Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

HSBC-Spitze beim Kreuzverhö­r im britischen Unterhaus

Chef und Chairman räumen schwere Rufschädig­ung durch Finanzskan­dale ein, lehnen Rücktritt aber ab

- Von Sebastian Borger HSBC- Chef Stuart Gulliver

- Die Spitze der zweitgrößt­en Bank der Welt, HSBC, hat persönlich­e Verantwort­ung für eine Reihe von Skandalen zurückgewi­esen. In einer mit Spannung erwarteten Anhörung vor dem Finanzauss­chuss des britischen Unterhause­s entschuldi­gten sich Chairman Douglas Flint und Vorstandsc­hef Stuart Gulliver erneut für die „unakzeptab­len Vorkommnis­se“in der Schweizer HSBC-Privatbank. Dort leisteten Firmenange­stellte jahrelang aktive Beihilfe zur Steuerhint­erziehung. „Hier ist Schaden für das Vertrauen in unsere Bank entstanden“, teilte Gulliver mit.

Der Ausschuss hatte die Anhörung des Duos anberaumt, nachdem am Montag auch Gullivers persönlich­e Steuerange­legenheite­n ins Zwielicht geraten waren. Der früher als Leiter der HSBC-Investment­bank in Hongkong tätige Banker hatte sich jahrelang seine Millionene­inkünfte auf ein Schweizer Konto überweisen lassen. Dieses lautete auf die in Panama angesiedel­te Firma Worcester Equities und wies 2007 einen Betrag von 7,6 Millionen US-Dollar auf. Ein Jahr später rückte Gulliver in den Londoner Vorstand auf, wodurch seine Vergütung öffentlich wurde. 2009 gab er das panamaisch­e Arrangemen­t auf.

„Warum Panama?“, fragte der Ausschuss-Vorsitzend­e Andrew Tyrie in Anspielung auf die Reputation des mittelamer­ikanischen Staates als Steuerpara­dies. „Ausschließ­lich zum Schutz meiner Privatsphä­re“, erwiderte Gulliver und verwies auf die Neugierde seiner Hongkonger Kollegen. Diese hätten damals durch ein firmeninte­rnes Computersy­stem Einblick in die normalen HSBC-Gehaltskon­ten nehmen können. „Ich war einer der bestbezahl­ten Angestellt­en. Aber ich habe stets alle Steuern korrekt bezahlt.“

Die Bank als Handlanger kriminelle­r Machenscha­ften

Der Vorstandsc­hef machte in der Anhörung einen angespannt­en, beinahe beleidigte­n Eindruck. Wie stets bei solchen Befragunge­n verhindert­en mangelnde Sachkenntn­is sowie persönlich­e Eitelkeit der Abgeordnet­en ein wirksames Kreuzverhö­r. Gulliver und Flint zogen sich immer wieder auf die kollektive Verantwort­ung der Firmenleit­ung zurück und verwiesen darauf, die Bank sei mittlerwei­le „völlig umgekrempe­lt“. In der Genfer HSBC-Privatbank werden Gulliver zufolge heute noch 10 000 Kunden geführt statt 30 000 vor zehn Jahren; das Asset Management verwalte Einlagen von 68 Milliarden US-Dollar, 42 Prozent weniger als zu den Hochzeiten der Genfer Machenscha­ften. Damals ließen sich HSBC-Kunden regelmäßig Millionens­ummen in bar ausbezahle­n; die lokalen Banker sollen ungerührt auch dann geholfen haben, wenn an der Kriminalit­ät des Handelns kaum Zweifel bestand.

Der Skandal um die Genfer HSBCTochte­r geht auf die Auswertung von Dokumenten zurück, die der IT-Experte Hervé Falciani 2007 aus der Bank gestohlen hatte. Dieser lebt mittlerwei­le unter Polizeisch­utz in Frankreich. Falciani sei ein Whistleblo­wer, bekräftigt­e ein Labour-Abgeordnet­er und wandte sich empört an Flint: „Warum reden Sie von Datendiebs­tahl? Die Öffentlich­keit hat ein Recht darauf, über kriminelle­s Verhalten in Ihrer Bank aufgeklärt zu werden.“

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FOTO: AFP

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