Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das goldene Händchen des Meistermachers
Bundestrainer Hermann Weinbuch produziert seit zwei Jahrzehnten Spitzenkombinierer
(SID) - Zuerst Ronny Ackermann, dann Eric Frenzel, jetzt Johannes Rydzek: Die großen deutschen Kombinierer der vergangenen zwei Jahrzehnte verdanken ihre Karriere allesamt Hermann Weinbuch. Sein goldenes Händchen ist dem Meistermacher selbst ein Rätsel. „Ich weiß nicht, wie ich das nun schon so lange mache“, sagt der 55-Jährige, der schon jetzt einer der erfolgreichsten Bundestrainer der deutschen Geschichte ist.
Bei der WM in Schweden funktioniert das System Weinbuch wieder einmal gnadenlos gut. Rydzeks Einzel-Titel und der triumphale Sieg im Team waren das neunte und zehnte Gold in der Ära des charismatischen Oberbayern, der die deutsche Kombination 1996 in Trümmern liegend übernommen hatte. Heute soll weiteres Edelmetall dazukommen, bei der Kombination von der Großschanze sind Eric Frenzel und erneut Rydzek heiße Sieganwärter.
„Man kann ihn die wichtigste Person der deutschen Kombinierer der letzten Jahrzehnte nennen“, sagt Rydzek: „Er bringt immer wieder Sieger hervor.“Frenzel, 2014 zweiter Olympiasieger unter Weinbuch nach Georg Hettich (2006), meint: „Er hat großen Anteil an unseren Erfolgen hier. Hermanns riesige Erfahrung hilft, uns immer weiter zu entwickeln.“
Der Name Weinbuch prägt die Kombination seit 40 Jahren. Vater Helmut, ab 1973 Sportdirektor und später Generalsekretär des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), stand zwischen 1979 und 1996 der Kombi- nationskommission des Weltverbandes FIS vor und rettete die nordische Königsdisziplin vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Der heute 78Jährige trieb die Einführung des Gundersen-Systems voran – erst seitdem ist der erste Langläufer im Ziel auch Gesamtsieger. „Ohne Helmut Weinbuch gäbe es die Kombination in heutiger Form nicht“, sagt DOSB-Präsident und frühere DSVChef Alfons Hörmann.
Dramatischer Niedergang
Die sportliche Karriere von Sohn Hermann war kurz, dafür umso erfolgreicher. 1985 wurde er in Seefeld Doppelweltmeister, 1987 holte er in Oberstdorf Teamgold, trat danach mit 27 Jahren zurück. Ohne Weinbuch wurde das DSV-Team 1988 in Calgary zwar auch noch Olympiasieger, der folgende Niedergang aber war dramatisch. Bei den sechs Weltmeisterschaften von 1989 bis 1999 holte Deutschland eine einzige Bronzemedaille. Weinbuch krempelte den Laden komplett um und verstärkte die Nachwuchsförderung. Knapp fünf Jahre brauchte es, bis die Reformen fruchteten, dann schossen die Erfolge durch die Decke. 2001 wurde Marko Baacke Weltmeister, seitdem holten die DSV-Kombinierer bei jedem Großereignis Medaillen – 34 nun schon unter Weinbuch.
Ein Ende der deutschen Erfolgsserie ist nicht absehbar, das von Weinbuchs Trainer-Ära schon. Bis Olympia 2018 hat er unlängst verlängert, danach will er sich aus vorderster Front verabschieden, verstärkt der Familie widmen – eigentlich sollte der Rückzug längst vollzogen sein. „Ich will aber kein Dinosaurier sein, der an seinem Posten klebt“, sagte Weinbuch.
Sein „Kombinations-Baby“will er in die besten Hände geben – jene des viermaligen Weltmeisters Ronny Ackermann, seinem designierter Nachfolger. Ihm wird er bis 2018 nach und nach das Feld überlassen, wie er es schon in Falun vorlebt: „Wenn ich merke, das es gut läuft, ziehe ich mich zurück. Wenn es nicht läuft, gebe ich mein Wissen weiter.“