Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Feuerwehr ist 395-mal ausgerückt
Im „Jahr der Großbrände“sind die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Laupheim deutlich angestiegen
- 395-mal sind die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Laupheim 2023 zu Hilfe gerufen worden. „Ihre Professionalität, Ihr Mut und Ihre Entschlossenheit sind ein Segen für uns alle“, hob Oberbürgermeister Ingo Bergmann bei der Hauptversammlung am Freitag in Untersulmetingen hervor.
Der Kommandant Andreas Bochtler und die Abteilungen Laupheim, Baustetten, Bihlafingen, Unter- und Obersulmetingen berichteten durchweg von gestiegenen Einsatzzahlen. Allein 178mal war „Brandalarm“. Bochtler sprach von einem „Jahr der Großbrände“. Im Februar stand eine Halle im Solarpark „Vorholz“in Flammen, im März die im Bau befindliche Großsporthalle am Laubach, im Juni ein Wohnhaus in der Weldenstraße, im November ein Holzpavillon auf dem Gelände der Kilian-von-Steiner-Schule. Dazu kamen Löscheinsätze in Bronnen (Dachstuhlbrand), Bußmannshausen (Batteriespeicher) und auf Feldern und Wiesen.
19-mal rückte die Wehr nach Verkehrsunfällen aus. Sie beseitigte Ölspuren und Unwetterschäden, unterstützte Rettungsdienst und Polizei beim Öffnen von Türen, zeigte ein Herz für Tiere in Not, sicherte Festzüge, Prozessionen und andere Veranstaltungen. Deutschlandweit Schlagzeilen machte ein Einsatz im Dezember, als bei einer Feier der Untersulmetinger Musiker der Holzboden in dem Gebäude durchbrach und rund zwei Dutzend Menschen in den Keller stürzten.
Die Feuerwehren seien dem Grundsatz der Neutralität verpf lichtet, betonte Andreas Bochtler: „Wir retten jede und jeden: Nazis, Linksradikale, Christen, Moslems, Juden. Egal welche Hautfarbe, egal welche geschlechtliche Orientierung. Wir helfen allen und deshalb haben alle Menschen in die Feuerwehr Vertrauen.“Ein Vertrauen, dass sich die Kameradinnen und Kameraden durch ihre Verlässlichkeit verdienten und die Bereitschaft, für Fremde Gesundheit und Leben zu riskieren. Das bedingungslose Streben, Unheil zu verhindern, Schaden zu minimieren und Schmerzen zu lindern,
stifte Frieden. „Ich hoffe, wir können für andere ein gutes Beispiel sein“, sagte Bochtler. „Denn wir brauchen Friedensstifter mehr denn je.“
Auf Lehrgängen und Übungen haben die aktuell 276 aktiven Feuerwehrangehörigen Kenntnisse und Fähigkeiten erworben und vertieft. 20 von ihnen erlangten 2023 das Leistungsabzeichen in Gold, neun in Silber, 18 in Bronze.
Ein Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Indienststellung des neuen Löschfahrzeugs LF10 der Einsatzabteilung Baustetten. Am 5. Mai wird es geweiht.
Um die Arbeit der Feuerwehr zeitgemäß darzustellen und die Öffentlichkeit bei besonderen Einsatzlagen schnell zu informieren und gegebenenfalls zu warnen, hat die Laupheimer Wehr eine Sondereinheit „Social Media“mit Leonie Ganser, Leon Bülbül und Marvin Ullrich gegründet. Sie berichten auf Facebook und Instagram und haben bereits fast 10.000 Follower. Die Bilder und Videos dienen auch dazu, Einsätze auszuwerten.
Ebenfalls neu ist die Sondereinheit „Psychosoziale Notfallversorgung“. Die für diese Aufgabe eigens geschulten Feuerwehrfrauen Sigrun Hanel, Britta Stöferle, Ewa Botzenhard und Isolde Weggen möchten für Kameradinnen und Kameraden da sein, die nach stark belastenden Einsätzen Gesprächsbedarf haben, aber
auch präventiv. Dass der Helfer Seele Hilfe braucht, sei nicht selten ein schleichender Prozess, weiß Andreas Bochtler.
In seinem Ausblick berichtete der Kommandant, dass jetzt alle Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser in Laupheim technisch für Digitalfunk vorbereitet sind. „Nun müssen noch die abschließenden Schulungen erfolgen, dann stellen wir um.“Ein neues Tanklöschfahrzeug TLF4000 ist ausgeschrieben, die Angebotsfrist endet am heutigen Montag.
Eine Organisationsuntersuchung und ein Feuerwehrbedarfsplan wurden 2023 dem Gemeinderat vorgestellt. „Damit“, so Bochtler, „war ein wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung der Feuerwehr geschafft.“ Der Bedarfsplan erachte den Standort Bahnhofstraße als optimal, deshalb müsse er dort bleiben. Eine Projektgruppe in der Verwaltung bearbeite das große gemeinsame Projekt Feuerwehr/Bauhof. Um den Gemeinderat fundiert zu informieren, bedürfe es aber noch einiger Vorbereitung.
„Bei der Feuerwehr werden wir nicht den Rotstift ansetzen“, versicherte OB Ingo Bergmann, denn Investitionen in die Wehr seien Investitionen in die Sicherheit der ganzen Stadt. Das Wirken der Wehr zum Wohle der Allgemeinheit sei nicht hoch genug zu bewerten; Teamgeist, Idealismus, Tapferkeit und Zusammenhalt zeichneten die Männer und Frauen aus.
Die Feuerwehr bleibe für ihn in jedem Fall Chefsache, bekräftigte der OB unter Beifall – „ich stehe immer hinter Ihnen“.
Seit 75 Jahren gibt es den Schülerspielmannszug. Die Heimatfestausstellung in der Schranne und der Festbändel 2024 sind diesem Jubiläum gewidmet, im April steigt ein Jubiläumskonzert in der Mensa Rabenstraße. Rebecca Kerler, Stabführerin des Feuerwehr-Spielmannszugs, arbeitet an einer Chronik.