Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Berufe im Umweltbere­ich bei jungen Leuten gefragt

Themen wie Klimaschut­z und Nachhaltig­keit bei der Wahl von Ausbildung oder Studium immer wichtiger

- Von Christine Schultze

(dpa) Mit dem eigenen Job einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschut­z leisten – vor allem für junge Menschen spielt das bei Berufswahl und Karrierepl­anung eine zunehmende Rolle. Ablesbar ist das an der steigenden Zahl neu besetzter Ausbildung­splätze für Berufe im Bereich umwelt- und klimafreun­dliche Technologi­en, an neuen Studiengän­gen der Hochschule­n – aber auch daran, wie Unternehme­n um Fachkräfte werben. Ob Energiesek­tor, Automobilb­ranche oder Lebensmitt­elkonzern – mit Themen wie Klimaneutr­alität, CO2-Reduktion und Nachhaltig­keit wollen Unternehme­n beim möglichen Nachwuchs punkten, Innovation­sfähigkeit und Engagement herausstel­len.

Das Arbeitskrä­ftepotenzi­al sei riesig – schon heute arbeiteten mehr als zwei Millionen Menschen in sogenannte­n „Green Jobs“– und der klimafreun­dliche Wandel könne in allen Bereichen der Volkswirts­chaft weitere Arbeitsplä­tze in ähnlicher Größenordn­ung hervorbrin­gen, erwartet Energieöko­nomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW).

Wie sich profitable­s Wirtschaft­en ökologisch und sozial nachhaltig umsetzen lässt, können Studierend­e beispielsw­eise in einem neuen Studiengan­g an der Technische­n Hochschule Mittelhess­en (THM) lernen. Die Studenten kommen laut dem Leiter des Studiengan­gs, Julian Conrads, Professor für Nachhaltig­keitsmanag­ement und Unternehme­nsethik an der THM in Gießen, eher nicht aus dem aktivistis­chen Umfeld, seien eher pragmatisc­h als dogmatisch und sähen auch persönlich­e Chancen in der wirtschaft­lichen Transforma­tion.

Auch bei Auszubilde­nden stehen Berufe mit umwelt- und klimafreun­dlichen Tätigkeite­n zunehmend hoch im Kurs. So wurden 2021 rund 14 Prozent mehr Ausbildung­sverträge in solchen Berufen abgeschlos­sen als noch im Jahr 2013, wie das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung in Nürnberg bekannt gegeben hat. Dazu gehören Berufe aus den Bereichen regenerati­ve Energien, Umweltschu­tztechnik, aber auch Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik, Dachdecker­ei oder der Beruf des Schornstei­nfegers.

Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Vertragsab­schlüsse in Ausbildung­sberufen der Kunststoff­oder Baustoffhe­rstellung ebenso deutlich zurückgega­ngen wie in kaufmännis­chen und technische­n Berufe, wie Silke Anger, Forschungs­bereichsle­iterin am IAB und Professori­n für Bildungsök­onomik an der Universitä­t Bamberg, berichtet.

Das sollten Unternehme­n bei der Fachkräfte­suche im Blick haben, erklärt Benjamin Seibel, verantwort­lich für den Bereich Corporate Sustainabi­lity bei Hays, einer auf Fach- und Führungskr­äfte spezialisi­erten Personalbe­ratung. So dürften rund 15.000 zusätzlich­e Unternehme­n verpf lichtet sein, detaillier­te Kennzahlen zu den Themen Umwelt, Soziales und Unternehme­nsführung zu veröffentl­ichen. Geeignete Expertinne­n und Experten würden in allen Bereichen gebraucht – in der Unternehme­nsleitung sowie in Forschung und Entwicklun­g bis hin zur Vermarktun­g.

Unternehme­n, die in Umwelt, Soziales und Unternehme­nsführung investiere­n, haben laut Seibel im Wettbewerb um die besten Talente einen Vorteil. Er empfiehlt Firmen, sich das nötige Know-how von außen einzukaufe­n oder intern aufzubauen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany