Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf dem Planetenweg schwerelos Richtung Halbmarathon
Liebe SZ-Leser, hier bin ich wieder: Der Kugelblitz der SZ-Laufgruppe. Am Sonntag fällt nach den Jahren 2010, 2016 und 2019 der Startschuss für die vierte Staffel, äh Auf lage (sorry, fünf Jahre Couchpotatoe und Serien-Junkie verderben ein wenig die Sprache). Als Mitinitiator des Projekts werde ich natürlich wieder dabei sein und gelegentlich Bericht erstatten. Meine Fitness hat, siehe Klammer, seit Bad Waldsee 2019 leider ziemlich gelitten, und so habe ich mich notgedrungen an den offiziellen Trainingsstart schon mal mehr oder weniger sportlich herangetastet. Aber wie sagte schon Aristoteles (oder war es Maradona?): Aller Umfang ist schwer.
Unser Chefcoach Alex Schwarz meinte ja, man soll nicht übertreiben mit dem Elan, sondern gezielt „Reizpunkte“setzen. Meine Reizpunkte heißen seit einigen Wochen: Venus (nicht was Sie denken!), Merkur, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Ich habe mir den Laupheimer Planetenweg als Trainingsstrecke ausgewählt, um quasi schwerelos gen Halbmarathon zu schweben. Weil mit Musik vieles leichter geht: Kopfhörer ins Ohr, und nix wie los. Kurz hatte ich überlegt, meine Playlist mit „Hier kommt Jupiter“, dem Soundtrack von Peterchens Mondfahrt und Songs von Bruno Mars zu ergänzen – oder gleich mit Major Tom in Dauerschleife durch die Galaxie zu schwirren. Aber ich begnüge mich dann doch mit den Liedern meines Lebens von Billy Joel bis zu den Eagles. Das ist Schubkraft genug, auch wenn die Auswahl der Interpreten schonungslos zeigt, dass ich als Endfünfziger nicht mehr zu den jungen Hüpfern der SZ-Laufgruppe zähle.
Doch mit der Motivation eines Anfangzwanzigers begibt sich der Intergalaktische Schick von der Schwäbischen (ISS) völlig losgelöst auf den Weg in seine Umlaufbahn – und wundert sich, dass zwischen Jupiter und Saturn so viel Gras wächst. Auch die Beschilderung
lässt hier zu wünschen übrig. Da sollte die Laupheimer Volkssternwarte mal nachbessern, ich jedenfalls fühle mich anfangs ein wenig „Lost in Space“.
Bald aber finde ich die Orientierung wieder. Asteroiden auf zwei Rädern und Meteoriten auf zwei Beinen streifen mich gelegentlich, werfen mich aber nicht aus der Bahn. Im Gegenteil: Diese flotten Sterne sind mir schnuppe. Schließlich renne ich nicht um die Wette, sondern erstmal nur darum, die Eingangsvoraussetzung für die SZ-Laufgruppe 2024 zu erfüllen: 30 Minuten Joggen am Stück. Das gelingt mir – unglaublich, aber wahr – auf Anhieb, auch wenn ich mich erst mal mit dem halben Planetenweg begnüge. Aber sei’s drum: Es ist ja auch nur ein halber Marathon, und Apollo brauchte auch sechs Anläufe, um Menschen auf den Mond zu bringen.
Um unser komplettes Sonnensystem zu meistern, beschließe ich ein Intervall: Zum ersten Planeten joggen, zum zweiten walken, zum dritten wieder joggen und so weiter. Das erweist sich nur anfangs als gute Idee. Denn gegen Ende werden die Distanzen immer größer und die Luft dünner. Zum Glück gibt es die Infotafeln an jedem Planeten – geradezu eine Aufforderung zu Bildungspausen. So erfahre ich mehr oder weniger Wissenswertes: Zum Beispiel, dass Neptun als äußerster Planet mit minus 283 Grad wohl der kälteste Ort unseres Sonnensystems ist. Ich schwitze trotzdem. Kein Wunder, nach 4,8 Milliarden Kilometern. Und wussten Sie, dass Uranus zwar 44mal so groß ist wie die Erde, aber nur 88 Prozent ihrer Schwerkraft hat? Das liegt daran, dass Uranus lediglich eine Hülle aus Gas ist.
Na denn: Gebt Gas, liebe Teilnehmer der SZ-Laufgruppe! Gemeinsam meistern wir unsere Mission und greifen am 16. Juni in Tuttlingen nach den Halbmarathon-Sternen – ganz egal, in welche Sphären uns der Trainingsplan führt. Man sieht sich am Sonntag, 9 Uhr, auf dem Weltraumbahnhof beim Kulturhaus...