Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Eine neue Nase für einen bedeutenden Sohn Weilers
Bildhauer Max Schmelcher hat die Büste von Alois von Brinz restauriert, die vor einem Jahr zu Bruch ging
- Da steht er wieder und blickt ernst ins Treppenhaus des Rathauses, dieser bedeutende Sohn des Markts Weiler. Alois von Brinz, besser gesagt seine Gipsbüste, hatte immer die Stufen nach oben im Blick, bis er vor einem Jahr schweren Schaden nahm, als die Narren dem Bürgermeister die Macht raubten.
Die etwa 60 Zentimeter große Plastik stürzte beim Rathaussturm vom Sockel und ging zu Bruch – und damit das vermutlich letztverbliebene dreidimensionale Abbild des bedeutenden Juristen und Politikers. Dass Rathausbesucher beim Treppensteigen dem Charakterkopf jetzt wieder begegnen, ist Max Schmelcher zu verdanken. Der Scheidegger Bildhauer hat die Büste aufwendig restauriert.
Der Fall ist ungeklärt
Eine Horde Neandertaler blies am Gumpigen Donnerstag 2014 zum Sturm auf das Weilerer Rathaus. Unter der Maskerade steckten Frauen aus allen Ortsteilen des Markts, die somit eine närrische Tradition nach gut zwölfjähriger Pause wieder aufgriffen. Auf welche Weise der ehrwürdige Alois von Brinz in diesem Getümmel zu Fall kam, konnte im Nachhinein nicht geklärt werden.
Der Schaden war vor allem ideeller Natur. Dies wurde noch deutlicher, als sich herausstellte, dass es wohl kein anderes Exemplar der Büste mehr gibt. Unter anderem am Archiv der Ludwig-Maximilians-Universität in München hatten die Weilerer nach dem Original des Gipsab- gusses gefragt. Der Plan war, die zerbrochene Plastik durch einen 3DDruck zu ersetzen.
Viele Tausend Scherben
Stattdessen hat sich Max Schmelcher der vielen Tausend Scherben angenommen. Er fügte zusammen, was noch möglich war, klebte, spachtelte und modellierte einzelne Partien neu – beispielsweise die völlig zertrümmerte Nase. Dabei vollzog der akademische Bildhauer so genau wie möglich den Stil desjenigen Künstlers nach, der das Original vor etwa 250 Jahren geschaffen hat. Von dessen Arbeit ist Schmelcher angetan: „Der Kopf ist toll modelliert – sehr detailreich.“
Um die Büste zu stabilisieren überzog Max Schmelcher die Innenseite mit Gips und Hanf, er kratzte Risse aus, überzog sie mit Gips und versah die Plastik mit der passenden Patina. Wie viele Stunden er mit dieser heiklen Arbeit verbracht hat, kann Schmelcher nicht genau sagen. Sie zog sich in vielen Schritten über zwei Monate hinweg. Mit 1000 Euro für die fachmännische Restaurierung ist der Markt Weiler-Simmerberg günstig weggekommen.
Max Schmelcher hat der Gemeinde empfohlen, die Gipsköpfe ihrer berühmten Söhne in Bronze gießen zu lassen, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Einen entsprechenden Vorschlag will Bürgermeister KarlHeinz Rudolph bei den Haushaltsberatungen vorbringen.
Als der Rathaussturm in diesem Jahr anstand, hatten die Weilerer übrigens die Büste vorsichtshalber zuvor entfernt.