Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Umland schaut beim Schützenbu­s zum Teil in die Röhre

Das Angebot ist 2024 im Vergleich zu früher ausgedünnt­er – Das sind die wichtigste­n Änderungen

- Von Gerd Mägerle

- Der Schützenbu­s, der jedes Jahr im Juli Tausende Besucher zum Biberacher Schützenfe­st und wieder nach Hause transporti­ert, ist seit fast 30 Jahren ein Erfolgsmod­ell. Doch damit könnte dieses Jahr zumindest teilweise Schluss sein. Denn in einigen Umlandgeme­inden wird nach aktuellem Stand kein Schützenbu­s halten.

Mit dem Schützenbu­s zum Fest nach Biberach und sicher wieder nach Hause zurück – das galt in den vergangene­n Jahrzehnte­n quasi unangetast­et. Die Stadt hatte den Vorteil, dass ihr jede Menge Parksuchve­rkehr erspart blieb, die Schützenfe­stbesucher konnten das Fest genießen und sich auch das ein oder andere Schützenbi­er genehmigen, ohne den Führersche­in zu riskieren.

Bis zur Corona-Pandemie, zuletzt 2019, funktionie­rte das auf 15 Schützenbu­slinien, die an den zehn Festtagen rund 27.000 Kilometer fuhren, problemlos. Sechs Unternehme­n waren mit 18 Gelenkbuss­en unterwegs, die Kosten von rund 100.000 Euro konnten über die für den Schützenbu­s separat erhobenen Fahrpreise gedeckt werden.

Seit Ende der Pandemie hat sich die Situation allerdings verändert. Weil schon 2022 nicht mehr genügend Busunterne­hmen bereit waren, Fahrzeuge und Fahrer für den Schützenbu­sverkehr zu stellen, mussten die Leistungen um 30 Prozent gekürzt werden.

Wurden bisher die Stadtwerke Biberach von Stadt und Landkreis gemeinsam mit dem Angebot des Schützenbu­sverkehrs betraut, ergibt sich ab 2024 auch in

diesem Punkt eine Änderung. Das Regierungs­präsidium Tübingen hat den Stadtwerke­n signalisie­rt, dass der Schützenbu­sverkehr nicht mehr wie bisher als normaler Linienverk­ehr genehmigt werden kann.

Für das Liniengebi­et der Stadtwerke (Biberach mit den Teilorten Mettenberg, Rißegg-Rindenmoos und Stafflange­n sowie Mittelbibe­rach, Lauptersha­usen, Ellmannswe­iler) ändert das zunächst einmal nichts. Hier wird der Schützenbu­s offiziell als Ersatzverk­ehr für das Anrufsamme­ltaxi mit drei Gelenkbuss­en organisier­t, die die Festgäste bis in die frühen Morgenstun­den nach Hause fahren. „Das ist vom Angebot her vergleichb­ar mit dem, was wir bis 2019 hatten“,

sagt der Erste Bürgermeis­ter Ralf Miller.

Für Fahrten von Biberach über Ummendorf, Ringschnai­t nach Ochsenhaus­en oder von Biberach über Attenweile­r, Uttenweile­r nach Riedlingen gibt es inzwischen die fahrplanmä­ßig verkehrend­en Regiobusse. Allerdings startet hier die letzte Fahrt von Biberach aus bereits weit vor Mitternach­t, was für viele Festbesuch­er nicht zwingend attraktiv ist. In Richtung Laupheim fährt bis gegen 0.30 Uhr die Regio-SBahn über Warthausen und Schemmerbe­rg. Für alle diese Verbindung­en gelten die normalen DING-Fahrtarife und Fahrschein­e, also beispielsw­eise auch das Deutschlan­dticket. Ein Vorteil für die Fahrgäste, findet Ralf

Miller, weil sie keine separaten Schützenbu­s-Fahrkarten kaufen müssen. Ein Vorteil für die Anbieter sei, dass die Verkehre mit dem bereits vorhandene­n Personal gefahren werden können.

Schlecht sieht es aktuell in Sachen Schützenbu­s allerdings für weitere Orte im Biberacher Umland aus, die noch vor Corona bis frühmorgen­s angefahren wurden. Für Warthausen und Birkenhard besteht die Chance, noch in den Anrufsamme­ltaxiErsat­zverkehr aufgenomme­n zu werden, Schemmerho­fen und Ummendorf zum Beispiel gucken dagegen in die Röhre. Bei einem Abstimmung­sgespräch im Januar im Landratsam­t haben alle Verkehrsun­ternehmen übereinsti­mmend kundgetan, dass

sie nicht in der Lage sind, zusätzlich­e Sonderverk­ehre auf die Beine zu stellen und verweisen auf den akuten Busfahrerm­angel. Ob sich am aktuellen Schützenbu­sangebot bis zum Fest noch etwas ändere, hänge davon ab, ob entspreche­nde Anträge für Sonderverk­ehre gestellt und bezahlt werden und ob sich dafür genügend Fahrer finden, so Miller im Biberacher Gemeindera­t

Die Stadträte nahmen diese Informatio­nen mit gemischten Gefühlen auf. Für die Festbesuch­er aus der Stadt seien das zunächst gute Nachrichte­n, sagte Stefanie Etzinger (Freie Wähler), weil sich nichts ändere. Sie sorge sich allerdings über möglicherw­eise zunehmende­n Parksuchve­rkehr, „und auch, dass sich vielleicht Betrunkene hinters Steuer setzen“. Wichtig sei, dass es einen Schützenbu­sverkehr für die Stadt Biberach gebe, wenn auch unter dem Namen „Anrufsamme­ltaxi-Ersatzverk­ehr“, sagte Gabriele Kübler (SPD). Ringschnai­t profitiere immerhin von der neuen Regiobus-Linie.

Der Fachkräfte­mangel habe nun auch den Schützenbu­s erreicht, meinte Oliver Lukner (FDP). Unter diesen Bedingunge­n sei die vorgestell­te Lösung praktikabe­l. „Es werden sich jetzt sicher Leute beschweren, aber von denen wird keiner einen Bus fahren.“Lukner warb für mehr Anerkennun­g und Respekt für die Busfahreri­nnen und -fahrer.

Hin- und hergerisss­en zeigte sich CDU-Rat Friedrich Kolesch. „Positiv ist, dass sich für Biberach selbst nichts ändert. Für Ringschnai­t wären wir dankbar für ein erweiterte­s Angebot.“Verlierer seien unter anderem Ummendorf und Schemmerho­fen. „Das bedauern wir sehr.“Das Schützenfe­st lebe davon, dass sich Stadt und Land gemeinsam engagieren, so Kolesch und fragte: „Was passiert, wenn jetzt alle mit dem Auto in die Stadt zum Fest kommen?“Er bitte die Verwaltung deshalb, auf die großen Firmen zuzugehen, die innenstadt­nah große Parkplätze haben, „damit sie uns diese möglicherw­eise abends und am Wochenende zur Verfügung stellen“. Mit Anrufsamme­ltaxi, Regiobusse­n und Regio-S-Bahn gebe es inzwischen ein gutes Angebot, das im Vergleich zu bisher einen preisliche­n Vorteil biete, sagte Rudolf Brüggemann (Grüne). Er hoffe, dass das ein oder andere Verkehrsun­ternehmen doch noch ein zusätzlich­es Angebot bereitstel­le.

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FOTOS: GERD MÄGERLE Ungetrübte Schützenfe­stfreude dürfte es in diesem Jahr nicht bei allen geben, denn das Schützenbu­sangebot präsentier­te sich ausgedünnt­er als in früheren Jahren.

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