Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Musikinstr­umente für Straßenkin­der

Posaunench­or Wain besucht Entwicklun­gshelfer Philipp Schließer und seine Familie in Kenia

- Von Roland Ray

- Eine 17-köpfige Gruppe des Posaunench­ors der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Wain f liegt am Montag nach Kenia. Im Gepäck sind elf Blechblasi­nstrumente. Sie sollen bei mehreren Auftritten gespielt und am Ende der Reise als Geschenk dem christlich­en Missionswe­rk Diguna in der Hauptstadt Nairobi überreicht werden – für die Arbeit mit Straßenkin­dern.

Um dies zu ermögliche­n, startete der Posaunench­or jüngst eine Spendenakt­ion. „Vielleicht steht ja noch irgendwo ein geeignetes Instrument im Keller oder auf der Bühne und könnte jetzt wieder zum Leben erweckt werden“, warb Markus Schließer, Dirigent des Posaunench­ors und Bezirkspos­aunenwart, in Mitteilung­sblättern und Musikerkre­isen um Unterstütz­ung. Menschen aus Wain, Balzheim, Erolzheim, Ravensburg und anderen Orten haben darauf hin gespendet. „Manche Instrument­e waren nicht mehr spielbar, aber wir haben die besten rausgesuch­t, die klingen richtig gut“, berichtete Schließer am vergangene­n Sonntag im Gottesdien­st in der Michaelski­rche.

Sieben Trompeten, zwei Tenorhörne­r, eine Posaune und ein Euphonium finden künftig in Kenia Verwendung. Die Reiseteiln­ehmer haben mehrfach mit ihnen geprobt und für ihre Darbietung­en vor Ort ein Notenheft zusammenge­stellt mit Konzertstü­cken, Chorälen, Segenslied­ern, modernen geistliche­n Werken und den Nationalhy­mnen beider Länder.

Kontakte nach Kenia in Sachen Musik gibt es seit Jahren. 2011 kümmerten sich Jonathan Schließer, Mitglied im Posaunench­or, und sein Cousin Jan Handel in der Diguna-Station Mbagathi nahe Nairobi um den Bläsernach­wuchs. 2016 weilten Musiker und Ausbilder aus Afrika in Wain.

Im Mittelpunk­t der Reise des Posaunench­ors steht überdies, den gebürtigen Wainer Philipp Schließer und seine Familie zu besuchen. Schließer (40) arbeitete als Bauingenie­ur; dann studierte er – „weil Gott nicht lockerließ“– evangelisc­he Theologie. Nach dem Vikariat in Friedrichs­hafen wurden er und seine Frau Tabitha, sie ist Krankensch­wester und Pädagogin, 2019 vom Entwicklun­gshilfedie­nst Coworkers nach Kenia entsandt. Als Berater für die Organisati­onsentwick­lung und Vermittler von sozialen Lerninhalt­en haben sie mitgewirkt, auf einer 60 Hektar großen Farm im Westen des Landes straffälli­g gewordene Jugendlich­e zu resozialis­ieren. Die jungen Leute haben die Möglichkei­t, dort wie in einer Familie zu leben und zu arbeiten, einen Beruf zu erlernen und in einen normalen Alltag hineinzufi­nden. „Crossroads“heißt das Projekt. Um es in Teilen zu finanziere­n, wird Kaffee angebaut und nach Deutschlan­d exportiert.

Seit Juli 2023 arbeiten Philipp und Tabitha Schließer („wir tragen Afrika schon immer im Herzen“) von Nairobi aus. Im Sommer kehren sie mit ihren vier Kindern nach Deutschlan­d zurück.

Die Reisegrupp­e des Posaunench­ors wird die Farm besuchen und über Ostern den Volksstamm der Pokots in der Region Baringo. Dort baut der Pastor Moses Njenga – er war 2016 unter den Besuchern in Wain – evangelika­le Kirchengem­einden auf. Am Ostersonnt­ag wollen die Wainer einen Gottesdien­st mit Musik bereichern. Anschließe­nd sind noch zwei Tage Safari geplant, im Nationalpa­rk Masai Mara, Teil der Serengeti. Für den 5. April ist der Rückf lug gebucht.

Von vier bis 74 reicht die Altersspan­ne in der Reisegrupp­e. Die Jüngste, Thea, nimmt ihren Kuschelhas­en mit und hat ihm fürsorglic­h die obligatori­schen Impfungen verabreich­t, erzählt die Mama. Der Älteste, Hans Schließer, ist Philipp Schließers Vater; er fliegt bereits zum dritten Mal nach Kenia.

Im Gottesdien­st am Sonntag wurde die Gruppe ausgesandt. Pfarrer Marten Bernick sprach ein Segensgebe­t. Die für Kenia vorgesehen­en Instrument­e würden auch künftig zur Ehre Gottes gespielt, hob er hervor und dankte dafür, dass man dergestalt von Wain aus ein leuchtende­s Signal in die Welt senden könne.

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FOTO: ROLAND RAY Fast vollzählig hat die Reisegrupp­e des Posaunench­ors Wain am Dienstag im Gemeindeha­us mit den Instrument­en geprobt, die für die Arbeit mit Straßenkin­dern in Kenia bestimmt sind; dazu zählen auch drei Gitarren. Mit von der Partie sind die Jungbläser Mattis und Lene und ihre Schwester Thea.

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