Schwäbische Zeitung (Laupheim)
So geht es mit dem Martinusladen weiter
Auch nach Rosa Demuths Tod ist die Arbeit für bedürftige Menschen in Laupheim nicht gefährdet
- Nach dem Tod von Rosa Demuth Mitte März (die „Schwäbische Zeitung“berichtete) fragen sich viele Laupheimer, wie es mit der Arbeit des Martinusladens weitergeht, den die Verstorbene geleitet hat. Nun äußern sich Gabriele Butscher und Elisabeth Kilian vom Kuratorium des Martinusladens dazu, wie die ökumenische Einrichtung aufgestellt ist.
Rosa Demuth, die am 10. März im Alter von 87 Jahren verstorben ist, steckte bis zuletzt ihre ganze Energie in die Arbeit für den Martinusladen. „Sie hinterlässt eine große Lücke“, sagt Elisabeth Kilian, die für die evangelische Kirchengemeinde im Kuratorium des Martinusladens (mehr zum Kuratorium: siehe Infokasten) sitzt. „Der Laden war ihre Lebensaufgabe.“Gabriele Butscher, katholische Kuratoriumskollegin von Kilian, stimmt zu: „Rosa Demuth hatte alles im Griff und hielt alle Fäden in der Hand.“Soll heißen: Die Verstorbene verfügte über gute Kontakte, hatte sich ein Netzwerk in der Stadt aufgebaut, war das „Gesicht“des Martinusladens.
Dabei habe das Engagement für die bedürftigen Menschen nicht an der Ladentür aufgehört: „Mir ist beispielsweise noch gut in Erinnerung, wie sie sich für eine syrische Familie mit einem kleinen Kind eingesetzt hat“, erzählt Elisabeth Kilian. „Sie hatte jeden im Blick und kannte die meisten Kunden mit Namen.“
Doch auch jetzt, wo Rosa Demuth nicht mehr für „ihren“Martinusladen da sein kann, läuft der Verkauf von vergünstigten Lebensmitteln
ungestört weiter. Die Kundschaft – allesamt Menschen, die einen Bezugsberechtigungsschein der Stadt Laupheim vorweisen müssen – können sich
weiterhin immer dienstags und freitags mit Brot, Mehl, Eiern, Milchprodukten, frischem Obst und Gemüse und mehr eindecken.
Dass dies möglich ist, begründen Butscher und Kilian vor allem damit, dass hinter dem Martinusladen ein guter und zuverlässiger Mitarbeiterstamm stehe: „Wir haben rund 25 Ehrenamtliche“, erläutert Kilian. „Diese sind sehr gut eingearbeitet und auch sehr motiviert, die Lücke, die durch Rosa Demuths Tod entstanden ist, zu füllen.“Das klappe sehr gut, da das Team gut eingespielt sei.
Um die vergünstigten Lebensmittel bereitstellen zu können, müssen die Ehrenamtlichen zum einen die Ware abholen, die ihnen von Laupheimer Supermärkten kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Oft handelt es sich dabei um schnell verderbliche Nahrungsmittel, die nahe an der Mindesthaltbarkeitsgrenze sind. „Wir unterscheiden uns von anderen Tafelläden aber dadurch, dass wir auch Grundnahrungsmittel zukaufen und zum halben Preis weitergeben“, erklärt Gabriele Butscher. Denn lange haltbare Ware wie Mehl oder Zucker finde mal selten in der gespendeten Lebensmittelauswahl der Supermärkte.
Die beiden Kuratoriumsmitglieder loben zudem die hohe Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. So komme der Erlös vieler Aktionen dem Martinusladen zugute. „Aber wir haben auch private Spender, die gezielt Lebensmittel bei uns abgeben“, verrät Butscher. Manche Bürger würden regelmäßig größere Mengen an Grundnahrungsmitteln einkaufen und abgeben, andere brächten im Sommer Erzeugnisse aus dem heimischen Garten vorbei. Und auch die Laupheimer Schulen würden durch Aktionen Spenden sammeln. „Es ist wichtig, die Schüler für das Thema Armut zu sensibilisieren“, weiß Gabriele Butscher, die wie Elisabeth Kilian vor ihrer Pensionierung Lehrerin am Carl-Laemmle-Gymnasium war.
„Wir arbeiten gut zusammen“, sagen beide Frauen unisono über ihre Arbeit im Kuratorium. Und auch um den „Nachwuchs“bei den Ehrenamtlichen im Martinusladen brauche man sich nicht zu sorgen: „Immer wieder fragen frisch Pensionierte oder Rentner bei uns nach, ob sie mithelfen können.“Was jetzt mittelfristig noch fehle, sei eine Leitungspersönlichkeit wie Rosa Demuth es war. „Die Aufgaben umfassen die Organisation und Erstellung der Dienstpläne, die Vernetzungsund Öffentlichkeitsarbeit und die Dokumentation“, zählen Kilian und Butscher auf. Kurz: ein zentraler Ansprechpartner für das Kuratorium, für Spender und Öffentlichkeit. Die Buchhaltung ist dabei außen vor – diese erledigt die katholische Kirchenpf lege.
„Wir könnten uns auch ein Leitungsteam vorstellen“, sagt Elisabeth Kilian. „Auch, um den Arbeitsaufwand für die Beteiligten zu reduzieren.“Doch egal, ob die Leitung nun von einer Einzelperson oder einem Team übernommen wird – Kilian und Butscher versichern: „Die Arbeit des Martinusladens geht auf jeden Fall weiter!“
„Rosa Demuth hatte alles im Griff und hielt alle Fäden in der Hand.“Gabriele Butscher