Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Müssten uns extrem dumm anstellen“

Nach dem Ausrufezei­chen in Wolfsburg sind die Münchnerin­nen fast am Ziel

- Von Franziska Breininger

(SID) - Giulia Gwinn konnte es selbst kaum glauben. Eine derartige Machtdemon­stration beim Dauerrival­en VfL Wolfsburg – für die Nationalsp­ielerin „ehrlich gesagt ein bisschen surreal“. Nach dem souveränen 4:0 (0:0) hat der FC Bayern bereits eine Hand an der Trophäe, der erneute Titel in der Frauen-Bundesliga ist dem ungeschlag­enen Spitzenrei­ter kaum noch zu nehmen.

„Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die hier noch nie gewonnen hat“, sagte Gwinn überglückl­ich nach dem ersten Münchner Sieg in Wolfsburg seit mehr als 15 Jahren. „Von daher war es doppelt emotional und natürlich ein Riesenschr­itt Richtung Meistersch­aft“, betonte die 24-Jährige: „Das sind Big Points hier.“

Sieben Zähler Vorsprung haben die Münchnerin­nen nach dem Ausrufezei­chen vor ihren größten Konkurrent­innen aus Niedersach­sen. Auf der Zielgerade­n will der Titelverte­idiger nichts mehr anbrennen lassen. „Wir müssten uns extrem dumm anstellen, dass wir da nicht die Meistersch­aft holen“, sagte Stürmerin Lea Schüller.

In Wolfsburg hakte man diesen Traum fünf Spiele vor Saisonende schon ab. „Ich glaube nicht, dass die Bayern diese sieben Punkte noch irgendwo verspielen“, gab VfL-Trainer Tommy Stroot zu. Auch Kathrin Hendrich war sich sicher: „Das wird sich Bayern nicht mehr nehmen lassen, da brauchen wir nichts schönzured­en.“Dennoch werde das Team „weiterhin alles geben“, betonte die Verteidige­rin.

Dabei waren sich die beiden Mannschaft­en vor einer Wolfsburge­r Rekordkuli­sse von 24.437

Zuschauern, darunter InterimsBu­ndestraine­r Horst Hrubesch und DFB-Sportdirek­torin Nia Künzer, in der VW-Arena lange Zeit auf Augenhöhe begegnet. Doch Ex-Wolfsburge­rin Pernille Harder (48.), die Nationalsp­ielerinnen Klara Bühl (57.) und Schüller (76.) sowie Georgia Stanway (87.) schossen die Bayern gnadenlos effizient Richtung sechste Meistersch­aft und ließen dem VfL, bei dem die verletzte DFB-Kapitänin Alexandra Popp fehlte, keine Chance.

Zu „dieser starken Leistung“gratuliert­e auch Bayern-Präsident Herbert Hainer: „Jetzt heißt es, genau in diesem Stil weiterzuma­chen – das ist der Weg zur erfolgreic­hen Titelverte­idigung. Wir sind sehr stolz auf diese Mannschaft.“

Wolfsburg richtet nun den Fokus auf die realistisc­here Titelchanc­e: den DFB-Pokal. „Wir haben noch einen Wettbewerb, in dem wir voll drin sind“, sagte Verteidige­rin Marina Hegering, die bereits in der 24. Minute verletzt ausgewechs­elt worden war: „Darauf werden wir uns jetzt voll konzentrie­ren.“Doch auf dem Weg zum elften Pokalsieg könnte

es erneut zum Duell mit Bayern kommen. Zunächst empfängt der Titelverte­idiger aus Wolfsburg im Halbfinale am Samstag (13 Uhr/ Sky) jedoch die SGS Essen. Die Münchnerin­nen treffen einen Tag später auf Eintracht Frankfurt (15.45 Uhr/Sky und ARD).

Und bei Bayern ist die Sehnsucht nach dem ersten Double der Vereinsges­chichte groß, der bislang einzige Triumph im DFBPokal liegt zwölf Jahre zurück. „Das ist für uns das nächste große Ziel, das wir erreichen wollen. Das haben wir seit Jahren nicht mehr geschafft“, sagte Bühl.

Die Konkurrenz ist gewarnt.

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FOTO: SCHRÖDTER/IMAGO Giulia Gwinn (vorn) und Co sind der Meistersch­aft nahe.

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