Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Kein Zweitligaspiel in Ulm“
Drittligist Ulm auf Aufstiegsplatz – Donaustadion erfüllt Lizenzauflagen für höhere Liga nicht
- Gerade erst aufgestiegen, richten sich die Blicke beim Drittliga-Neuling SSV Ulm 1846 Fußball schon wieder nach oben: In 2024 noch ungeschlagen, belegen die Spatzen zehn Spieltage vor Schluss einen der beiden direkten Aufstiegsplätze in der 3. Liga. Mit anderen Worten: Behält der Aufsteiger seine Form, ist der Durchmarsch in die 2. Fußball-Bundesliga kein Ding der Unmöglichkeit mehr.
Vorsorglich hat der Verein um Geschäftsführer Markus Thiele bereits die Lizenzunterlagen für die höhere Spielklasse eingereicht. „Aktuell müssen wir zweigleisig planen“, bestätigt der 42Jährige gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. „Mittelfristig ist die 2. Liga unser Ziel.“Dass es mit dem Aufstieg allerdings gleich im ersten Drittliga-Jahr klappen könnte, davon hat auch Thiele nicht zu träumen gewagt. „Unser Ziel war der Klassenerhalt. Davon waren wir überzeugt und das war auch unser Anspruch. Aber dass es gleich so gut läuft, damit haben wir nicht gerechnet.“
Vor einem Jahr hat Ulm noch in der Regionalliga Südwest gespielt, jetzt winkt die 2. Bundesliga. Markus Thiele gibt zu, dass der Verein „in seinem Gesamtkonstrukt definitiv“von der sportlichen Entwicklung „überholt werden würde“, sollte der Durchmarsch gelingen. Das erklärte Saisonziel – die 45-PunkteMarke knacken und damit den Klassenerhalt rein rechnerisch perfekt machen – erreichte der Überraschungsaufsteiger bereits Mitte Februar, zwölf Spieltage vor Schluss. Inzwischen traut man sich beim Tabellenzweiten sogar das Wort „Aufstieg“in den Mund zu nehmen.
Und so erklärt Markus Thiele vor dem nahezu ausverkauften Heimspiel am Sonntag gegen den SV Sandhausen: „Stand jetzt würden wir uns dem Aufstieg, wenn es denn so kommen sollte, nicht verwehren. Aber wir hätten natürlich auch noch ein paar Hürden zu nehmen.“Primär meint der Geschäftsführer damit das in die Jahre gekommene Donaustadion,
in dem der Klub seit jeher seine Heimspiele austrägt. Denn Zweitligafußball wäre dort zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg nicht möglich. Die Heimspielstätte der Ulmer Spatzen erfüllt nicht alle Auflagen für die 2. Liga. „Es wird kein Zweitligaspiel in Ulm stattfinden“, betont Markus Thiele. „Jedenfalls noch nicht.“
Es ist ein dicker Regelkatalog der Deutschen Fußball-Liga (DFL), durch den sich der Ulmer Geschäftsführer dieser Tage kämpfen muss. Für die Vereine sind auf fast 100 Seiten die Anforderungen an ihre Stadien in baulicher und betrieblicher Hinsicht aufgelistet. So schreibt die DFL unter anderem vor, dass alle Plätze im Stadion überdacht sein müssen. Im Donaustadion, das der Stadt Ulm gehört und mit einem Fassungsvermögen von 17.000 Zuschauern immerhin die geforderte Kapazität von 15.000 Plätzen vorweisen kann, trifft das aktuell nur auf die Haupt- und Gegentribüne zu. Auch das Flutlicht erfüllt momentan nicht die Auflagen für den Zweitligabetrieb. Beschlossene Sache ist in Ulm indes
die Rasenheizung, die nach der Saison für schlappe 1,5 Millionen Euro eingebaut werden soll.
„Zuerst müssen wir mal gucken, dass wir von den Feinheiten wegkommen und uns überlegen, wie wir ein Spiel im normalen operativen Tagesgeschäft darstellen können“, sagt Thiele. „Stromversorgung, Flutlicht, Übertragungswagen, Kamerapositionen, Torlinientechnik. Das sind die Basics, die man definitiv braucht.“Ob es realistisch sei, diese Dinge bis zum Start der neuen Saison im August umzusetzen, kann der 42Jährige noch nicht abschätzen. Aktuell sei man beim Aufsteiger damit beschäftigt, gemeinsam mit der Stadt und der DFL einen „Fahrplan“für die Zukunft zu entwickeln, eine Perspektive.
Darin inbegriffen sind auch die Pläne zum möglichen Neubau einer Fußballarena in Ulm. „Wenn man sich nachhaltig entwickeln und im Profibereich etablieren möchte, dann braucht man auch die passende Infrastruktur dazu“, sagt Markus Thiele. „Selbst wenn wir jetzt eine Improvisationslösung finden sollten, ist das natürlich
nicht die Konstellation, die wir uns längerfristig für Ulm erhoffen.“Man müsse sich auf Dauer von dieser „Flickschusterei“lösen, sagt Thiele. Realisieren ließe sich ein Neubau frühestens in fünf bis sieben Jahren. „Und diese Zeit gilt es jetzt zu überbrücken.“
Nicht ausgeschlossen ist, dass der Klub im Falle des Aufstiegs vorübergehend in ein anderes Stadion ausweichen muss. Bereits in der laufenden Drittliga-Saison sahen sich die Ulmer Spatzen gezwungen, mangels Rasenheizung fünf ihrer Heimspiele im gut 75 Kilometer entfernten Aalen (Ostalbkreis) auszutragen. Ein Zweitliga-Gastspiel auf der Ostalb wird es aber definitiv nicht geben, wie Thiele jetzt erklärt. Denn auch die Centus-Arena in Aalen erfüllt nicht alle Anforderungen für diese Spielklasse.
Stattdessen kämen wohl eher die Arenen in Augsburg (31.000 Plätze) oder Heidenheim (15.000) infrage. „Gesprochen haben wir darüber aber noch nicht“, stellt Thiele klar. „Wir müssen erst mal auf uns gucken und unsere Hausaufgaben hier in Ulm machen.“