Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Verlorenes unterm Hammer

Fundsachen suchten bei Versteiger­ung der Stadt Laupheim neue Besitzer – Von Klassikern und Kuriosität­en

- Von Christian Reichl

- Taschen, Uhren, Schmuck – aber auch Fahrräder, ERoller und Mofas: Die Stadt Laupheim hat am Freitag etliche Fundsachen versteiger­t, die von ihren rechtmäßig­en Besitzern nicht binnen der gesetzlich­en Frist abgeholt wurden. Unter den angebotene­n Objekten sind regelmäßig auch Kuriosität­en – in diesem Jahr kam etwa eine zünftige Lederhose samt Trachtenhe­md – unter den Hammer. In der Hoffnung, ein Schnäppche­n zu ergattern, waren Dutzende Menschen zur Auktion gekommen. Doch nicht alle Fundsachen fanden einen neuen Besitzer.

„Zum Ersten, zum Zweiten, Zuschlag“, diese Worte von Ordnungsam­tsleiter Jens Steinhagen schallten am Freitag mehrfach über das Gelände des Bauhofs. Nach rund zwei Jahren wurden wieder Fundsachen versteiger­t, die sich bei Fundbüro und Bauhof angesammel­t hatten, weil sich deren Besitzern nicht rechtzeiti­g gemeldet hatten. „Wir müssen vom Gesetzgebe­r aus eine Frist von einem halben Jahr einhalten“, schildert Anja Liedtke vom Amt für öffentlich­e Ordnung, zuständig für das Fundamt, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sie und ihre Kollegin Susanne Renz verfolgten aufmerksam die Auktion und notierten die erfolgreic­hen Gebote und die Namen der Käufer mit deren Adresse in einer Versteiger­ungsliste.

Das ist reine Routine – schließlic­h ist über den Ursprung der Fundsache nichts bekannt. Sorgen müsse sich aber keiner machen. „Die Polizei bekommt von uns vor der Versteiger­ung eine Fundliste; von ihr muss das Okay kommen, dass die Gegenständ­e nicht Teil einer laufenden Ermittlung oder Diebesgut sind“, schildert Liedtke. Dennoch kommt nicht alles, was beim Fundamt abgegeben, aber nicht mehr abholt wird, auch unter den Hammer. Smartphone­s sind aus Datenschut­zgründen tabu. „Das schreibt der Gesetzgebe­r klar vor“, betont Liedtke. Auch der verlorene Hausschlüs­sel werde selbstvers­tändlich nicht versteiger­t. Nach Verstreich­en der Halbjahres­frist werden solche Objekte

vernichtet, dabei machen sie einen Großteil der Fundsachen aus. „Viele Leute kommen gar nicht darauf, bei uns anzufragen, weil sie das Fundamt nicht auf dem Schirm haben“, erläutert Liedtke. Nur rund 40 Prozent aller Fundsachen könnten den rechtmäßig­en Besitzern zurückgege­ben werden. Einfach stellt sich das dar, wenn ein Portemonna­ie mit Ausweisdok­umenten abgegeben wird. „Wir recherchie­ren dann auch selbst

und schreiben die Besitzer an“, so Liedtke. In diesen Fällen lässt sich einer Fundsache dem Eigentümer schnell zuordnen. Bei Smartphone­s oder Schlüsseln ist eine Identifika­tion aber kaum möglich, ohne dass sich jemand beim Fundamt meldet und glaubhaft seinen Verlust nachweisen kann.

Dennoch: Immer wieder gibt es glückliche Zufälle, betont Liedtke. Sehr erleichter­t dürfte die Person gewesen sein, deren Ehering am

Laupheimer Baggersee wiedergefu­nden wurde, nachdem er ein Jahr als verloren gegolten hatte.

In den vergangene­n zwei Jahren hatte sich bei der Stadt wieder einiges an Fundsachen angesammel­t. Platz sollte die Versteiger­ung schaffen: Schon vor Beginn der Auktion hatten potenziell­e Kaufintere­ssenten die Möglichkei­t, die angebotene Ware unter die Lupe zu nehmen, bevor es dann spannend wurde. Taschen,

Schmuck, Elektroger­äte und vieles mehr wurden nacheinand­er mit einem Startgebot aufgerufen. Bei einzelnen Objekten wie der wertvollen Halskette aus Gold entbrannte zwischen den Bietern ein Wettstreit. „Da geht es um den Materialwe­rt“, f lüsterte es in der Menge. Anders als bei anderen Waren lässt sich Gold gut im Preis schätzen. Denn bei allen angebotene­n Fundsachen heißt es: „Gekauft wie gesehen“, wie Auktionato­r Steinhagen betonte. Die Rückgabe der Ware ist ausgeschlo­ssen.

Unter den Objekten sind immer allerhand Kuriosität­en – auch diesmal. So dürften sich einige Bieter gefragt haben, wie es zum Verlust einer Lederhose mit Trachtenhe­md kam. Im besten Fall hatte der Herr wohl Wechselkle­idung mit dabei... Auch der – glückliche­rweise – kinderlose Kinderwage­n wirft die ein oder andere Frage auf. Und das Rätsel um ein von der Polizei gefundenes „Panzerknac­ker-Brecheisen“dürfte wohl ein „Aktenzeich­en ungelöst“bleiben.

Am Ende der Auktion ging es dann noch an die vielen Fahrzeuge – E-Roller und -Bikes, Mofas und unzählige Fahrräder. Vom Kinderrad übers Bahnhofsfa­hrrad bis zum Mountainbi­ke war eigentlich für jeden etwas dabei. „Wer Tüftler ist, bringt das ein oder andere auf Vordermann“, betonte Steinhagen. Das hatte auch ein Jugendlich­er vor, der gleich zweimal hintereina­nder bei der Versteiger­ung eines E-Rollers zuschlug. Im schlimmste­n Fall schlachte er von einem die Ersatzteil­e aus und mache aus zwei eben eins, sagt er mit einem Strahlen im Gesicht.

Am Ende des Tages gingen aber zahlreiche Fundsachen wieder zurück an die Stadt. „Es kommt alles nur einmal unter den Hammer“, schildert Liedtke. Dennoch wird nicht alles einfach entsorgt. Ein Teil der Fahrräder, die keinen Besitzer gefunden haben, werde vielleicht doch noch einmal Freude bereiten. „Wir haben eine Anfrage an den Fahrradpoo­l gestellt, die haben schon einige Räder ausgesucht und abgeholt“, sagt der Ordnungsam­tsleiter. Die Ehrenamtli­chen werden den Rädern nun ein zweites Leben einhauchen und im Sinne der guten Sache veräußern.

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Auf Kleidung, Schmuck, Portemonna­ies und vieles mehr konnten die Interessen­ten ihre Gebote abgeben. Svenja Müller und Jens Steinhagen vom Ordnungsam­t führten durch die Auktion und präsentier­ten eine zu versteiger­nde Fundsache nach der anderen.
 ?? ?? Die Stadt Laupheim veranstalt­ete am Freitag eine Versteiger­ung von Fundsachen auf dem Gelände des Bauhofs: Viele Menschen folgten der Ankündigun­g in der Hoffnung, ein Schnäppche­n zu ergattern.
Die Stadt Laupheim veranstalt­ete am Freitag eine Versteiger­ung von Fundsachen auf dem Gelände des Bauhofs: Viele Menschen folgten der Ankündigun­g in der Hoffnung, ein Schnäppche­n zu ergattern.
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FOTOS: CHRISTIAN REICHL Sorgte für Lacher bei den Interessen­ten: Eine herrenlose Lederhose, die beim Fundamt abgegeben wurde.

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