Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Reptilien entpuppen sich als Romantiker

Krokodile sprechen laut einer Studie eine Art „Love language“– Bald soll es ein Wörterbuch geben

-

(dpa) - Auf den ersten Blick wirken Krokodile nicht gerade wie romantisch­e Liebhaber. Aber eine neue Studie der australisc­hen University of the Sunshine Coast (UniSC), die sich mit den Ausdrucksw­eisen und der „Sprache der Liebe“der Reptilien befasst, räumt jetzt mit den Vorurteile­n auf.

Demnach spritzen die Männchen unter anderem Wasser aus ihrer Nase, machen Zischlaute und erzeugen Wasserblas­en, um ihre Angebetete zu beeindruck­en. „Und die Weibchen lieben es!“, zitierte die Uni die Leiterin der Studie, Sonnie Flores.

Um die Sprache der Salzwasser­krokodile zu entschlüss­eln hat die Forscherin im Rahmen des zwölfmonat­igen Projekts Kameras und akustische Aufzeichnu­ngsgeräte in den Krokodilge­hegen des Australia Zoos installier­t. Der private Zoo nördlich von Brisbane wurde viele Jahre vom TV-Star Steve Irwin geleitet, der mit der Serie „Crocodile Hunter“weltweit bekannt wurde. Seit seinem Tod 2006 führen seine Witwe und die zwei Kinder Bindi und Robert Irwin den Tierpark weiter, der auch im Zentrum der beliebten Reality-Show „Die Irwins“steht.

Im Rahmen der Studie wurde festgestel­lt, dass die Weibchen eher knurren, besonders wenn sie ein Nest bewachen, während die Männchen ihre Nasen wie einen Geysir nutzen. Der Ökologe Ross Dwyer verglich das Verhalten mit „Walen, die an die Oberfläche kommen und einen Wasserstra­hl in die Luft blasen“. Bei Krokodilmä­nnchen handele es sich aber um eine Form der Balz. „Es ist fast so, als würden sie dem Partner in ihrem Gehege vor der Paarung ein Liebeslied vorsingen.“

Einige Tiere benutzten auch ihren Kopf als eine Art Schlagzeug auf dem Wasser. Zudem werde auch unter der Wasserober­f läche viel kommunizie­rt, sagte Dwyer. Die neuen Erkenntnis­se sollen helfen, das Verhalten der Tiere besser zu verstehen – ihre Bewegungen, ihre Beziehunge­n untereinan­der, ihre Ökologie. „Wir können diese Informatio­nen dann nutzen, um Regierungs­und Naturschut­zstrategie­n beim Umgang mit diesen Tieren zu unterstütz­en.“In Zukunft solle auch künstliche Intelligen­z darauf trainiert werden, die Geräusche von Krokodilen zu erkennen und die Population­en besser zu überwachen.

Zunächst sollen die Aufnahmen zur Erstellung eines „Krokodilwö­rterbuchs“beitragen. „Wir haben festgestel­lt, dass Krokodile wohl etwas sozialer und toleranter zueinander sind, als wir dachten“, sagte Flores. Das werfe auch Fragen darüber auf, welche Auswirkung­en die Entfernung eines Krokodils aus seinem Habitat auf die größere soziale Hierarchie im Ökosystem hat. „Wir haben bisher nur die Spitze des Eisbergs berührt“, ist die Forscherin überzeugt.

 ?? FOTO: BRIAN CASSEY/DPA ?? Ein Salzwasser­krokodil sperrt sein mit Zähnen bewehrtes Maul auf – und beeindruck­t damit vielleicht ein Weibchen kolossal.
FOTO: BRIAN CASSEY/DPA Ein Salzwasser­krokodil sperrt sein mit Zähnen bewehrtes Maul auf – und beeindruck­t damit vielleicht ein Weibchen kolossal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany