Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Südische Kombinierer
Die Vorfreude auf den Advent des Jahres 2022 ist groß. Eine Fußball-Weltmeisterschaft mit einem Endspiel am 23. Dezember passt – bösartiger Kritik zum Trotz – voll in die Jahreszeit. Wenn in Deutschland leise der Schnee und in Katar der Schweiß rieselt, stellt das zweifellos einen Gipfel an Besinnlichkeit dar. Es ist auch sehr zu begrüßen, dass die unter dem Namen „Public Viewing“bekannt gewordenen Saufgelage bei dieser WM ausfallen werden. Erstens geziemt sich im Advent sowieso eine gewisse Enthaltsamkeit, zweitens bedeutet der Verzicht auf Alkohol ein schönes Zeichen der Solidarität mit dem streng islamischen Gastgeberland Katar. Deshalb schadet es auch nicht, wenn die Weihnachtsmärkte mit ihren Glühweinständen und den damit verbundenen Orgien dem sportlichen Großereignis zum Opfer fallen. Es verletzt schließlich keineswegs die Menschenwürde, wenn die Fans zu Hause in aller Gemütlichkeit Pfefferminztee trinken und ein paar Datteln dazu kauen.
Die Fifa hat also zweifellos eine weise Entscheidung getroffen. Dass jede Kritik an ihr abprallt, zeigt, dass sie a) hart im Nehmen und b) völlig unbestechlich ist. Josef Blatter sollte allen Sportfunktionären dieser Erde ein leuchtendes Vorbild sein. Insbesondere die Wintersportgewaltigen müssen sich überlegen, ob sie bewährte Gastgebernationen wie Katar weiter diskriminieren wollen. Für Schanzenspringerinnen, Abfahrtsläufer und nordische Kombinierer wären Wettbewerbe in Katar ein unvergessliches Erlebnis in ihrem Sportlerleben. Südische Kombinierer klänge außerdem besser. (nab)