Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trotz Technikproblemen beim E-Rezept optimistisch
Apotheken in Laupheim über ihre Erfahrungen mit dem E-Rezept – Vorteile trotz Systemausfällen
- Seit dem Jahreswechsel ist das elektronische Rezept für Ärztinnen und Ärzte verpflichtend. Eine Umstellung bedeutete dies auch für die Apotheken. Über die elektronische Gesundheitskarte oder eine spezielle App können Patientinnen und Patienten das neue E-Rezept einlösen. Trotz vieler Vorteile der digitalen Technologie berichtet der Landesapothekerverband BadenWürttemberg (LAV) aktuell über technische Probleme mit dem ERezept. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei einem Apotheker und einer Apothekerin in Laupheim nachgefragt, für die der Umgang mit dem E-Rezept bereits Alltag geworden ist.
„Unsere persönlichen Erfahrungen sind bisher sehr gut“, sagt Apotheker Andreas Buck, Inhaber der „Neue Apotheke“und „7-Schwaben-Apotheke“. Für ihn und sein Team seien E-Rezepte bereits Alltag. „Ich würde für meine beiden Apotheken angeben, dass wir zu über 99 Prozent zuverlässig E-Rezepte annehmen können.“Technisch müssten aber viele Dinge reibungslos ineinandergreifen, damit alles klappt.
Aktuell berichtet der Landesapothekerverband Baden-Württemberg von wiederholten Ausfällen der technischen Strukturen. „Es ist zum Verrücktwerden: Da stehen die Patienten in der Apotheke und brauchen ihr Medikament, und die Technik der Firma Gematik verhindert, dass wir die entsprechenden E-Rezepte abrufen können“, schreibt Tatjana Zambo, Präsidentin des LAV, in einer Pressemitteilung. Das ERezept wird nach Ausstellung in der Arztpraxis sicher und verschlüsselt in der sogenannten Telematikinfrastruktur (TI) abgelegt. In der Apotheke wird das ERezept dann mithilfe des zum Rezept gehörenden Schlüssels, den Patienten in aller Regel mit ihrer Gesundheitskarte übergeben, wieder abgerufen. Wenn die TI allerdings nicht erreichbar oder in ihren Prozessen gestört ist, funktioniert der Abruf des Rezepts nicht.
„Im Prinzip läuft das E-Rezept gut, allerdings ist die Abhängigkeit von einem externen Anbieter teilweise belastend, da Ausfälle nicht in der Apotheke kompensiert werden können“, schildert Apothekerin Juliane Alexander, Inhaberin der „Rats-Apotheke“. Wenn ein Rezept wegen Schwierigkeiten mit der zentralen Infrastruktur nicht abgerufen werden könne, müssten die Apotheken die Praxis kontaktieren und um Zusendung eines E-Rezept-Ausdrucks per Fax bitten oder per KIM (Kommunikation im Medizinwesen). „Das ist ein derartiger Mehraufwand, der den Praxen nicht oft zugemutet werden kann“, betont die Apothekerin. Die andere Möglichkeit sei, die Gesundheitskarte der Patienten „einzubehalten“und dem Patienten später per Boten wieder auszufahren.
Sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die
Apothekenmitarbeiter sei dies eine Mehrbelastung. „Zum Glück sind die Ausfälle eher selten, dafür treten sie dann gerne in den hochfrequenten Morgenstunden auf, wenn Praxen und Apotheke gleichermaßen die Infrastruktur nutzen“, schildert Alexander weiter. Andreas Buck hat den Eindruck, dass die TI „gefühlt aber schon noch fragil ist“, so der Apotheker. Teils gebe es Ausfälle einzelner Server von Krankenkassen, von denen dann keine Patientendaten mehr ausgelesen und somit in dieser Zeit kein ERezept geladen werden könnten.
Und der Apotheker berichtet von einem weiteren Problem: „Bestellen Patienten in Arztpraxen E-Rezepte, dann können diese erst in den Apotheken abgerufen werden, wenn der Arzt die Verordnungen kontrolliert und elektronisch signiert hat“, sagt Buck. Hier ergäben sich immer wieder Situationen, in denen Patienten schon in der Apotheke sind, bevor die Freigabe durch den Arzt vollzogen ist. In diesen
Fällen müssten Patienten zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen. „Das ist natürlich aus Patientensicht verständlicherweise unbequem“, sagt Buck. Er rät den Patienten dazu, sich hierzu mit dem Arzt abzustimmen.
Einen Vorteil bietet laut Buck die E-Rezept-App der Gematik. „Wenn man hier seine Versichertenkarte mit PIN der Krankenkasse verknüpft hat, kann man selbst sehen, ob es aktuell vom Arzt ein E-Rezept gibt.“Mit der App könnten die Arzneimittel auch schon in der Wunschapotheke vorbestellt werden oder Angehörige könnten damit Gesundheitskarten von beispielsweise Kindern oder Eltern verwalten. „Klingt erstmal total toll – als Apotheke wünschen wir uns aber sehr, dass diese App noch etwas bedienungsfreundlicher wird. Nicht jeder Kunde kommt mit der momentan angebotenen Version klar“, sagt Buck.
Der Apotheker vermutet, dass es die nächsten Monate noch etwas ruckeln wird. „Mittelfristig gehe ich davon aus, dass sich die Prozesse mehr und mehr einspielen werden“, sagt er. Durch technische Ausfälle der TI könne es für Patienten in Akutsituationen zu Problemen kommen. „Bei sehr wichtigen und eiligen Arzneimitteln empfehlen wir gegebenenfalls einen Papierausdruck des ERezeptes durch den Arzt.“
Optimistisch blickt auch Juliane Alexander nach vorne. „Leichter wird es für uns dadurch, dass ein E-Rezept sofort die verordneten Medikamente aufzeigt, ein Eintippen der Verordnung entfällt und wir mehr Zeit für die Beratung gewinnen – wir ziehen ein positives Fazit“, so die Apothekerin. Die positiven Seiten für die Patienten seien, dass ein bestelltes E-Rezept nicht unbedingt in der Praxis abgeholt werden muss. „Die meisten Patienten stehen dem E-Rezept sehr aufgeschlossen gegenüber – und wir als Apothekenteam freuen uns, dass wir endlich eine Infrastruktur nutzen, die wir schon seit mehreren Jahren vorhalten.“