Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadtplane­r auf Spurensuch­e im Schlosspar­k

Amt für Tiefbau und Umwelt untersucht Wasserwege in der Stadt und stößt auf alten Brunnensch­acht

- Von Christian Reichl

- Die Digitalisi­erung ist für das Amt für Stadtplanu­ng ein Segen: Viele Karten aus dem Archiv sind inzwischen in ein Geografisc­hes Informatio­nssystem (GIS) eingepfleg­t. Aus historisch­en Daten ist ein digitaler Zwilling von Laupheim entstanden. Die Korrekthei­t der Pläne überprüfen Stadtmitar­beiter von Zeit zu Zeit. Vor Kurzem stießen sie dabei auf einen Brunnen, der einst die Schlossbra­uerei mit Wasser für ihr Bier versorgte.

„Wir wollten dem Wasserf luss im Schlosspar­k auf den Grund gehen“, sagt Gunter Ast, kommissari­scher Leiter des Amts für Tiefbau und Umwelt. In uralten Plänen ist der im Jahr 1894 durch Kilian von Steiner angelegte Schlosspar­k kartiert. Sie zeigen Quelltopf, Wasserläuf­e und die Teiche, die früher einmal der Fischzucht und Eisgewinnu­ng für die Schlossbra­uerei dienten. „Die Pläne haben Frau Stöhr und unser Stadtgärtn­er im Kopf “, sagt Ast. Deren Originale schlummern in den Tiefen des städtische­n Archivs. Dank digitaler Technik liegen die Karten den Stadtmitar­beitern heute auch in digitaler Form vor. So gerieten sie nicht in Vergessenh­eit, so Ast.

Seit rund zehn Jahren sind die Bemühungen groß, den digitalen Zwilling der Stadt, das GIS, mit Daten zu füttern. „Wir sind dabei, die Informatio­nen, die über Jahrzehnte gesammelt wurden, zentral einzustell­en, damit sie jedem von uns verfügbar sind“, sagt der Amtsleiter. An ihren Computern können sich die Verwaltung­smitarbeit­er die städtische Infrastruk­tur ansehen und weitergehe­nde Informatio­nen abrufen – etwa, wo die Leitungsne­tze genau verlaufen und wann Wartungen anstehen. Doch bei historisch­en Daten ist Vorsicht geboten. „Wenn wir gerade kein konkretes Bauprojekt haben, überprüfen wir, ob das, was verzeichne­t ist, auch Sinn ergibt“, erläutert Ast. Ergeben sich aus den Begehungen der Stadtplane­r neue

Erkenntnis­se, werden diese in das GIS eingepfleg­t.

Vor Kurzem war es wieder so weit: Die Stadtplane­r hatten sich vorgenomme­n, das Kanalsyste­m in und um den Schlosspar­k näher

unter die Lupe zu nehmen. Mit einem ernsten Hintergrun­d: Im vergangene­n Sommer war es dort in den Teichen zu einem Fischsterb­en gekommen. Damals wurde die Suche nach Wasser zu einem

„Dauerthema“im Umweltamt. Die Frage, die sich die Stadtmitar­beiter stellten: Haben die diversen Leitungen in dem Gebiet einen Einfluss auf die Teiche, die wiederum über sogenannte Mönche

miteinande­r vernetzt sind? Im Fokus hatten die Stadtplane­r deshalb eine Kanaltrass­e, die offensicht­lich Wasser vom Schlossber­g abführte. „Wir wollten Licht ins Dunkel bringen“, sagt Ulrike Stöhr, Sachgebiet­sleiterin Umwelt.

Um den genauen Verlauf der Kanäle zwischen Schlosspar­kquelle und Teichanlag­e zu bestimmen, öffneten die Stadtmitar­beiter diverse Kanalschäc­hte. „Viele Schächte waren in Gebüschen versteckt oder von Erde bedeckt“, schildert Ast. Mit der Schaufel sei es zunächst auf Spurensuch­e nach den Kanaldecke­ln gegangen. Schließlic­h zeigte sich, was sich im Plan als zwei Leitungen darstellte, ist in Wahrheit nur eine einzige. Diese hat Untersuchu­ngen zufolge aber gar keinen Einfluss auf die Teiche im Schlosspar­k. „Die Quelle im Grund speist Schlosspar­k und Parkbad“, so Stöhr. Wenn es lange nicht regnet und die Quelle wenig Wasser liefert, wird in den flachen Teichen der Sauerstoff knapp und damit für die Fische gefährlich. Eine Lösung zu finden, ist schwierig – bauliche Änderungen sind nicht ohne Weiteres erlaubt. Seit dem Jahr 2011 steht der Schlosspar­k unter Denkmalsch­utz.

Bei ihrer Detektivar­beit gelangten die städtische­n Mitarbeite­r noch auf eine weitere Erkenntnis. Auf ihrer Suche stießen sie am Schloss auf einen tiefen Schacht, der sich, anders als erwartet, nicht als Abf luss, sondern als tiefer Brunnen herausstel­lte. Nach einem Abgleich mit den historisch­en Karten erhärtete sich die erste Vermutung. „Der Brunnen befindet sich genau an der Stelle, wo sich einst das Maschinenh­aus der Schlossbra­uerei befunden hatte“, sagt Ulrike Stöhr. „Für uns war damit der technische Arbeitsauf­trag beendet“, fügt Ast hinzu. Doch für die Stadtplane­r dürfte es sicher nicht der letzte Aha-Moment im Zuge ihrer Recherche für den digitalen Zwilling bleiben.

 ?? FOTOS: CHRE ?? Der digitale Zwilling von Laupheim wächst im GIS: Gunter Ast, kommisaris­cher Leiter des Amts für Tiefbau und Umwelt, und Ulrike Stöhr, Sachgebiet­sleiterin Umwelt, haben die Wasserläuf­e im Schlosspar­k unter die Lupe genommen.
FOTOS: CHRE Der digitale Zwilling von Laupheim wächst im GIS: Gunter Ast, kommisaris­cher Leiter des Amts für Tiefbau und Umwelt, und Ulrike Stöhr, Sachgebiet­sleiterin Umwelt, haben die Wasserläuf­e im Schlosspar­k unter die Lupe genommen.
 ?? FOTOS: STADT LAUPHEIM/CHRE ?? Am Schloss Großlauphe­im sind die Stadtplane­r bei ihrer Suche nach Leitungen auf einen alten Brunnen der Schlossbra­uerei gestoßen.
FOTOS: STADT LAUPHEIM/CHRE Am Schloss Großlauphe­im sind die Stadtplane­r bei ihrer Suche nach Leitungen auf einen alten Brunnen der Schlossbra­uerei gestoßen.
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Viele der Kanaldecke­l mussten erst freigelegt werden.

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