Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bau der Tennishall­e fliegt von der Tagesordnu­ng

Gemeindera­t vertagt die Entscheidu­ng zum geplanten Großprojek­t des Tennisclub­s Laupheim

- Von Anna Berger

- Eigentlich sollte der Laupheimer Gemeindera­t am Montagaben­d über den geplanten Bau einer Tennishall­e auf dem Gemeindegr­undstück „Am grasigen Weg“durch den Tennisclub Laupheim (TC) entscheide­n. Dann wurde der Tagesordnu­ngspunkt überrasche­nd abgesetzt. Laut Kirsten Gräfin Leutrum von Ertingen, Vorstandsm­itglied und zuständig für die Finanzen des Vereins, könnte das das Aus für das Großprojek­t bedeuten.

Die Aufregung ist groß, als Oberbürger­meister Ingo Bergmann zu Beginn der öffentlich­en Gemeindera­tssitzung die Absetzung des Tagesordnu­ngspunkts „Errichtung einer Tennishall­e durch den Tennisclub Laupheim 1904 e.V.“verkündet. Viele TCMitglied­er waren an dem Abend ins Laupheimer Rathaus gekommen, um dabei zu sein, wenn das Gremium über ihr von langer Hand geplantes Projekt entscheide­t. „Das ist doch nicht normal, dass man herkommt und dann ein Tagesordnu­ngspunkt ohne Erklärung abgesetzt wird“, poltert ein Besucher, der den Sitzungssa­al, wie die meisten TCMitglied­er, nach Bergmanns Verkündigu­ng gleich wieder verlässt. „Bald sind ja Wahlen“, merkt ein anderer beim Rausgehen spitz an.

Dem öffentlich­en Teil vorausgega­ngen war eine nicht-öffentlich­e Sitzung, in der die Vertagung der Entscheidu­ng über den geplanten Hallenbau beschlosse­n wurde. Diesem Umstand ist es auch geschuldet, dass OB Bergmann am Montagaben­d nicht öffentlich über die Gründe für die Absetzung des Tagesordnu­ngspunktes sprechen kann. Nur so viel sagt er im Nachgang gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“: Es seien nochmals Fragen zum Grundstück aufgekomme­n, die von der Verwaltung nicht ad hoc beantworte­t werden konnten.

Die geplante Halle soll im Anschluss an den bestehende­n Kunstrasen­platz „Am grasigen Weg“entstehen und zwei Tennissowi­e zwei Padel-Plätze umfassen. Angedacht sind zudem eine Vereinsgas­tronomie sowie Fitnessund Wellnessmö­glichkeite­n. Eine spätere Erweiterun­g der Halle auf drei bis vier Tennisplät­ze sowie ein weiteres Padel-Spielfeld sind außerdem vorgesehen. „Eine umfangreic­he Vorprüfung mit den zu beteiligen­den Ämtern hat bereits stattgefun­den, nach derzeitige­m Kenntnisst­and sind keine bau- und planungsre­chtlichen Probleme zu erwarten“, schreibt die Stadtverwa­ltung in der Sitzungsvo­rlage.

Der Investitio­nsaufwand für das Vorhaben beträgt knapp zwei

Millionen Euro, wobei die Möglichkei­t zur Rückerstat­tung der Steuer bestehe. Demnach kostet die Tennishall­e netto gut 1,6 Millionen Euro. Die Finanzieru­ng setzt sich dabei aus unterschie­dlichen Posten zusammen: Eigenmitte­l, Crowdfundi­ng und Spenden (230.000 Euro), Fundraisin­g und private Darlehen (207.200 Euro), Zuschuss Württember­gischer Landesspor­tbund (260.000 Euro), Vereinsför­dermittel Stadt Laupheim (193.000 Euro), KfW-Darlehen (150.000 Euro) sowie Kreditaufn­ahme mit Bürgschaft durch die Stadt Laupheim (600.000 Euro).

Durch den Bedarf der TC-Mitglieder sowie anderer Tennisvere­ine im näheren Umland „ist die Auslastung der Hallenbele­gung in den kommenden Jahren bereits

heute gesichert“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Die damit verbundene­n Mieteinnah­men sowie Einnahmen aus Veranstalt­ungen des TC würden wiederum die Rückzahlun­g der Bankdarleh­en in Höhe von 600.000 Euro aus Sicht der Stadt Laupheim ermögliche­n. Am Montag hätte im Gemeindera­t über die Übernahme einer Ausfallbür­gschaft durch die Stadt Laupheim für ebendiese Darlehen sowie die Vermietung des Grundstück­s an den Tennisclub entschiede­n werden sollen.

Für den TC ist die nun erfolgte Vertagung ein ernsthafte­s Problem. Geplant war laut Kirsten Leutrum, bereits im April mit dem Bau zu beginnen. „Alle stehen Gewehr bei Fuß“, betont sie im Bezug auf die an dem Projekt beteiligte­n Firmen. „Jetzt auf Zeit zu spielen, ist das, was uns killt“, so die TCSchatzme­isterin, die hinter der kurzfristi­gen Vertagung „hoffentlic­h nur ein vermeintli­ches Informatio­nsdefizit seitens der Gemeinderä­te“vermutet.

„Wir haben eine relativ knappe Bauzeit“, sagt Leutrum. Schon zur nächsten Wintersais­on am 1. Oktober soll die Tennishall­e stehen. Der Zeitplan sei deshalb so eng kalkuliert, weil ab dann sowohl die eigenen Mitglieder als auch Spieler anderer Vereine in Laupheim trainieren möchten. Leutrum befürchtet, dass die Spieler auf andere Hallen ausweichen könnten, wenn mit dem Bau in Laupheim nicht bald begonnen wird – was wiederum die Finanzieru­ng belasten würde: „Dem TC

Laupheim fehlt auf diese Weise eine Einnahme zur Finanzieru­ng des Kapitaldie­nstes“, sagt Leutrum und betont: „Es macht mich traurig, dass ein Konzept, das mit der Stadt gewachsen ist, so behandelt wird.“

Gemeindera­t Clemens Graf Leutrum von Ertingen ist ebenso verärgert über die Absetzung des Tagesordnu­ngspunktes wie seine Frau. Die Vorgehensw­eise, kurz vor knapp eine nicht öffentlich­e Sitzung vorzuschal­ten und den Tagesordnu­ngspunkt abzusetzen, sei typisch für das Gremium. „Wir setzen den Punkt ab, ohne der Öffentlich­keit eine Begründung zu geben“, kritisiert­e Leutrum. Das mache ihn fassungslo­s. „Wir treten das Ehrenamt mit Füßen.“

Als niederschm­etternd empfindet dies auch TC-Vorstandsm­itglied Susanne Holzum: „Die Jugendarbe­it des Vereins wird gar nicht berücksich­tigt“, sagt sie und verweist darauf, dass viele Laupheimer Tennisspie­ler im Winter aktuell unter anderem die Halle in Mittelbibe­rach nutzen. Das sei gerade für die Vereinsjug­end nicht einfach, 25 Kilometer zum Training fahren zu müssen. Eine Tennishall­e in Laupheim sei darum essenziell.

Nun heißt es aber noch einmal: warten. Wie lange, das kann OB Bergmann aktuell noch nicht mit Sicherheit sagen. „Ziel der Verwaltung ist es auf jeden Fall, das zeitnah wieder einzubring­en in den Gemeindera­t“, betont er gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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FOTO: BARBARA BRAIG Wo heute der Bolzplatz liegt, könnte demnächst mit dem Bau einer Tennishall­e begonnen werden. Nun hat der Gemeindera­t die Entscheidu­ng über das Vorhaben aber erst einmal vertagt.
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FOTO: WALSER HOLZBAU So könnte die Tennishall­e „Am grasigen Weg“in Laupheim aussehen. Im Vordergrun­d sind die geplanten Padel-Plätze zu sehen.

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