Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Berufe im Umweltbereich bei jungen Leuten gefragt
Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der Wahl von Ausbildung oder Studium immer wichtiger
(dpa) Mit dem eigenen Job einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten – vor allem für junge Menschen spielt das bei Berufswahl und Karriereplanung eine zunehmende Rolle. Ablesbar ist das an der steigenden Zahl neu besetzter Ausbildungsplätze für Berufe im Bereich umwelt- und klimafreundliche Technologien, an neuen Studiengängen der Hochschulen – aber auch daran, wie Unternehmen um Fachkräfte werben. Ob Energiesektor, Automobilbranche oder Lebensmittelkonzern – mit Themen wie Klimaneutralität, CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit wollen Unternehmen beim möglichen Nachwuchs punkten, Innovationsfähigkeit und Engagement herausstellen.
Das Arbeitskräftepotenzial sei riesig – schon heute arbeiteten mehr als zwei Millionen Menschen in sogenannten „Green Jobs“– und der klimafreundliche Wandel könne in allen Bereichen der Volkswirtschaft weitere Arbeitsplätze in ähnlicher Größenordnung hervorbringen, erwartet Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Wie sich profitables Wirtschaften ökologisch und sozial nachhaltig umsetzen lässt, können Studierende beispielsweise in einem neuen Studiengang an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) lernen. Die Studenten kommen laut dem Leiter des Studiengangs, Julian Conrads, Professor für Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmensethik an der THM in Gießen, eher nicht aus dem aktivistischen Umfeld, seien eher pragmatisch als dogmatisch und sähen auch persönliche Chancen in der wirtschaftlichen Transformation.
Auch bei Auszubildenden stehen Berufe mit umwelt- und klimafreundlichen Tätigkeiten zunehmend hoch im Kurs. So wurden 2021 rund 14 Prozent mehr Ausbildungsverträge in solchen Berufen abgeschlossen als noch im Jahr 2013, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg bekannt gegeben hat. Dazu gehören Berufe aus den Bereichen regenerative Energien, Umweltschutztechnik, aber auch Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Dachdeckerei oder der Beruf des Schornsteinfegers.
Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Vertragsabschlüsse in Ausbildungsberufen der Kunststoffoder Baustoffherstellung ebenso deutlich zurückgegangen wie in kaufmännischen und technischen Berufe, wie Silke Anger, Forschungsbereichsleiterin am IAB und Professorin für Bildungsökonomik an der Universität Bamberg, berichtet.
Das sollten Unternehmen bei der Fachkräftesuche im Blick haben, erklärt Benjamin Seibel, verantwortlich für den Bereich Corporate Sustainability bei Hays, einer auf Fach- und Führungskräfte spezialisierten Personalberatung. So dürften rund 15.000 zusätzliche Unternehmen verpf lichtet sein, detaillierte Kennzahlen zu den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zu veröffentlichen. Geeignete Expertinnen und Experten würden in allen Bereichen gebraucht – in der Unternehmensleitung sowie in Forschung und Entwicklung bis hin zur Vermarktung.
Unternehmen, die in Umwelt, Soziales und Unternehmensführung investieren, haben laut Seibel im Wettbewerb um die besten Talente einen Vorteil. Er empfiehlt Firmen, sich das nötige Know-how von außen einzukaufen oder intern aufzubauen.