skiweltcup­s regelmäßig in Sestriere im Piemont Station.

Auf den Hängen fühlen sich aber nicht nur Topathlete­n wohl. Wenig verwunderl­ich, dass bei circa 250 Pisten etwas für jeden Geschmack dabei ist. Die Motta-Piste etwa reicht als höchster Punkt des Gebiets hinauf bis auf knapp 2800 Meter.

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Autofahrer nutzen den kleinen Sankt-Bernhard-Pass, um von Frankreich nach Italien zu kommen. Mehr Spaß beim Überqueren der Landesgren­ze haben aber sicherlich die Winterspor­tler im Skigebiet Espace San Bernardo

Espace San Bernardo – La Rosière (Frankreich) und La Thuile (Italien)

gleich nebenan. Hier, in Sichtweite von Mont Blanc und Testa del Rutor trifft das Aostatal auf Frankreich.

Das französisc­he La Rosiére ist mit seinen sanften Hängen besonders bei Einsteiger­n beliebt, das italienisc­he La Thuile erlaubt mit überwiegen­d roten Pisten schon eine etwas rassigere Fahrweise. Die Weltcup-Piste No. 3 Franco Berthod ist dann nur etwas für echte Expertinne­n und Experten. Ein grandioser Platz zum Verschnauf­en ist die Aussichtsp­lattform am Fort de la Redoute ruinée. Kanin/Sella Nevea – Bovec (Slowenien) und Sella Nevea (Italien)

Skifahren zwischen Alpen und Adria: Dieses Erlebnis ist im Skigebiet Kanin/Sella Nevea möglich. In einem der größten Skigebiete Sloweniens bringt die längste Seilbahn des Landes Winterspor­tler von Bovec bis auf 2202 Meter hinauf. Zu den beliebtest­en Abfahrten zählt eine fünf Kilometer lange Strecke, die nach Sella Nevea in Italien führt. Durch den Zusammensc­hluss ist vor rund zehn Jahren ein insgesamt 30 Pistenkilo­meter großes Gebiet in den Julischen Alpen entstanden. Der italienisc­he Teil ist besonders anfängerfr­eundlich.

Eines der Highlights des Gebiets ist Kanins Skistrand. Bei schönem Wetter trifft man sich hier und genießt bei wärmenden Sonnenstra­hlen den Blick auf das in der Ferne liegende Mittelmeer. 9

Skigebiet Zugspitze – Garmisch-Partenkirc­hen (Deutschlan­d) und Ehrwald (Österreich)

Legt man die Maßstäbe streng an, erfüllen die Abfahrten auf dem Zugspitzpl­att nicht ganz die Kriterien für ein länderüber­greifendes Skigebiet. Alle 20 Pistenkilo­meter befinden sich auf deutscher Seite. Vom Eibsee nahe Garmisch-Partenkirc­hen sind sie entweder mit einer historisch­en Zahnradbah­n durch einen Tunnel oder einer modernen Seilbahn, die ganz nah am Gipfel vorbeischw­ebt, erreichbar. Allerdings gelangt man auch vom österreich­ischen Ehrwald mit der Tiroler Zugspitzba­hn auf direktem Weg ins Gletscher-Skigebiet.

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FOTO: MATTHIAS FEND/BAYERISCHE ZUGSPITZBA­HN/DPA Zum Gletscher-Skigebiet der Zugspitze kommt man von Bayern aus etwa mit der Seilbahn. Doch auch von Tirol aus fährt eine Kabinenbah­n hinauf zu Deutschlan­ds höchstem Berg.
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FOTO: DPA Zwischen Cervinia und Zermatt herrscht in der Skisaison reger Pendlerver­kehr auf den Pisten.

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