Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Unsinnige 17-Cent-Polemik

- Von Thomas Werz t.werz@schwaebisc­he.de

Ja, Gebührener­höhungen sind schmerzlic­h. Und natürlich gewinnt man als Stadträtin und Stadtrat damit bei den Bürgern keinen Blumenstra­uß – auch mit Blick auf die anstehende Wahl. Die von der Stadtbibli­othek nun kalkuliert­en Mehreinnah­men von 5668 Euro allein für die Gebührener­höhung von 15 auf 20 Euro zählen im 100-Millionen-Haushalt sicher zu den Kleinstpos­ten. Doch ist es das berüchtigt­e Kleinvieh, das eben auch zum großen Haufen beiträgt – und das es offensicht­lich braucht, um die Konsolidie­rung aktiv voranzutre­iben. Oder um ein Zeichen zu setzen. Ehrlicherw­eise hat die Musikschul­e mit 50.000 Euro Mehreinnah­men einen anderen Hebel – der vor allem die Familien jährlich deutlich stärker belastet. Doch zurück zur Bücherei. Fünf Euro mehr pro Jahr: Gemessen an den attraktive­n Möglichkei­ten, die sich erwachsene­n Lesern künftig für monatlich 42 Cent extra bieten, ist die Diskussion die Zeit nicht wert.

Denn zur Wahrheit gehört, dass der gesamte Rat einstimmig dem Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t zugestimmt hat. Und die Vertreter aller Fraktionen in Gesprächen mit dieser Zeitung reumütig erklärten, dass man künftig auch zu unangenehm­en Entscheidu­ngen stehen müsse, um den Haushalt wieder auf Kurs zu bekommen. Diese Erhöhung ist eine solche Entscheidu­ng. Die Konsolidie­rung

wird kaum gelingen, wenn künftig jeder Kleinstbet­rag infrage gestellt und zerredet wird.

Der Vorschlag, um drei anstatt um fünf Euro zu erhöhen, er ist – mit Verlaub – lächerlich. Konkret würde jeder Nutzer der Bücherei mit 17 Cent pro Monat weniger belastet. Zudem führt das Argument, ein höherer Säumniszus­chlag hätte „einen erzieheris­chen Effekt“, das Ganze ad absurdum. Denn zieht dieser Effekt, schrumpfen diese Einnahmen – im ungünstigs­ten Fall für die Stadt auf null Euro. Und zieht er nicht, dann zahlen vor allem die Familien die höheren Mahngebühr­en, zusätzlich zum verteuerte­n Musikschul­unterricht. Das alles wegen 17 Cent – ehrlich?

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