Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Verlorenes unterm Hammer
Fundsachen suchten bei Versteigerung der Stadt Laupheim neue Besitzer – Von Klassikern und Kuriositäten
- Taschen, Uhren, Schmuck – aber auch Fahrräder, ERoller und Mofas: Die Stadt Laupheim hat am Freitag etliche Fundsachen versteigert, die von ihren rechtmäßigen Besitzern nicht binnen der gesetzlichen Frist abgeholt wurden. Unter den angebotenen Objekten sind regelmäßig auch Kuriositäten – in diesem Jahr kam etwa eine zünftige Lederhose samt Trachtenhemd – unter den Hammer. In der Hoffnung, ein Schnäppchen zu ergattern, waren Dutzende Menschen zur Auktion gekommen. Doch nicht alle Fundsachen fanden einen neuen Besitzer.
„Zum Ersten, zum Zweiten, Zuschlag“, diese Worte von Ordnungsamtsleiter Jens Steinhagen schallten am Freitag mehrfach über das Gelände des Bauhofs. Nach rund zwei Jahren wurden wieder Fundsachen versteigert, die sich bei Fundbüro und Bauhof angesammelt hatten, weil sich deren Besitzern nicht rechtzeitig gemeldet hatten. „Wir müssen vom Gesetzgeber aus eine Frist von einem halben Jahr einhalten“, schildert Anja Liedtke vom Amt für öffentliche Ordnung, zuständig für das Fundamt, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Sie und ihre Kollegin Susanne Renz verfolgten aufmerksam die Auktion und notierten die erfolgreichen Gebote und die Namen der Käufer mit deren Adresse in einer Versteigerungsliste.
Das ist reine Routine – schließlich ist über den Ursprung der Fundsache nichts bekannt. Sorgen müsse sich aber keiner machen. „Die Polizei bekommt von uns vor der Versteigerung eine Fundliste; von ihr muss das Okay kommen, dass die Gegenstände nicht Teil einer laufenden Ermittlung oder Diebesgut sind“, schildert Liedtke. Dennoch kommt nicht alles, was beim Fundamt abgegeben, aber nicht mehr abholt wird, auch unter den Hammer. Smartphones sind aus Datenschutzgründen tabu. „Das schreibt der Gesetzgeber klar vor“, betont Liedtke. Auch der verlorene Hausschlüssel werde selbstverständlich nicht versteigert. Nach Verstreichen der Halbjahresfrist werden solche Objekte
vernichtet, dabei machen sie einen Großteil der Fundsachen aus. „Viele Leute kommen gar nicht darauf, bei uns anzufragen, weil sie das Fundamt nicht auf dem Schirm haben“, erläutert Liedtke. Nur rund 40 Prozent aller Fundsachen könnten den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. Einfach stellt sich das dar, wenn ein Portemonnaie mit Ausweisdokumenten abgegeben wird. „Wir recherchieren dann auch selbst
und schreiben die Besitzer an“, so Liedtke. In diesen Fällen lässt sich einer Fundsache dem Eigentümer schnell zuordnen. Bei Smartphones oder Schlüsseln ist eine Identifikation aber kaum möglich, ohne dass sich jemand beim Fundamt meldet und glaubhaft seinen Verlust nachweisen kann.
Dennoch: Immer wieder gibt es glückliche Zufälle, betont Liedtke. Sehr erleichtert dürfte die Person gewesen sein, deren Ehering am
Laupheimer Baggersee wiedergefunden wurde, nachdem er ein Jahr als verloren gegolten hatte.
In den vergangenen zwei Jahren hatte sich bei der Stadt wieder einiges an Fundsachen angesammelt. Platz sollte die Versteigerung schaffen: Schon vor Beginn der Auktion hatten potenzielle Kaufinteressenten die Möglichkeit, die angebotene Ware unter die Lupe zu nehmen, bevor es dann spannend wurde. Taschen,
Schmuck, Elektrogeräte und vieles mehr wurden nacheinander mit einem Startgebot aufgerufen. Bei einzelnen Objekten wie der wertvollen Halskette aus Gold entbrannte zwischen den Bietern ein Wettstreit. „Da geht es um den Materialwert“, f lüsterte es in der Menge. Anders als bei anderen Waren lässt sich Gold gut im Preis schätzen. Denn bei allen angebotenen Fundsachen heißt es: „Gekauft wie gesehen“, wie Auktionator Steinhagen betonte. Die Rückgabe der Ware ist ausgeschlossen.
Unter den Objekten sind immer allerhand Kuriositäten – auch diesmal. So dürften sich einige Bieter gefragt haben, wie es zum Verlust einer Lederhose mit Trachtenhemd kam. Im besten Fall hatte der Herr wohl Wechselkleidung mit dabei... Auch der – glücklicherweise – kinderlose Kinderwagen wirft die ein oder andere Frage auf. Und das Rätsel um ein von der Polizei gefundenes „Panzerknacker-Brecheisen“dürfte wohl ein „Aktenzeichen ungelöst“bleiben.
Am Ende der Auktion ging es dann noch an die vielen Fahrzeuge – E-Roller und -Bikes, Mofas und unzählige Fahrräder. Vom Kinderrad übers Bahnhofsfahrrad bis zum Mountainbike war eigentlich für jeden etwas dabei. „Wer Tüftler ist, bringt das ein oder andere auf Vordermann“, betonte Steinhagen. Das hatte auch ein Jugendlicher vor, der gleich zweimal hintereinander bei der Versteigerung eines E-Rollers zuschlug. Im schlimmsten Fall schlachte er von einem die Ersatzteile aus und mache aus zwei eben eins, sagt er mit einem Strahlen im Gesicht.
Am Ende des Tages gingen aber zahlreiche Fundsachen wieder zurück an die Stadt. „Es kommt alles nur einmal unter den Hammer“, schildert Liedtke. Dennoch wird nicht alles einfach entsorgt. Ein Teil der Fahrräder, die keinen Besitzer gefunden haben, werde vielleicht doch noch einmal Freude bereiten. „Wir haben eine Anfrage an den Fahrradpool gestellt, die haben schon einige Räder ausgesucht und abgeholt“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Die Ehrenamtlichen werden den Rädern nun ein zweites Leben einhauchen und im Sinne der guten Sache veräußern.