Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Danke für Ihre freundlichen Wünsche“
Wie eine digitale Foto-Aufhübschung die Fans der britischen Monarchie beschäftigt
- Aufregung um Prinzessin Kate: Ein freundliches Familienfoto zum Muttertag beschäftigte am Sonntag und Montag die britische Öffentlichkeit, royale Unterstützer wie Skeptiker gleichermaßen. Fragen und Antworten zum Thema.
Wie geht es der Prinzessin von Wales?
Offenbar gut. Diese Nachricht jedenfalls sollte das Foto signalisieren, das der Kensington-Palast am Sonntagvormittag zur Feier des britischen Muttertags veröffentlichte. Zu sehen sind darauf die 42-Jährige umrahmt von ihren fröhlich lachenden Kindern George (10), Charlotte (8) und dem fünfjährigen Louis.
Dabei stand die Nachricht: „Danke für Ihre freundlichen Wünsche und Unterstützung in den vergangenen zwei Monaten. Ich wünsche allen einen schönen Muttertag. C“C steht dabei für Catherine, jenen Namen, auf den die Eltern Middleton ihre älteste Tochter taufen ließen, ehe diese sich später Kate zu nennen begann. Der Fotovermerk wies den Familienvater und Thronfolger William, 41, als Urheber des hübschen Schnappschusses aus.
So weit, so gut – eigentlich die perfekte Botschaft, um allerlei hässliche Gerüchte aus der Welt zu schaffen, die sich seit Wochen mit der Gesundheit der Prinzessin befassen. Mittels der britischen Press Agency, die routinemäßig alle royalen Fotos an die weltweit agierende Konkurrenz weitergibt, ging das Foto rund um die Welt.
Was brachten die Abendstunden?
Der interessierten Öffentlichkeit eine Lektion in dem zu Dramatik neigenden angelsächsischen Journalisten-Jargon. Im Englischen ist ja schon von der „Todeslinie“(deadline) die Rede, wenn es lediglich einen ganz ordinären Termin einzuhalten gilt. Diesmal erschreckte die Agentur AP mit einer „Tötungsnotiz“(kill notification): Man ziehe das royale Image ersatzlos zurück. Es habe sich nämlich, so hieß es später auch bei Reuters, Getty Images und AFP, „bei näherer Betrachtung“der Anschein ergeben, „als habe die Quelle das Bild manipuliert“.
Mag die Aufhübschung digitaler Fotos im Zeitalter der unsoche
zialen Medien, auf denen stets die scheinbar perfekte Welt zu sehen ist, auch alltäglich sein – wenn die derart getadelte „Quelle“das britische Königshaus ist, entsteht aus dem eigentlich alltäglichen Vorgang schnell ein eigenes Thema. Dementsprechend änderten die Londoner Zeitungen ihre Titelseiten, machte die BBC am Montag das „manipulierte“Bild zum wichtigsten Thema ihres Frühmagazins.
Aber woraus besteht denn die digitale Veränderung?
AP führte die linke Hand von Prinzessin Charlotte ins Feld: Diese kam tatsächlich ein wenig schief aus dem Ärmel. Andere mehr oder weniger kenntnisrei
Betrachter wiesen darauf hin, Prinz Louis‘ Hosenbein weise merkwürdige Falten auf. Außerdem fehle an Catherines/Kates Hand der Ehering. Auf all diese Spekulationen reagierte der Palast erst einmal in der herkömmlichen Weise: mit Schweigen. Am späten Montagvormittag dann die Aufklärung: Nicht ein inkompetenter Praktikant im royalen Pressebüro war für die Peinlichkeit verantwortlich, die Schuld nahm die Prinzessin höchstselbst auf sich. „Wie viele Hobbyfotografen experimentiere auch ich gelegentlich mit der Bearbeitung eines Bildes“, erläuterte Kate und entschuldigte sich für die entstandene „Verwirrung“. Offenbar hatte der Gatte nach Meinung seiner allgemein
als talentierte Fotografin geltenden Frau beim Knipsen gepatzt. Ob der Palast das ursprüngliche Foto selbst noch veröffentlichen werde, stand gegen Mittag noch nicht fest.
Ist die Aufregung nicht sehr übertrieben?
In gewisser Weise trifft dies auf viele Themen rund ums britische Königshaus zu. Diesmal aber hat die Sache einen ernsten Hintergrund: Während König Charles erst durch einen Prostata-Eingriff ausfiel und sich nun einer Krebsbehandlung unterziehen muss, rückte die Prinzessin Mitte Januar für eine nicht näher definierte „Operation im Bauchraum“ins Spital ein und blieb knapp zwei Wochen.