Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Die Tage der Trauer nicht verdrängen“
Gedanken von Pfarrer Christian Keinath zum Thema „Auferstehung“
„Aufstehen, Krone richten, weitermachen und weitergehen!“Das etwas flapsige Motto beschreibt eine Lebenshaltung, die einem immer wieder begegnet. Möglichst schnell weg von da, wo ich ich auf die Schnauze gefallen bin.
Auf den ersten Blick leuchtet es mir ein. Was bringt es, an negativen Erfahrungen hängen zu bleiben? Wer will nicht lieber schnell weiter „to the Bright Side of Life“, wie das ironisch die Monty Pythons zum Karfreitag gesungen haben.
Die besondere Bedeutung von „Auferstehung“als Kraftquelle des christlichen Glaubens verdankt sich aber einer genau gegenEs läufigen Bewegung. Der Karfreitag, der Ort des Scheiterns, der Endlichkeit, voll Angst und Einsamkeit, dieser Feiertag wird von der „Auferstehung“nicht verneint, sondern anerkannt und in ein neues Licht gerückt.
Eine biblische Erzählung aus den Ostertagen illustriert das wunderbar. Die zwei Emmaus-Jünger sind von Jerusalem und Golgatha weggelaufen. Voller Trauer lassen sie den Ort und die Zeit der Katastrophe hinter sich – nur weg hier! Aber als sie ihre Erfahrung mit der „Auferstehung“machen, gehen sie wieder zurück. Der Ort des Sterbens kann gleichzeitig ein Ort des Lebens werden. ist niemandem gedient, die Momente des Scheiterns, die Tage der Trauer und die Zeiten der Angst zu verdrängen. Sicher ist es zunächst hilfreich, sich davon zu distanzieren. Aber auch: Annehmend zurückzukehren. Das eigene Versagen oder die Erfahrung von Verletzlichkeit anzuerkennen und anzunehmen. Es bedeutet ja schlicht, menschlich zu sein. Was – so denke ich – jedoch bestärkend hilft, ist, wenn in diese Annahme des „Dunklen“gleichzeitig ein Lichtstrahl der Hoffnung fällt.
Die Osterbotschaft, wie sie die Emmaus-Jünger erfahren haben, ist so ein Lichtstrahl. Hoffnung aus der Kraft der religiösen Texte, die die beiden Jünger kennen und die sich ihnen ermutigend neu erschließen, ist so ein Lichtstrahl. Sie erfahren am Tisch sitzend und essend, dass es eine Gemeinschaft gibt, die beim Brechen des Brotes und gemeinsamen Trinken über den Tod an Karfreitag hinaus lebendig bleibt. Noch so ein Lichtstrahl.
„Auferstehung“ist dann ganz buchstäblich. Die zwei stehen auf, gehen zurück nach Jerusalem und bringen ihre ermutigende Botschaft zu anderen Menschen. Das finde ich wunderbar.