Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So blickt ein Neu-Ulmer Kinoexpert­e auf die „Oscars“

Sebastian Schmid ist fürs Programm im Dietrich-Theater verantwort­lich – Für den Filmpreis hat er einen Favoriten

- Von Dennis Bacher

Angeles - Es ist wieder Zeit für die „Oscars“. Die wohl begehrtest­en Filmpreise der Welt werden in der Nacht von Sonntag auf Montag zum 96. Mal in Los Angeles vergeben. Selbstrede­nd freut man sich auch in Neu-Ulm auf die große Verleihung der sogenannte­n „Academy-Awards“. Sebastian Schmid, der im örtlichen Dietrich-Theater für das Programm verantwort­lich ist, hat auch schon einen klaren Favoriten in der Kategorie „Bester Film“.

„Ich bin mir relativ sicher, dass „Oppenheime­r“das Rennen machen wird“, meint der Kinofachma­nn. Zwar vermuteten viele Experten im Vorfeld der sogenannte­n „Award-Season“ein Kopf-anKopf-Rennen zwischen Christophe­r Nolans „Oppenheime­r“und „Killers of the Flower Moon“von Martin Scorsese, doch nicht zuletzt durch seine Erfolge bei den „Golden Globes“und den „Critics Choice Awards“hat sich das Weltkriegs-Drama über den Vater der Atombombe als klarer „Oscar“Favorit herauskris­tallisiert.

Wenn er über „Oppenheime­r“spricht, dann schwärmt Sebastian Schmid von einem „beeindruck­enden Kinophänom­en“. „Der Film hat im letzten Jahr gemeinsam mit „Barbie“für ganz viel Aufmerksam­keit gesorgt“, erzählt der Programmma­cher. Zahlreiche Leute seien wegen „Barbenheim­er“– einem Internetph­änomen, bei dem es darum ging, beide zur gleichen Zeit erschienen­en Blockbuste­r nacheinand­er zu schauen – begeistert ins Dietrich-Theater gekommen, und hätten das Kino genauso euphorisch wieder verlassen.

Als großer Filmfan freut sich Sebastian Schmid jedes Jahr auf die „Oscars“, wie er erzählt. „Es ist die größte Auszeichnu­ng, die man internatio­nal als Filmschaff­ender kriegen kann.“Und doch wird er die Verleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag wohl eher nicht live mitverfolg­en. „Ehrlich gesagt, ist mir das ein bisschen zu spät“, gibt der Kinomacher zu. „Ich schaue mir die Ergebnisse lieber am nächsten Tag an und freue mich, wundere mich oder ärgere mich darüber.“

Viel intensiver verfolgt Schmid alljährlic­h die Nominierun­gen im Vorfeld der Verleihung, „weil man darüber so hervorrage­nd mit Freunden und Kollegen diskutiere­n und streiten kann“, erklärt er. „Die Academy ist ja immer für Überraschu­ngen gut.“Mit Blick auf die 96. Verleihung gefällt dem Neu-Ulmer besonders gut, dass auch vier Filme mit deutscher Beteiligun­g nominiert sind. Das bitterböse Schuldrama „Das Lehrerzimm­er“von Regisseur İlker Çatak kommt ebenso wie der japanische Spielfilm „Perfect Days“vom deutschen Regisseur Wim Wenders für den besten internatio­nalen Film infrage. Die deutsche Darsteller­in Sandra Hüller wirkt darüber hinaus gleich in zwei Filmen mit (“Anatomie eines Falls“und „The Zone of Interest“), die 2024 für einen Academy-Award nominiert sind. Für ihren Auftritt in „Anatomie eines Falls“darf sie sich sogar Hoffnungen in der Kategorie „Beste Schauspiel­erin“machen. Beide HüllerFilm­e

erklärt Sebastian Schmid aus Neu-Ulm als „absolutes Pf lichtprogr­amm“für Kinofans.

Selbstrede­nd wirkt sich die „Oscar“-Verleihung jedes Jahr auch auf das Programm im Dietrich-Theater aus, das von Sebastian Schmid sorgfältig kuratiert wird. Größere Produktion­en wie „Oppenheime­r“oder „Barbie“seien wieder in das Programm aufgenomme­n worden, nachdem die Nominierun­gen bekannt geworden sind, erzählt er. „Hauptargum­ent für den Besucher ist aber in der Regel das Gewinnen. Deswegen ist es wichtig, dass man die Filme entspreche­nd lange hält.“

Aktuell läuft von den „Oscar“Favoriten kein Film im Neu-Ulmer Dietrich-Theater. Stattdesse­n sind mehrere nominierte Titel – wie zum Beispiel die beiden Filme mit Sandra Hüller, aber auch die Arthouse-Dramen „Poor Things“und „The Holdovers“– in den kleineren Programmki­nos des Hauses zu sehen. „Es gibt bei fast allen Filmen eine Strategie, nach der sie am Markt platziert werden“, erklärt Schmid. „Das Dietrich-Theater hat zwar die Besonderhe­it, dass es relativ viel Crossover zulässt, deshalb könnte man diese Titel auch ohne Probleme hier spielen“, erklärt er. „Allerdings ist auch ganz klar, dass wir mit diesen Filmen auch unsere kleinen Häuser fürs Publikum interessan­t machen wollen, weil sie eben nur da zu sehen sind und auch irgendwie in dieses Umfeld der Filmkunstk­inos gehören. Da sind wir in Ulm ja zum Glück super ausgestatt­et mit vielen Plätzen und Leinwänden.“

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FOTO: DENNIS BACHER Sebastian Schmid ist beim Dietrich-Theater in Neu-Ulm für das Programm zuständig.

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