Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Im Comeback tanzte man Stehblues

Von der Druckerpre­sse an die Plattentel­ler – Detlef Büchler war DJ in der Laupheimer Disco

- Von Christian Reichl

- Heute erinnert in der Danziger Straße nichts mehr an die Kult-Diskothek Comeback. Wo einst das Tanzbein geschwunge­n wurde, werden heute Pizzen gebacken. Einer, der sich noch gut an die wilden 70er erinnert, ist Detlef Büchler. Als DJ Charly lieferte er den passenden Sound für die Discofans.

Beat, Boogie, Funk und Soul – Anfang der 70er-Jahre entstand aus vielen Musikricht­ungen der Sound einer ganzen Generation. Detlef Büchler erlebt die DiscoÄra von Anfang an hautnah mit. Am Plattenspi­eler erlangt er unter seinem Künstlerna­men DJ Charly in der Diskothek Comeback schnell Bekannthei­t.

Detlef Büchler ist geborener Rheinlände­r. Oberschwab­en lernt er früh durch den alljährlic­hen Familienur­laub kennen. „Zehn Jahre lang sind wir nach Bad Schussenri­ed zum Zelten. Schließlic­h habe ich mich dort verliebt“, erzählt Büchler. Seine

Angebetete und er wollen sogar heiraten – doch die Liebesgesc­hichte nimmt kein gutes Ende. „An Weihnachte­n hat mich meine Verlobte sitzen lassen.“

In den Kurort Bad Schussenri­ed gezogen, muss sich Büchler etwas einfallen lassen, um Anschluss an die Schwaben zu finden. „Als DJ hatte man gute Chancen, eine Frau kennenzule­rnen“, sagt der heute 77-Jährige und schmunzelt. „Im Bambi in Schussenri­ed hatte ich meinen ersten Auftritt.“

Schnell macht sich DJ Charly beim Auf legen in dem kleinen Kur-Lokal einen Namen. Sogar die Konkurrenz wird damals auf ihn aufmerksam und er bekommt viele weitere Aufträge. „Ich habe meinen Beruf als Buchdrucke­r dann irgendwann an den Nagel gehängt“, schildert Büchler. Im Jahr 1972 eröffnet Heinz Fischer das „Comeback“in der Danziger Straße 62 in Laupheim. Fischer engagiert Büchler als Haus-DJ – er ist fortan für die Programmge­staltung zuständig. „Ich habe immer die Moderation gemacht. Nur die

Musik auflegen und laufen lassen, das war nicht mein Stil.“

Das bunte Programm umfasst Hitparaden, Spiele und kurze Theaterske­tche. Am Sonntagnac­hmittag pilgern Scharen zur Jugenddisc­o. Besonders begehrt sind die Tanzabende, zu denen DJ Charly die gerade angesagten Bands vom Plattenspi­eler auf die Lautsprech­er schickt. Gerade zu späterer Stunde geht es im Comeback heiß her. Bei gedimmtem Licht und gedämpftem Sound fordern die Männer ihren Schwarm zum Tanzen auf. „Viele Paare haben sich dort kennengele­rnt“, sagt Büchler. Auch er trifft seine spätere Frau Rosy damals beim Tanz im Comeback.

An die Zeit in der Laupheimer Disco denkt der DJ gerne zurück. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Partys zum Jahreswech­sel mit Buffet, die Feier zum Sieg der deutschen FußballNat­ionalmanns­chaft bei der Fußball-WM 1974 und der erste autofreie Sonntag im Jahr zuvor. „Damals kamen zahlreiche Gäste aus

Laupheim und dem Umkreis zu Fuß zum Feiern“, erinnert sich Büchler. Drei Jahre lang legt DJ Charly im Comeback auf. Für ihn ist 1975 Schluss, rund fünf Jahre vor dem Ende des Lokals. „Ich habe zu viel mit meiner Freundin während der Arbeit geknutscht“, sagt er und lacht.

Nach dem Comeback ging es für ihn weiter in Laupertsha­usen im Café Lau, in Altheim in der Ranch 75, in Ehingen in Erikas Tanzbar, in Ulm im Take 5, in Ochsenhaus­en im Daiquiri und schließlic­h im Old Mac. Das Auflegen von Musik hat er nach der Geburt seiner Kinder hauptberuf­lich aufgegeben, als Charly’s-Discoexpre­ss war er aber weiter in der Region unterwegs. Bis 2016 hat Büchler auf Partys und Hochzeiten für Musik gesorgt.

Auch heute geht Büchler noch gerne tanzen. „Aber die DJs heute sind ganz anders unterwegs“, findet er. Die Zeiten der großen Show-Unterhaltu­ng sind vorbei, in Büchlers Erinnerung­en leben sie aber weiter.

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FOTOS: PRIVATARCH­IV DETLEF BÜCHLER Das Moderieren gehörte für DJ Charly zum Auflegen der Platten dazu (links). Comeback-Bedienung Babsi griff für die Programmge­staltung zum Mikrofon (oben). Nichts wie ab auf die Tanzfläche: Heitere Partys standen im Comeback auf der Tagesordnu­ng (unten).

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