Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der jüdischen Stadtgeschichte auf der Spur
SZ-Volontärin testet Museumsapp mit Audioguide – Durch Laupheim mit digitaler Unterstützung
- Ich bin erst seit einigen Monaten in Laupheim unterwegs. Daher freue ich mich immer, wenn ich Neues über die Stadt und ihre Geschichte erfahre. Ein guter Anlaufpunkt dafür, ist das Museum zur Geschichte von Christen und Juden. Zur Neueröffnung hat das Museum einen neuen Audioguide für einen Stadtrundgang veröffentlicht. Um mehr über die Spuren jüdischen Lebens in der Stadt zu erfahren, habe ich den Rundgang einmal ausprobiert.
Was bietet der Rundgang?
An 23 Stationen gibt es eine Audiospur zu dem Leben der jüdischen Laupheimer oder zur Beziehungsgeschichte zwischen ihnen und nicht-jüdischen Laupheimern. Der Audioguide kann auf Deutsch und Englisch genutzt werden und führt einmal durch das Stadtgebiet. Es gibt auch eine Textversion, in der die Sprachdateien nachgelesen werden können. Eine Karte in der Web-App zeigt das Stadtgebiet, in dem die Stationen markiert sind. Start des Rundgangs ist am Schloss Großlaupheim.
Beginn des jüdischen Lebens in Laupheim
Nicht nur Startpunkt des Rundgangs, sondern auch eng mit der jüdischen Geschichte Laupheims verbunden: das Schloss Großlaupheim. Heute ist im Schloss das Museum untergebracht. 1724 haben die Schlossherren von Welden den ersten vier jüdischen Familien erlaubt, in Laupheim zu siedeln. Mit der Ansiedlung beginnt die jüdische Geschichte Laupheims. Allerdings mussten die Neuankömmlinge als sogenannte „Schutzjuden“hohe Abgaben zahlen. Als die Herrschaft der Welden endete, kaufte der jüdische Geschäftsmann Victor Steiner mit zwei weiteren Personen 1843 das Anwesen. Er richtete eine Brauerei ein, die vier Generationen im Familienbesitz der Steiners war. Weiter geht es zum Judenberg in Laupheim.
Erster Siedlungsort in Laupheim
Nahe der Laupheimer Stadtmitte ist das nächste Ziel auf meiner Entdeckungstour. Er war der erste Ort, an dem sich die jüdischen Laupheimer niederlassen durften. Die dazugehörige Straße trägt heute noch diesen Namen. Die Häuser bildeten eine Miniatursiedlung außerhalb des damaligen Ortskerns. Der jüdische Friedhof der Siedlung ist heute noch erhalten und kann tagsüber besucht werden. Wer den Friedhof betreten will, soll eine Kopf
bedeckung aufsetzen, weiß der Audioguide. Über 900 Grabsteine und Grabsteinfragmente befinden sich dort noch heute. Die Grabsteine haben hebräische als auch zum Teil deutsche Inschriften.
Im Bereich des Judenbergs lag auch die Synagoge. Diese ist 1836 errichtet worden und wurde in den 1870ern erweitert. Eine Besonderheit für die Laupheimer Synagoge waren zwei Glockentürme. Heute steht an der Stelle eine Kirche. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erinnert
ein Schild an einer Hauswand, dass sich dort das Rabbinat befand. Von 1938 bis 1942 stand dort die Not-Synagoge und ein Zwangs-Altersheim.
Ein gut vernetzter Protestant
Der Protestant Wilhelm Preßmar hatte in der Kapellenstraße 32 einen Wein- und Feinkosthandel. Hedwig Steiner, Geschäftsführerin des Hopfen-Handels, gehörte zu seinen Stammkunden. Preßmar war bekannt mit einigen jüdischen Laupheimern, unter anderen auch aus dem Schützenverein.
Das Haus in der Kapellenstraße, in dem sich der Laden befand, sieht heute noch fast so aus wie auf einer historischen Fotografie.
Eine Halle für die Stadt
Letzter Stopp meines Stadtrundgangs ist die Bühlerhalle. Der Bau der Bühlerhalle war ein Gemeinschaftsprojekt der Bürger. 1924 gründeten 44 Laupheimer Bürger den Turnhallenbauverein. Um die Ausschreibung und Finanzierung der Halle kümmerte sich der Verein. Viele Spenden kamen von jüdischen Laupheimern.
Fazit des Rundgangs
Der Rundgang lohnt sich. Er bietet viele Informationen über das jüdische Leben in Laupheim, über Menschen, die hier gelebt haben, über ihre Arbeitsplätze, aber auch ihre Beziehungen zu nicht-jüdischen Laupheimern. Der Audioguide mit seinen einzelnen Stationen gibt einen guten Einblick in das jüdische Leben und macht Lust, mehr über die Personen zu erfahren. Die Möglichkeit, direkt an den Wohnorten oder Wirkungsstätten dieser Menschen ihre Geschichte zu erfahren, macht den Rundgang erlebbarer. Gebäude, an denen ich öfter schon vorbeigelaufen bin, haben so eine Geschichte bekommen.
Das sollte noch besser werden
Was den Rundgang schwierig gemacht hat, waren die fehlenden Adressen. Zum Großteil konnte ich die Punkte klaren Gebäuden zuordnen, aber an einigen Stationen war es schwer zu erkennen, wo das ursprüngliche Gebäude stand. Auch ist mir beim Zoomen immer wieder die App abgestürzt. Beim nochmaligen Testen zu einem späteren Zeitpunkt lief sie aber einwandfrei.
Der Rundgang kann als WebApp über die Seite des Museums abgerufen werden.