Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Museumsdorf bietet neues Mitmachprogramm
In Kürnbach können jetzt auch Erwachsene Geschichte handfest erleben – Saison startet am Sonntag
- Das Oberschwäbische Museumsdorf Kürnbach hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem Besuchermagneten entwickelt. Zum Erfolgsrezept zählt auch die besondere Mischung aus Erlebnis und Wissensvermittlung. In diesem Bereich rücken Museumsleiter Jürgen Kniep und seine Mitarbeiter in der neuen Saison verstärkt die erwachsenen Besucher in den Fokus.
Bisher blieben die Mitmachprogramme den jungen Besuchern vorbehalten. Nun können auch die Erwachsenen Geschichte handfest erleben. Gruppen von bis zu 25 Personen können die 90minütigen Angebote „Waschtag früher“, „Schaffe, schaffe, Häusle baue“und „Apfelsaft von der Streuobstwiese“buchen.
„Die Vermittlung kulturhistorischer Inhalte erfolgt beiläuf ig“, sagt Museumsleiter Kniep. Aber mit dem „Kernseifengeruch in der Nase und den Händen im Zuber“bleibt die Erfahrung länger haften, ist sich Kniep sicher. Diana Briehl-Imhof gehört zu den Mitarbeitern in Kürnbach, die sich bei den Mitmachprogrammen um die Besucher kümmern. Und das tut sie mit Hingabe, wie sie bei der Präsentation des neuen Jahresprogramms unter Beweis stellt. Die Museumsbegleiterin berichtet von erstaunten Kindern, denen sie erzählt, dass es früher nur einen großen Waschtag gegeben habe. „Man hat die Sachen so lange angehabt?“, würden die Kinder erstaunt erwidern.
Wenn früher die große Wäsche anstand, war diese mit viel Aufwand und harter Arbeit verbunden. Bis zu zweieinhalb Tage habe es gedauert, bis die Reinigung von Leibwäsche & Co. abgeschlossen war. Im Mitmachprogramm kommen originalgetreu Zuber und
Waschbretter zum Einsatz, die 50 bis 80 Jahre alt seien, sagt Kniep. Und strapazierfähige Leinenwäsche. Die modernen Textilien würden die Bearbeitung mit der Wurzelbürste nicht überstehen, stellt Briehl-Imhof fest. Und so nehmen die Teilnehmer ganz nebenbei etwas über Nachhaltigkeit, Geschlechterrollen und den anstrengenden Alltag in der damaligen Zeit mit.
Nach dem Erfolg der Ausstellung „Schönheit des Alters“mit Fotografien von Laura Zalenga im vergangenen Jahr bietet das Museumsdorf erneut eine Fotoausstellung an. In „Naturjuwelen Oberschwabens“können die Besucher vom 21. April bis 22. September
auf großformatigen Fotos dem Neuntöter auf der Jagd oder f leischfressenden Pf lanzen wie dem Rundblättrigen Sonnentau begegnen.
Im vergangenen Jahr schlug das Museumsdorf mit dem Schauspielprojekt „Kürnbach vor 100 Jahren – schwätze mit de Leut!“einen neuen Weg ein. „Das kam wirklich gut an“, berichtet Kniep und kündigt an, dass sich die Schauspieler erneut an einigen besucherstarken Tagen unter die Gäste mischen werden.
Aber auch die bewährten Klassiker hat das Museumsdorf wieder im Programm. Gleich zum Saisonauftakt am Sonntag, 24. März, bietet der Frühlingsmarkt unter dem Motto „Saatgut, Pf länzle, alte Sorten“das erste Highlight. Nach dem Saisonende am 3. November öffnet das Museum am 7. und 8. Dezember dann noch einmal für die Oberschwäbische Dorfweihnacht seine Pforten.
Mit dem Tag der Blasmusik feiert der Blasmusikkreisverband am Sonntag, 23. Juni, sein 50-jähriges Bestehen. Musikvereine aus dem ganzen Landkreis verwandeln das Museumsdorf in eine große Open-Air-Bühne. Auf drei Bühnen sowie zwei weiteren Locations zeigen 33 Musikgruppen von 10 bis 18 Uhr die verschiedenen Facetten der Blasmusik bis hin zur Kaffeehausmusik. Zudem gibt es Ausstellungen von Musikhäusern, Notenverlagen, Handwerkern und Instrumentenbauern.
Landrat Mario Glaser blickt der neuen Saison mit Vorfreude entgegen: „Die Veranstaltungen im Museumsdorf überzeugen die Menschen immer mit ihrer Kombination aus hohem Freizeitwert und sehr guten Inhalten.“Es zahle sich aus, dass der Landkreis sein museales Engagement auf Kürnbach konzentriere. Museumsleiter Kniep wiederum weiß die Unterstützung durch Landrat und Kreistag zu schätzen. „Es ist ein Privileg, dass wir auch qualitätsvolle Angebote machen können, die sich nicht in den Statistiken widerspiegeln“, sagt Kniep und nennt die speziellen Angebote für Sehbehinderte als Beispiel. „Im vergangenen Jahr hatten wir mit mehr als 120.000 Gästen einen absoluten Besucherrekord – wir hoffen, dass wir auch in diesem Jahr möglichst viele Menschen mit unseren Bildungsangeboten erreichen können. 2024 ist auf jeden Fall viel geboten“, verspricht er.