Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Dienstwage­n-Zoff am Bodensee

CDU-Mann Müller wirft SPD-Politiker Zeller unrechtmäß­ige Nutzung vor – Der will klagen

- Von Ralf Schäfer

- Persönlich­e Angriffe, wütende Reaktionen: Zwischen CDU und SPD im Bodenseekr­eis herrscht dicke Luft. Im Zentrum der Diskussion stehen zwei altgedient­e Landespoli­tiker – der CDULandtag­sabgeordne­te Ulrich Müller und Norbert Zeller, Bildungsex­perte der Sozialdemo­kraten.

Ausgangspu­nkt des Streits ist ein Brief, den der CDU-Kreisvorsi­tzende Lothar Fritz an die „Schwäbisch­e Zeitung“geschickt hat. Darin beklagt er, dass der Zeller für seine Tätigkeit als Stabsstell­enleiter im Kultusmini­sterium zu üppig bezahlt worden sei. Außerdem bemängelt Fritz, dass der Sozialdemo­krat einen Dienstwage­n samt Fahrer gehabt habe, was in dieser Funktion unüblich sei.

Müller: „Mit Dienstwage­n zum Winzertrun­k“

Zeller saß lange für die SPD im Landtag, verpasste aber bei der Wahl im Jahr 2011 den Wiedereinz­ug. Kurz darauf erhielt er den Posten im Ministeriu­m, kürzlich kündigte er überrasche­nd den baldigen Ruhestand an. Fritz’ Vorwürfe in Sachen Besoldung und Dienstwage­n wies Zeller zurück und bekam Rückendeck­ung vom Ministeriu­m.

Jetzt hat sich auch Ulrich Müller, der seit 23 Jahren für die CDU im Landtag sitzt und mit Zeller schon viele Sträuße ausgefocht­en hat, in die Diskussion eingeschal­tet – und legt nach: Zeller habe seinen Dienstwage­n samt Fahrer auch zu Privatfahr­ten, etwa zum Winzertrun­k nach Hagnau, genutzt. Dort habe Müller den Fahrer, den er aus seiner Zeit als Minister in Stuttgart noch kenne, persönlich begrüßt. An den Namen des Fahrers, so Müller gegenüber der SZ, könne er sich nicht mehr erinnern.

Zeller: „Bodenlose Schweinere­i“

Norbert Zeller reagiert höchst verärgert. Es sei eine „bodenlose Schweinere­i von Ulrich Müller“, wiederholt Unwahrheit­en zu verbreiten. Er solle „doch Ross und Reiter nennen“.

Zumindest in der Causa Winzertrun­k scheinen Zweifel an Müllers Version berechtigt. So berichten mehrere Mitglieder des Hagnauer Gemeindera­tes, dass Zeller am fraglichen 9. Januar 2015 ohne Fahrer erschienen sei. Und die Privatnutz­ung des Dienstwage­ns sei geregelt gewesen, sagt Zeller. Er habe Fahrtenbuc­h führen müssen und Privates peinlich genau abgerechne­t.

Zeller ist derart verärgert, dass er jetzt eine Unterlassu­ngsklage anstrengen will. „Das lasse ich mir nicht länger gefallen“, sagt er und spricht von Rufschädig­ung. Auch der SPD-Kreisvorsi­tzende Dieter Stauber ist sauer: „Wir können gerne über inhaltlich­e Dinge streiten. Ich kann nicht nachvollzi­ehen, warum hier persönlich­e Vorwürfe, die längst widerlegt sind, immer noch wiederholt werden.“Das habe Potenzial für eine Verleumdun­gsklage.

Müller habe laut Stauber allen Grund, zurückhalt­end zu sein, wenn es darum geht, über korrektes Verhalten zu urteilen: „Es gab da mal einen Landtagsab­geordneten, der auf einem Autobahnpa­rkplatz in der Nähe von Pforzheim Unterlagen des EnBW-Untersuchu­ngsausschu­sses an den ehemaligen Ministerpr­äsidenten (Stefan) Mappus weitergege­ben hat.“Müller musste seinerzeit als Vorsitzend­er des Untersuchu­ngsausschu­sses zurücktret­en.

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FOTOS: DPA Ulrich Müller ( CDU, links) wirft Norbert Zeller ( SPD) die unrechtmäß­ige Nutzung von Dienstwage­n und Fahrer vor. Der weist die Vorwürfe empört zurück und droht mit Klage.
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