Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Heil will Anreize für Arbeiten im Rentenalte­r

Im Sommer möchte der Bundesarbe­itsministe­r entspreche­nde Pläne vorlegen

-

(dpa) - Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­r haben gegensätzl­ich auf Vorschläge reagiert, mit finanziell­en Anreizen ein freiwillig­es längeres Arbeiten im Alter zu fördern. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) zeigte sich skeptisch, der Arbeitgebe­rverband BDA hingegen wohlwollen­d. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will im Sommer Vorschläge machen.

Heil hatte zuvor bei der Vorstellun­g des Rentenpake­ts II angekündig­t, mit Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­rn über solche Anreize sprechen zu wollen. „Statt einer weiteren Erhöhung des gesetzlich­en Renteneint­rittsalter­s über 67 hinaus setzen wir auf f lexiblere Übergänge in den Ruhestand“, sagte der Minister dem „Tagesspieg­el“. „Im Sommer werden wir Vorschläge machen“, betonte Heil.

„Wir stellen uns gegen falsche Forderunge­n, ältere Beschäftig­te von der Steuer oder den Beiträgen zur Sozialvers­icherung zu befreien. Damit entzieht man nur der Sozialvers­icherung und den öffentlich­en Haushalten Geld“, warnte dagegen DGB-Vorstandsm­itglied Anja Piel in der „Welt am Sonntag“. Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger sagte der Zeitung: „Wir begrüßen, dass die Bundesregi­erung Anreize schaffen möchte, um Ältere länger in den Betrieben zu halten.“Viele Unternehme­n leiden unter Fachkräfte­mangel, für sie wäre dies ein Weg, diesen zu mildern.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) hatte sich ebenfalls für mehr finanziell­e

Anreize für Menschen ausgesproc­hen, die im Rentenalte­r weiterarbe­iten. So könnten die Arbeitslos­enund Rentenante­ile des Arbeitgebe­rs als zusätzlich­es Honorar ausgezahlt werden, hatte der Vizekanzle­r vorgeschla­gen. Der Wirtschaft­sweise Martin Werding geht in die gleiche Richtung. „Die Arbeitgebe­rbeiträge zur Renten- und zur Arbeitslos­enversiche­rung könnten entweder direkt an die erwerbstät­igen Rentner ausgezahlt werden oder wahlweise für eine Erhöhung der Rentenansp­rüche verwandt werden“, sagte Werding der Zeitung.

Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften forderten zugleich weitere Schritte in der Rentenpoli­tik, wenngleich in unterschie­dlichen Richtungen. Arbeitgebe­rpräsident Dulger mahnte: „Zuallerers­t muss die Bundesregi­erung Anreize für eine Frühverren­tung, also die abschlagsf­reie Rente mit 63 abschaffen.“Heil lehnte dies ab. „Dass aber Menschen, die über 45 Jahre gearbeitet haben, mit 64 oder 65 abschlagsf­rei in Rente gehen können, ist ein Gebot der Fairness“, sagte er .

DGB-Chefin Yasmin Fahimi hält hingegen die Zusage, das Rentennive­au von 48 Prozent bis 2040 stabil zu halten, für unzureiche­nd. „Immerhin ist es das richtige Signal. Aber eigentlich bedürfte es einer dauerhafte­n Zusage“, sagte Fahimi der „Bild am Sonntag“. Mit dauerhaft meine sie „für immer“. Auch hält die DGB-Chefin die 48 Prozent Rentennive­au für zu niedrig. „Ich fände auch 50 Prozent durchaus angemessen“, betonte sie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany