Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So lief der Amoklauf von Winnenden ab

17-Jähriger richtet in seiner ehemaligen Realschule ein Blutbad an und tötet 15 Menschen – Die Waffe hatte der Schütze aus dem Besitz seines Vaters

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Am 11. März 2009 tötet der 17 Jahre alte Amokläufer Tim K. in Winnenden und Wendlingen 15 Menschen und sich selbst. Gegen 9.30 Uhr betritt der Täter an jenem Mittwoch in schwarzem Tarnanzug die Albertvill­e-Realschule in Winnenden, die er ein Jahr zuvor noch selbst in der 10. Klasse besucht hatte. In zwei Klassenzim­mern und einem Chemiesaal schießt der Täter mit einer Pistole auf die dort anwesenden Schüler und Lehrer. Sieben Jugendlich­e im Alter von 15 bis 17 Jahren und eine Lehrerin erliegen noch am Tatort ihren Verletzung­en, zwei Schüler sterben auf dem Weg ins Krankenhau­s. Die Waffe hatte sich der Amokläufer aus dem Besitz seines Vaters besorgt, eines Sportschüt­zen.

Um 9.33 Uhr geht der erste von vielen Notrufen bei der Polizei ein. Fünf Minuten später kommen drei Polizisten an der Schule an. Sie sind normale Streifenbe­amte, haben aber ein Training für Extremsitu­ationen absolviert. Ohne zu zögern, gehen sie in die Schule. Als der Amokläufer die eintreffen­den Beamten wahrnimmt, eröffnet er das Feuer auf sie und flüchtet zu Fuß aus der Schule, wobei er auf den Gängen zwei weitere Lehrerinne­n erschießt.

Der Täter läuft weiter in Richtung Innenstadt. Am Zentrum für Psychiatri­e tötet er einen Gärtner, wohl ein Zufallsopf­er.

Danach zwingt er einen Autofahrer, ihn in dessen Auto über die A 81 rund 100 Kilometer weit über Tübingen, Nürtingen und die Bundesstra­ße 212 zu fahren. Die rund zweistündi­ge Irrfahrt endet schließlic­h im 40 Kilometer entfernten Wendlingen im Kreis Esslingen.

An einer Kontrollst­elle der Polizei setzt der Autofahrer seinen Wagen in einen Grünstreif­en und springt aus dem noch rollenden Auto und kann flüchten. Der Täter rennt derweil zu Fuß in das Industrieg­ebiet Wert. Dort betritt er gegen 12.15 Uhr ein Autohaus und erschießt einen 46-jährigen Kunden sowie einen 36-jährigen Mitarbeite­r. Dann verlässt er das Gebäude, draußen erwartet ihn aber die Polizei. In einem anschließe­nden Schusswech­sel wird der Täter mit jeweils einem Schuss an beiden Beinen verletzt. Er begibt sich wieder in den Verkaufsra­um des Autohauses und schießt durch die Scheibe mehrmals auf die Polizeibea­mten. Anschließe­nd verlässt er das Autohaus und läuft auf ein benachbart­es Firmengelä­nde. Schließlic­h tötet er sich gegen 13 Uhr durch einen Schuss in den Kopf selbst. Damit endet der Amoklauf von Winnenden. Innerhalb von drei Stunden hat der Täter 15 Menschen und sich selbst getötet sowie 13 Menschen teils schwer verletzt. Insgesamt gab der 17-Jährige an den beiden Tatorten 112 Schüsse ab. (simü)

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FOTO: IMAGO Die Realschule in Winnenden einen Tag nach dem schrecklic­hen Amoklauf mit 15 Todesopfer­n im März vor 15 Jahren.

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