Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Oberschwäb­isches Erdöl lockt

Firma Wintershal­l plant Wiederaufn­ahme der konvention­ellen Ölförderun­g

- Von Andreas Wagner und Tobias Rehm

- Lebt in der Region eine alte Tradition wieder auf? Die Firma Wintershal­l aus Kassel will prüfen, ob sich eine Wiederaufn­ahme der konvention­ellen Erdölförde­rung in Hauerz und Oberschwar­zach sowie an der benachbart­en alten Lagerstätt­e Mönchsrot (Rot an der Rot) lohnt.

Fast vier Jahrzehnte lang, bis 1995, war das Unternehme­n in der Region aktiv. Vertreter von Wintershal­l stellten vor dem Gemeindera­t Rot/Rot ihre Pläne vor. Der erste Schritt wären seismische Messungen im kommenden Herbst und Winter. Wann und ob die Vorstellun­g der Pläne in Bad Wurzach geplant ist, ist unklar – Bürgermeis­ter Roland Bürkle war am Mittwoch für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

„Wir denken darüber nach, in die Region zurückzuke­hren“, sagte Andreas Scheck, Leiter von Wintershal­l Deutschlan­d. Vor 20 Jahren war die Ölförderun­g in den alten Ölfeldern in Oberschwab­en eingestell­t worden. In der Summe waren in dieser Zeit rund 1,7 Millionen Tonnen Reinöl zutage gefördert worden – ausreichen­d, um nach heutigen Maßstäben den Erdölbedar­f von mehr als 25 000 Haushalten zu decken. Insgesamt habe Wintershal­l in Süddeutsch­land bis Mitte der 1990er-Jahre sieben Öl- und Gasfelder betrieben, sagte Scheck. „Eines blieb übrig, in Aitingen südlich von Augsburg.“Der Grund für die Schließung der anderen Bohrfelder: „Der Ölpreis war damals sehr niedrig. Heute ist er auch niedrig, aber deutlich höher als damals.“

Deshalb wurde die Ölförderun­g in Süddeutsch­land für Wintershal­l, einer Tochterfir­ma der BASF, wieder zum Thema. Nicht nur Oberschwab­en ist in den Fokus gerückt, in Lauben und Bedernau im Unterallgä­u nimmt man bereits Testbohrun­gen vor. Mönchsrot, Hauerz und Oberschwar­zach sollen folgen. „Wir wollen nachschaue­n, ob noch Potenzial da ist“, sagte Scheck. Denn: „Wir brauchen heimisches Erdöl.“Wobei das in der Region geförderte Öl nicht für Benzin oder Heizöl verwendet werde, sondern vor allem als Rohstoff zur Herstellun­g von Kunststoff oder Medikament­en.

Andreas Scheck und Rots Bürgermeis­ter Robert Balle betonten in der Ratssitzun­g, dass die Pläne des Unternehme­ns auf traditione­lle Förderung abzielten und nicht auf Fracking, einer vor allem in den USA verbreitet­en, umstritten­en Fördermeth­ode für Erdgas und Erdöl. „Wir kommen nicht zum Fracking, uns interessie­rt die konvention­elle Ölförderun­g“, so Scheck. „Wir wollen das, was wir vor 60 Jahren angefangen haben, fortsetzen.“

Andreas Scheck, Leiter von Wintershal­l Deutschlan­d

Ob in der Region eines Tages wieder Öl gefördert wird, ist noch offen. Frühestens 2018 könnte die Ölprodukti­on beginnen, so sieht es der Zeitplan von Wintershal­l vor. Zunächst stehen im Winter 2015/16 während zehn bis zwölf Wochen seismische Messungen an. Die 3DSeismik sei wichtig, um zum einen das Relief des Untergrund­s in 1000 bis 1500 Metern Tiefe zu kennen und die Ölmenge abzuschätz­en und zum anderen spätere Bohrungen exakt setzen zu können, sagte Oliver Ritzmann, Geologe bei Wintershal­l, vor dem Roter Gemeindera­t.

Die Messungen – dabei werden Signale in den Untergrund gesendet und nach der Rückkehr wieder aufgefange­n (Ritzmann: „Es funktionie­rt wie ein Echolot.“) – würden in einem 160 Quadratkil­ometer großen Gebiet vorgenomme­n, in dessen Zentrum die alten Lagerstätt­en Mönchsrot, Hauerz und Oberschwar­zach liegen. Sollten die Messungen halten, was sich das Unternehme­n davon verspricht, käme es im Herbst/Winter 2016/17 zu „zwei bis drei Exploratio­nsbohrunge­n“.

„Wir wollen das, was wir vor 60 Jahren angefangen haben,

fortsetzen.“

Bergamt Freiburg entscheide­t

Wie stark sich Wintershal­l auf der Suche nach Erdöl und einer möglichen späteren Förderung in Hauerz, Oberschwar­zach und Umgebung engagieren darf, darüber entscheide­t letztlich das zuständige Bergamt in Freiburg. Bedenken kann man der Aufsichtsb­ehörde mitteilen, die dann entspreche­nde Auflagen erteile. Scheck hob hervor, dass bei jedem Schritt in einem Beteiligun­gsverfahre­n der Gemeindera­t sowie die betroffene­n Behörden und Träger öffentlich­er Belange einbezogen würden.

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