Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Es war uns eine Ehre“
Bürgermeister Rainer Magenreuter ist zu Gast in Rom gewesen
- Das Römische Institut der Görres-Gesellschaft und der Französischen Schule in Rom hat Bürgermeister Rainer Magenreuter nach Rom eingeladen, um ein Grußwort auf der Tagung zu Ehren des in Isny geborenen Kardinals Franz Ehrle (1845-1934) zu sprechen. Dieser Einladung folgte er gerne und berichtet über die Reise im Interview mit Jeanette Löschberger.
Herr Magenreuter, wer war mit Ihnen in Rom?
Unsere Stadtarchivarin Nicola Siegloch und Manfred Haaga, Historiker, früherer Lehrer und stellvertretender Rektor am Gymnasium Isny haben mich begleitet. Kardinal Ehrle war eine bedeutende Isnyer Person, die im Vatikan Wichtiges geleistet hat. Es war uns eine Ehre, dass uns Professor Andreas Sohn von der Pariser Universität Sorbonne zu dieser Tagung eingeladen hat.
Haben Sie auch den Papst getroffen?
Den Papst haben wir leider nicht getroffen.
Wie verlief Ihr Treffen mit Anette Schavan?
Wir sind von der Deutschen Botschafterin am Heiligen Stuhl, Frau Schavan, sehr freundlich in der Deutschen Botschaft empfangen worden und wir haben uns natürlich über Isny unterhalten. Am nächsten Tag bekam Frau Schavan übrigens Besuch von unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel, die anschließend eine Audienz beim Papst hatte.
Was stand für Sie alles auf dem Programm?
Die Tagung beleuchtete die verschiedensten Aspekte des Lebens und Wirkens von Kardinal Franz Ehrle. Verschiedene profunde Kenner des Vatikans, der Vatikanbibliothek und Kardinal Ehrles haben Vorträge gehalten, die auch für Frau Siegloch und Herrn Haaga noch überraschende Erkenntnisse gebracht haben.
Was waren das für Erkenntnisse?
Kardinal Ehrle wurde von Papst Leo XIII 1896 zum Präfekt der „Bibliotheca Vaticana“ernannt. Er erhielt den Auftrag, aus dem Geheimarchiv eine öffentliche Bibliothek zu machen, für den wissenschaftlichen Gebrauch. Ehrles Anliegen war es, die Schriften in der Bibliothek sicher und gut unterzubringen, er ließ sie nutzergerecht katalogisieren und erließ Vorschriften für die Katalogisierung, die heute noch gelten. Er hat die erste Restaurationswerkstatt überhaupt an einer Bibliothek eingerichtet. Davor war es nicht üblich, für den Bestandserhalt etwas zu tun. Er ließ mit den damaligen Möglichkeiten sogar fotografisch und mit Lichtdruck Faksimiles der wertvollen Originale machen. Das wirkt bis heute nach. Paolo Vian, Leiter der Handschriftensammlung an der „Vaticana“, bezeichnet ihn als bedeutendsten Präfekt der Bibliothek des 19. und 20. Jahrhunderts.
Hatten Sie auch Zeit, die Stadt zu besichtigen und waren Sie vorher schon einmal in Rom oder der Vatikanstadt?
Das war mein erster Besuch in Rom. Viel Zeit für Besichtigungen ist mir nicht geblieben, aber wir hatten in der Mittagspause der Tagung Gelegenheit, den direkt neben dem Tagungsgelände liegenden Petersdom zu besichtigen. Direkt zum Tagungsgelände, dem „Campo Santo Teutonica“, gehört ein deutscher Friedhof, auf dem, wie ich von Frau Siegloch erfahren hatte, eine gebürtige Isnyerin, die Kunstmalerin Maria Michael Durach, begraben liegt. Ihr Grabstein mit der Inschrift „Isny Allgäu – 14.8.1891“ist vom Hauptweg aus gut zu sehen.