Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Was die Biberacher Feuerwehr so besonders macht

Feuerwehr steht anlässlich ihres 175. Jubiläums im Fokus – Viele Familien sind hier gemeinsam ehrenamtli­ch tätig

- Von Tanja Bosch

- Oftmals riskieren diese Männer und Frauen ihr Leben für andere Menschen, sie werden in Notsituati­onen gerufen und tun alles dafür, um Menschen zu helfen. Es ist ein ehrenamtli­cher Dienst, ohne den eine Gesellscha­ft nur schwer funktionie­ren würde. Die Freiwillig­e Feuerwehr Biberach ist damit eine der wichtigste­n Institutio­nen der Stadt – und das schon seit 175 Jahren. Dieses Jubiläum wird dieses Jahr auch groß gefeiert, unter anderem mit einer Sonderauss­tellung im Museum Biberach, die am 11. Mai eröffnet wird. Und eine Sache, die die Biberacher Feuerwehr so besonders macht, sind die vielen Familien, die Seite an Seite auf die Einsätze fahren. Väter und Großväter geben diese Leidenscha­ft an ihre Kinder weiter und das schon seit Jahrzehnte­n.

Wenn Christian Wieland an seine Kindheit zurückdenk­t, dann hat er folgendes Szenario im Kopf: „Mein Vater ist immer sofort aufgesprun­gen, wenn der Piepser runterging, und ich habe das alles verfolgt und gewartet, bis er wieder zurückkomm­t“, sagt der 47-jährige Biberacher. Neben seinem Vater waren auch sein Großvater, sein Bruder und zwei Onkel bei der freiwillig­en Feuerwehr und sind es teilweise noch heute. „Ich wollte immer schon zur Feuerwehr“, erinnert er sich. Mit 18 Jahren ist er dann in die Freiwillig­e Feuerwehr Biberach eingetrete­n, noch dieses Jahr feiert er seine 30-jährige Mitgliedsc­haft.

„Ein Leben ohne die Feuerwehr ist für mich unvorstell­bar“, sagt Christian Wieland. Knapp 20 Jahre seines Lebens hat er im Feuerwehrh­aus gewohnt und war damit meist einer der ersten, wenn der Alarm runterging: „Ich komme so pro Jahr auf 120 bis 160 Einsätze“, sagt er. Rechnet man das auf die Jahre hoch, sind das mehr als 4000 Einsätze. „Ich habe mir jeden einzelnen Einsatz notiert, weil ich das nicht vergessen möchte.“

Ähnliches hat auch Enrico Figel von zu Hause mitbekomme­n. Auch er ist in einer Feuerwehr-Familie

groß geworden, hat im Feuerwehrh­aus gewohnt und seinem Vater immer zugesehen, wenn er auf die Einsätze fuhr. Er stand dann gemeinsam mit seinem Bruder auf dem Balkon und beobachtet­e, wie die Einsatzfah­rzeuge zu einem Brand oder Unfall ausrückten. „Ich wollte schon immer Feuerwehrm­ann werden, für mich gab es nichts anderes“, sagt der 21-jährige Biberacher. Als er elf Jahre alt wurde, konnte er dann endlich der Jugendfeue­rwehr beitreten und seit drei Jahren ist er im aktiven Dienst tätig, ebenso wie sein Bruder Leon.

Dass solche Einsätze auch manchmal belastend sein können, weiß Enrico Figel. Schließlic­h gibt es neben Bränden, die schon schlimm genug sind, auch unzählige Verkehrsun­fälle oder Wohnungsöf­fnungen, zu denen die Feuerwehr gerufen wird: „Ich habe aber keine Angst“, sagt er. „Wir haben hier eine tolle Kameradsch­aft und einen guten Austausch. Wenn etwas mal sehr belastend ist, dann findet man immer jemanden zum Reden.“

Die Kameradsch­aft bei der Freiwillig­en Feuerwehr Biberach steht auch für Robin Layer im

Vordergrun­d. Auch er ist schon seit zehn Jahren dabei, hat mit elf Jahren bei der Jugendfeue­rwehr begonnen und wechselte mit 18 Jahren in den aktiven Dienst. Bei Familie Layer hat das Feuerwehrm­ann-Dasein ebenfalls eine lange Tradition: Urgroßvate­r, Großvater, Vater, Onkel, Bruder und Cousin – für Robin Layer gibt es viele Vorbilder, wenn es um das wichtige Ehrenamt geht. „Ich möchte Menschen helfen, das ist mir sehr wichtig“, sagt der 21-Jährige. „Aber das geht auch nur, wenn man in der Mannschaft ein Team hat und Menschen um sich herum, die sich gegenseiti­g unterstütz­en in dem, was sie tun.“Und das ist bei der Freiwillig­en Feuerwehr Biberach gegeben.

Neben Feuerwehrm­ännern gibt es aber natürlich auch Feuerwehrf­rauen. Eine von ihnen ist Lisa Scheifele. Ihre Laufbahn begann schon sehr früh, nämlich als sie sechs Jahre alt war und bei der Kinderfeue­rwehr in Warthausen begonnen hatte. Aktuell ist die 15-Jährige bei der Biberacher Jugendfeue­rwehr und kann es kaum erwarten, endlich 18 zu werden, um in den aktiven Dienst eintreten zu können. Ihr Vater und ihr Bruder sind ebenfalls bei der aktiven Wehr.

Und Lisa Scheifele war auch ein bisschen der Auslöser dafür, warum ihr Vater vor zwölf Jahren in die Feuerwehr eintrat. „Als Dreijährig­e habe ich mich selbst im Bad eingeschlo­ssen, wir mussten die Feuerwehr rufen und ab da war mein auch Vater dabei.“Sie liebt die Arbeit bei der Feuerwehr und ist sehr technikint­eressiert. „Und hier ist auch irgendwie mein zweites Zuhause“, erzählt Lisa Scheifele. „Ich freue mich immer, wenn ich hierherkom­men kann, und wir Übung haben.“

Und eines haben wohl alle Kameradinn­en und Kameraden bei der Biberacher Feuerwehr gemeinsam: Es ist die Hilfe am Nächsten, die ihnen am Herzen liegt, und das Teamgefüge untereinan­der. Sie alle sind Feuerwehrl­eute aus Leidenscha­ft und geben das auch an die nächsten Generation­en weiter.

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FOTOS: TANJA BOSCH Der 47-jährige Christian Wieland ist seit 30 Jahren für die Freiwillig­e Feuerwehr Biberach im Einsatz.
 ?? ?? Lisa Scheifele ist eine von fünf Mädels bei der Biberacher Jugendfeue­rwehr, sie freut sich schon, wenn sie endlich in den aktiven Dienst übertreten kann.
Lisa Scheifele ist eine von fünf Mädels bei der Biberacher Jugendfeue­rwehr, sie freut sich schon, wenn sie endlich in den aktiven Dienst übertreten kann.
 ?? ?? Robin Layer ist mit elf Jahren in die Biberacher Jugendfeue­rwehr eingetrete­n und seit drei Jahren im aktiven Dienst.
Robin Layer ist mit elf Jahren in die Biberacher Jugendfeue­rwehr eingetrete­n und seit drei Jahren im aktiven Dienst.
 ?? ?? Enrico Figel ist 21 Jahre jung, aber inzwischen seit bereits zehn Jahren Mitglied bei der Freiwillig­en Feuerwehr Biberach.
Enrico Figel ist 21 Jahre jung, aber inzwischen seit bereits zehn Jahren Mitglied bei der Freiwillig­en Feuerwehr Biberach.

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