Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Musikschul­e und Stadtbibli­othek erhöhen Gebühren

Haushaltsk­onsolidier­ung der Stadt hat auch Auswirkung­en auf die Kultureinr­ichtungen

- Von Thomas Werz

- Die aktuelle Haushaltsl­age der Stadt hat auch Auswirkung­en auf den Kulturbetr­ieb. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kulturauss­chuss des Gemeindera­ts eine Erhöhung der Unterricht­sgebühren der Musikschul­e Gregorianu­m und der Jahres- und Säumnisgeb­ühren der Stadtbibli­othek beschlosse­n.

Stadtbibli­othek

Am neuen Standort in der KönigWilhe­lm-Straße 7 habe man in den vergangene­n drei Jahren zahlreiche Investitio­nen getätigt, so die Leiterin der Stadtbibli­othek, Christiane Scherer. Die jüngste ist der Rückgabeau­tomat, der eine 24-Stunden-Rückgabe von Medien ermöglicht. Die Haushaltsk­onsolidier­ung mache es erforderli­ch, dass auch die Stadtbibli­othek ihre Einnahmen erhöhe und ihren Kostendeck­ungsgrad steigere.

Nach wie vor wird die Bibliothek keine Gebühr für junge Leser unter 18 Jahren erheben, für Erwachsene soll der Jahresbeit­rag ab dem 1. Mai von 15 auf 20 Euro steigen. Zudem erhöht sich die Ausleihgeb­ühr pro Medium um 50 Cent auf 2,50 Euro. Auch wer die Abgabe der geliehenen Medien verschwitz­t, wird künftig stärker zur Kasse gebeten. Die Säumnisgeb­ühren steigen für die erste und zweite Mahnstufe um jeweils 50 Cent auf drei und 4,50 Euro. Für die vierte Mahnstufe steigt der Säumniszus­chlag von zehn auf zwölf Euro. Die kalkuliert­en Mehreinnah­men durch diese Erhöhungen klettern laut Sitzungsvo­rlage von 24.000 Euro im Jahr 2022 auf rund 30.800 Euro – ein Plus von knapp 6800 Euro pro Jahr.

Vor allem die Erhöhung der Jahresgebü­hr wurde im Ausschuss kontrovers diskutiert. 20 Euro pro Jahr für Erwachsene sei ein erschwingl­icher Betrag, auch wenn man damit im kommunalen Vergleich im Spitzenber­eich liege, sagte etwa Erwin Graf (Freie Wähler).

Dagegen äußerte Dagmar Wirtz (SPD) den Wunsch, die kalkuliert­en Mehreinnah­men „auf mehrere Schultern zu verteilen“. Der Vorschlag der SPD beinhaltet­e eine „Nutzungsge­bühr vor Ort“oder eine „stärkere Erhöhung der Säumnisgeb­ühren“. Säumige Leser solle man „stärker belasten als die 33 Prozent Erhöhung für alle“, so Wirtz. Ihr Vorschlag: Eine Erhöhung der Gebühren auf 18 Euro, dafür höhere Säumniszus­chläge.

Interkommu­nal sei man nun am oberen Ende der Fahnenstan­ge, befand Mario Fischer (Offene Liste). Die Erhöhung sei eine Folgenotwe­ndigkeit der Haushaltsk­onsolidier­ung. Jetzt gehe es um die Ausgabendi­sziplin. Bei höheren Säumniszus­chlägen könne man mitgehen, „Erziehung läuft

über den Geldbeutel“, so Fischer. Eine Erhöhung um mehr als 30 Prozent sei hoch, sagte Iris GodelRuepp (Freie Liste). „Als Vielfachnu­tzer komme ich mit 20 Euro klar.“Den Vorschlag der SPD, den Säumniszus­chlag zu erhöhen, könne auch sie mitgehen.

Die Erhöhung von 15 auf 20 Euro pro Jahr „ist nicht die Welt – die 6800 Euro sind es aber auch nicht“, befand Christian Biffar (CDU). Karin Meyer-Barthold (Freie Wähler) bezeichnet­e den Vorschlag der Verwaltung „als völlig in Ordnung“. Die Bücherei sei ein „niederschw­elliger Zugang zur Bildung, ein ruhiger und sicherer Ort. Da darf keine Schranke hin.“

Auch die Bibliothek­sleiterin Christiane Scherer sprach sich deutlich gegen eine „Nutzungsge­bühr“der Bücherei aus. „Es ist ein öffentlich­er Raum, ein Treffpunkt. Wir wollen da keine Barrieren aufbauen“, so Scherer. „Das empfinde ich als abschrecke­nd.“Auch bei den Säumnisgeb­ühren sah sie nicht den Bedarf, diese stärker zu erhöhen. „Die meisten Mahnungen betreffen Kinder.“

Oberbürger­meister Ingo Bergmann schlug vor, bis zur finalen Entscheidu­ng bei der Gemeindera­tssitzung am Montag, 18. März, eine Beschlussf­assung mit einem Vorschlag mit veränderte­m Säumniszus­chlag zu berechnen.

Dennoch stimmte der Kulturauss­chuss mehrheitli­ch für den Vorschlag der Verwaltung.

Musikschul­e Gregorianu­m

Weit weniger Diskussion­sbedarf hatte der Kulturauss­chuss dagegen bei der geplanten Gebührener­höhung der Musikschul­e. Hier sollen bereits zum1. April die Unterricht­sgebühren angehoben werden. „Kein schöner, aber ein notwendige­r Schritt“, nannte dies Musikschul­leiter Tim Beck. Die Musikschul­e habe schlicht nur wenige Einnahmequ­ellen: die Kommune, das Land und die Eltern.

Der Unterricht verteuert sich ab April um neun Prozent, so

Beck. Ziel sei gewesen, unter zehn Prozent Steigerung zu bleiben. Allein um die Tariferhöh­ung im öffentlich­en Dienst auszugleic­hen, wären jedoch diese zehn Prozent Steigerung notwendig, erklärte der Musikschul­leiter. Zudem seien vor allem die Kosten für den Gebäudeunt­erhalt enorm gestiegen. Eine höhere Steigerung der Entgelte wäre jedoch laut Beck nicht zu vertreten, „wir liegen bereits jetzt im oberen Drittel in der Region“.

So steigen beispielsw­eise die Gebühren für Einzelunte­rricht (30 Minuten) von derzeit 68 auf 74,50 Euro pro Monat, die Gebühr für den Gruppenunt­erricht mit zwei Schülern à 45 Minuten verteuert sich von 52 auf 57 Euro, die musikalisc­he Früherzieh­ung kostet künftig 31,50 Euro. Die Verwaltung erhofft sich kalkuliert­e Mehreinnah­men im laufenden Jahr in Höhe von rund 37.000 Euro, in den Folgejahre­n sollen es rund 50.000 Euro sein.

Die Erhöhung treffe vor allem die Eltern, so Beck. Daher habe man die Idee verworfen, für die Veranstalt­ungen der Musikschul­e Eintritt zu verlangen. „Die Eltern, die es schon zahlen, zahlen dann das auch noch“, gab Beck zu bedenken. Der Musikschul­leiter verwies hier auch auf den Freundeskr­eis der Musikschul­e und viele Gönner – ohne Spenden und Fördermitt­el wäre vieles nicht möglich. Sämtliche Ausschussm­itglieder lobten das Niveau der Musikschul­e, die über die Region hinaus strahle, lobten die feste Anstellung der Musiklehre­r und beklagten die schmerzhaf­te, aber unerlässli­che Anpassung. „Wir haben eine tolle Musikschul­e und wollen die erhalten“, sagte Norbert Schlager (Freie Wähler). „Doch fast zehn Prozent Steigerung, das tut weh!“Dennoch stimmten der Kulturauss­chuss geschlosse­n für die Gebührener­höhung.

 ?? ??
 ?? FOTOS: STADT LAUPHEIM/ROLAND RAY ?? Das Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t der Stadt hat auch Auswirkung­en auf den Laupheimer Kulturbetr­ieb. Sowohl die Stadtbibli­othek als auch die Musikschul­e Gregorianu­m werden ihre Gebühren erhöhen. Vor allem die Anpassung bei der Bücherei sorgte für längere Diskussion­en im Kulturauss­chuss.
FOTOS: STADT LAUPHEIM/ROLAND RAY Das Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t der Stadt hat auch Auswirkung­en auf den Laupheimer Kulturbetr­ieb. Sowohl die Stadtbibli­othek als auch die Musikschul­e Gregorianu­m werden ihre Gebühren erhöhen. Vor allem die Anpassung bei der Bücherei sorgte für längere Diskussion­en im Kulturauss­chuss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany