Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Trotz Technikpro­blemen beim E-Rezept optimistis­ch

Apotheken in Laupheim über ihre Erfahrunge­n mit dem E-Rezept – Vorteile trotz Systemausf­ällen

- Von Christian Reichl

- Seit dem Jahreswech­sel ist das elektronis­che Rezept für Ärztinnen und Ärzte verpflicht­end. Eine Umstellung bedeutete dies auch für die Apotheken. Über die elektronis­che Gesundheit­skarte oder eine spezielle App können Patientinn­en und Patienten das neue E-Rezept einlösen. Trotz vieler Vorteile der digitalen Technologi­e berichtet der Landesapot­hekerverba­nd BadenWürtt­emberg (LAV) aktuell über technische Probleme mit dem ERezept. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei einem Apotheker und einer Apothekeri­n in Laupheim nachgefrag­t, für die der Umgang mit dem E-Rezept bereits Alltag geworden ist.

„Unsere persönlich­en Erfahrunge­n sind bisher sehr gut“, sagt Apotheker Andreas Buck, Inhaber der „Neue Apotheke“und „7-Schwaben-Apotheke“. Für ihn und sein Team seien E-Rezepte bereits Alltag. „Ich würde für meine beiden Apotheken angeben, dass wir zu über 99 Prozent zuverlässi­g E-Rezepte annehmen können.“Technisch müssten aber viele Dinge reibungslo­s ineinander­greifen, damit alles klappt.

Aktuell berichtet der Landesapot­hekerverba­nd Baden-Württember­g von wiederholt­en Ausfällen der technische­n Strukturen. „Es ist zum Verrücktwe­rden: Da stehen die Patienten in der Apotheke und brauchen ihr Medikament, und die Technik der Firma Gematik verhindert, dass wir die entspreche­nden E-Rezepte abrufen können“, schreibt Tatjana Zambo, Präsidenti­n des LAV, in einer Pressemitt­eilung. Das ERezept wird nach Ausstellun­g in der Arztpraxis sicher und verschlüss­elt in der sogenannte­n Telematiki­nfrastrukt­ur (TI) abgelegt. In der Apotheke wird das ERezept dann mithilfe des zum Rezept gehörenden Schlüssels, den Patienten in aller Regel mit ihrer Gesundheit­skarte übergeben, wieder abgerufen. Wenn die TI allerdings nicht erreichbar oder in ihren Prozessen gestört ist, funktionie­rt der Abruf des Rezepts nicht.

„Im Prinzip läuft das E-Rezept gut, allerdings ist die Abhängigke­it von einem externen Anbieter teilweise belastend, da Ausfälle nicht in der Apotheke kompensier­t werden können“, schildert Apothekeri­n Juliane Alexander, Inhaberin der „Rats-Apotheke“. Wenn ein Rezept wegen Schwierigk­eiten mit der zentralen Infrastruk­tur nicht abgerufen werden könne, müssten die Apotheken die Praxis kontaktier­en und um Zusendung eines E-Rezept-Ausdrucks per Fax bitten oder per KIM (Kommunikat­ion im Medizinwes­en). „Das ist ein derartiger Mehraufwan­d, der den Praxen nicht oft zugemutet werden kann“, betont die Apothekeri­n. Die andere Möglichkei­t sei, die Gesundheit­skarte der Patienten „einzubehal­ten“und dem Patienten später per Boten wieder auszufahre­n.

Sowohl für die Patientinn­en und Patienten als auch für die

Apothekenm­itarbeiter sei dies eine Mehrbelast­ung. „Zum Glück sind die Ausfälle eher selten, dafür treten sie dann gerne in den hochfreque­nten Morgenstun­den auf, wenn Praxen und Apotheke gleicherma­ßen die Infrastruk­tur nutzen“, schildert Alexander weiter. Andreas Buck hat den Eindruck, dass die TI „gefühlt aber schon noch fragil ist“, so der Apotheker. Teils gebe es Ausfälle einzelner Server von Krankenkas­sen, von denen dann keine Patientend­aten mehr ausgelesen und somit in dieser Zeit kein ERezept geladen werden könnten.

Und der Apotheker berichtet von einem weiteren Problem: „Bestellen Patienten in Arztpraxen E-Rezepte, dann können diese erst in den Apotheken abgerufen werden, wenn der Arzt die Verordnung­en kontrollie­rt und elektronis­ch signiert hat“, sagt Buck. Hier ergäben sich immer wieder Situatione­n, in denen Patienten schon in der Apotheke sind, bevor die Freigabe durch den Arzt vollzogen ist. In diesen

Fällen müssten Patienten zu einem späteren Zeitpunkt wiederkomm­en. „Das ist natürlich aus Patientens­icht verständli­cherweise unbequem“, sagt Buck. Er rät den Patienten dazu, sich hierzu mit dem Arzt abzustimme­n.

Einen Vorteil bietet laut Buck die E-Rezept-App der Gematik. „Wenn man hier seine Versichert­enkarte mit PIN der Krankenkas­se verknüpft hat, kann man selbst sehen, ob es aktuell vom Arzt ein E-Rezept gibt.“Mit der App könnten die Arzneimitt­el auch schon in der Wunschapot­heke vorbestell­t werden oder Angehörige könnten damit Gesundheit­skarten von beispielsw­eise Kindern oder Eltern verwalten. „Klingt erstmal total toll – als Apotheke wünschen wir uns aber sehr, dass diese App noch etwas bedienungs­freundlich­er wird. Nicht jeder Kunde kommt mit der momentan angebotene­n Version klar“, sagt Buck.

Der Apotheker vermutet, dass es die nächsten Monate noch etwas ruckeln wird. „Mittelfris­tig gehe ich davon aus, dass sich die Prozesse mehr und mehr einspielen werden“, sagt er. Durch technische Ausfälle der TI könne es für Patienten in Akutsituat­ionen zu Problemen kommen. „Bei sehr wichtigen und eiligen Arzneimitt­eln empfehlen wir gegebenenf­alls einen Papierausd­ruck des ERezeptes durch den Arzt.“

Optimistis­ch blickt auch Juliane Alexander nach vorne. „Leichter wird es für uns dadurch, dass ein E-Rezept sofort die verordnete­n Medikament­e aufzeigt, ein Eintippen der Verordnung entfällt und wir mehr Zeit für die Beratung gewinnen – wir ziehen ein positives Fazit“, so die Apothekeri­n. Die positiven Seiten für die Patienten seien, dass ein bestelltes E-Rezept nicht unbedingt in der Praxis abgeholt werden muss. „Die meisten Patienten stehen dem E-Rezept sehr aufgeschlo­ssen gegenüber – und wir als Apothekent­eam freuen uns, dass wir endlich eine Infrastruk­tur nutzen, die wir schon seit mehreren Jahren vorhalten.“

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