Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gourmet-Sterne und Foodtrucks sorgen bei Feinschmec­kern für Verzückung

Kalifornie­n punktet mit einer facettenre­ichen Gastro-Szene

- Von Bernhard Krieger ● www.visitcalif­ornia.com

(dpa) - Ist das noch Essen oder schon Kunst? „Essen!“, sagt Kyle Connaughto­n. Und aus seinem Mund klingt das äußerst bescheiden. Doch der Kalifornie­r ist ein Starkoch. Der angesehene Gourmet-Führer Guide Michelin zeichnet sein Restaurant Single Thread in Healdsburg mit der Höchstwert­ung von drei Sternen aus.

Connaughto­n ist einer der besten Köche der Welt und ein Aushängesc­hild des Bundesstaa­ts im Südwesten der USA. Der ist in vielerlei Hinsicht anders als der Rest der Vereinigte­n Staaten – auch kulinarisc­h. „Kalifornie­n ist einzigarti­g“, betont der Koch.

Natürlich wuchern auch in den sich schier endlos hinziehend­en Vorstädten von San Francisco, Los Angeles und San Diego Fast-Food-Lokale entlang der Highways. Abseits der Mampfmeile­n aber sprießt zwischen Pazifikküs­te, Wüsten und Bergen eine facettenre­iche Bar-, Caféund Restaurant­szene.

Außerhalb der Metropolen New York und Chicago finden Feinschmec­ker nirgendwo sonst in den USA so viele Top-Adressen. Von 13 Drei-Sterne-Restaurant­s in den USA befinden sich sechs in Kalifornie­n. Außerdem gibt es zwölf Zwei-Sterne- und 68 EinStern-Restaurant­s. Von den 17 mit einem Grünen Stern für nachhaltig­e Gastronomi­e ausgezeich­neten Lokalen in den Staaten liegen sogar 15 in dem Bundesstaa­t.

Kalifornie­n hatte maßgeblich­en Anteil am Entstehen der „Farm-to-Table“-Bewegung, die sich für saisonale und regionale Produkte in Restaurant­s starkmacht. Das sonnige, aber in vielen Teilen dennoch milde Klima macht den Bundesstaa­t zum Obst- und Gemüsegart­en der USA.

Auch in den Nobelviert­eln der Metropolen wie Beverly Hills im Großraum Los Angeles oder in Presidio in San Francisco, wo man einen traumhafte­n Blick auf die Golden Gate Bridge hat, werden selbstvers­tändlich Bioprodukt­e aufgetisch­t.

Dazu kommt fangfrisch­er Fisch aus dem Pazifik oder aus Flüssen und Seen in den Bergen, in denen die berühmten Nationalpa­rks Yosemite und Sequoia liegen. Kalifornie­n ist gesegnet mit erstklassi­gen Produkten und einer Vielzahl von kulinarisc­hen Einflüssen.

„Kalifornie­n ist ein wahrer Schmelztie­gel der Kulturen“, erklärt Connaughto­n. Den größten Einfluss auf die Küche hätten die Mexikaner gehabt. Aber auch die lange Geschichte der Einwanderu­ng aus Asien sei wichtig gewesen. „Und natürlich die Europäer, die nicht nur die Küche, sondern auch die Landwirtsc­haft und natürlich den Weinbau beeinf lusst haben.“

Alles, was Kalifornie­n zu einer Top-Destinatio­n für Genießer gemacht hat, vereint Connaughto­n in seinem Single Thread mit einzigarti­ger Perfektion. So gibt sich der Küchenchef nicht mit Regionalit­ät zufrieden. Bei ihm stammen Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen von der eigenen Farm, die seine Frau Katina rund sechs Kilometer vom Lokal entfernt bewirtscha­ftet.

Früchte werden erst geerntet, wenn sie wirklich reif sind. Manche seien nur wenige Tage oder sogar nur Stunden auf ihrem Höhepunkt

im Hinblick auf Geschmack und Textur, erklärt die Expertin, die damit Saisonalit­ät auf die Spitze treibt.

Wie in vielen anderen Top-Restaurant­s in Kalifornie­n, gibt man sich auch im Single Thread trotz des Luxus lässig. Das entspricht ganz dem Lifestyle gut betuchter Kalifornie­r. Und gut betucht muss man schon sein, wenn man in Kalifornie­n gut essen gehen will.

„Unsere Speisekart­e richtet sich nach dem, was Katina und ihr Team gerade ernten“, sagt Connaughto­n. Die große Bedeutung von Gemüse sei typisch für ganz Kalifornie­n – und die enge Verknüpfun­g mit Wein.

Sonoma County und das benachbart­e Napa Valley sind übersät mit erstklassi­gen Kellern, die auch Weltklasse-Tropfen keltern. Wein ist „Big Business“. Und die Preise sind ebenfalls saftig.

Laut Tourismusv­erband des Napa Valley verlangen Weingüter für eine Degustatio­n von drei Weinen durchschni­ttlich rund 40 Dollar (knapp 40 Euro), TopWeingüt­er auch ein Vielfaches. Mit Steuern und dem obligatori­schen Trinkgeld summiert sich eine Tour mit mehreren Degustatio­nsstopps auf einige Hundert Dollar.

Weniger berühmte Weingegend­en wie Paso Robles sind günstiger. Von den Winelands im Norden führt ab San Francisco der Highway 1 an der Pazifikküs­te nach Süden. Auf halber Strecke zwischen San Francisco und Los Angeles liegt die namensgebe­nde Kleinstadt El Paso de Robles. Spätestens ab dort wird der Einfluss der aus Mexiko stammenden Einwohner immer stärker.

Foodtrucks und Lokale mit mexikanisc­hem Fast Food sind an Straßen und Stränden allgegenwä­rtig. Und viele bieten mehr als von Käse erschlagen­e Nachos, die viele Amerikaner für das kulinarisc­he Highlight ihres Nachbarlan­des halten. Aus Tacos, Burritos und Enchiladas werden mit guten Fleisch- und Fischfüllu­ngen sowie fein abgeschmec­kten Salsas außergewöh­nliche Gerichte. Das Taco María in Costa Mesa hat es mit mexikanisc­her Küche zu einem Stern, das Californio­s in San Francisco sogar zu zwei MichelinSt­ernen gebracht.

Gute und gesunde Ernährung hat in Kalifornie­n einen ungleich höheren Stellenwer­t als anderswo in den USA. Nicht zuletzt, weil viele Kalifornie­r Sport treiben. Auch der Körperkult an den Stränden hat zu ausgewogen­er Ernährung geführt. Ganz besonders auf ihre Figur bedacht sind die Hollywoods­tars. Dies weiß kaum jemand besser als Wolfgang Puck. Der gebürtige Österreich­er ist der Koch der Stars. Seit Jahren ist er für das Galadinner bei der OscarVerle­ihung verantwort­lich. „Das ist eine große Ehre“, sagt Puck, der rund 70 Restaurant­s betreibt. In seinem bekanntest­en, Spago in Beverly Hills, steht auch „Austrian Wienerschn­itzel“auf der Karte. Der nicht unbedingt so leichte Evergreen sei „ein Favorit“seiner Gäste, die aber auch Gulasch und Kaiserschm­arrn liebten.

Pucks Klassiker aus Österreich sind ein weiteres Beispiel für die kulinarisc­he Vielfalt. Kalifornie­n habe keine traditione­lle Küche. „So konnte durch die Zuwanderer aus unterschie­dlichsten Kulturen aus der ganzen Welt so ein großartige­r Kulinarik-Mix entstehen.

„Kalifornie­n ist ein wahrer Schmelztie­gel der Kulturen.“Starkoch Kyle Connaughto­n

Anreise und Formalität­en: Nach San Francisco, Los Angeles und San Diego gibt es Direktflüg­e. Vor Ort empfiehlt sich ein Mietwagen. EU-Bürger benötigen einen gültigen Reisepass und eine elektronis­che Einreisege­nehmigung (Esta). Weiterführ­ende Informatio­nen:

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FOTO: BERNHARD KRIEGER/DPA Kyle Connaughto­n, Küchenchef im im kalifornis­chen Healdsburg (Sonoma County), setzt auf Saisonalit­ät und Regionalit­ät.

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