Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bufdis sind für Schulen „ein absoluter Gewinn“
Junge Leute schnuppern beim Bundesfreiwilligendienst in die Berufswelt
GRÜNKRAUT - Bufdis sind für Schulen „ein absoluter Gewinn“junge Leute schnuppern beim Bundesfreiwilligendienst in die Berufswelt Von Katrin Neef Grünkraut - Er hilft den Kindern bei den Mathe-Aufgaben, spielt in der Pause mit ihnen Fußball und bereitet ihr Mittagessen vor: David Schnieringer ist an der Grünkrauter Grundschule nicht mehr wegzudenken. Seit einem halben Jahr ist der 20-Jährige dort als „Bufdi“beschäftigt. Das heißt, er macht einen einjährigen Bundesfreiwilligendienst. Immer mehr Schulen holen sich Bufdis zur Unterstützung der Lehrkräfte. „Der Betreuungsbedarf wird immer höher“, sagt der Grünkrauter Rektor Hubert Müller.
David kommt aus Lippertsweiler bei Aulendorf und ist der erste Bufdi der Grünkrauter Grundschule. Die Schule hat Kernzeitbetreuung, Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und zweimal pro Woche Nachmittagsangebote im Programm. Unter den rund 150 Schülern sind auch Kinder mit Lernbehinderung. So hat David alle Hände voll zu tun: Er unterstützt die Lehrer während des Unterrichts, hilft bei der Essensausgabe und lässt sich Freizeitangebote einfallen. Und weil der Bufdi von der Gemeinde finanziert wird, arbeitet er hin und wieder auch im Rathaus oder beim Bauhof mit. Dann heißt es zum Beispiel Akten sortieren oder Schnee räumen.
Berufswahl ist jetzt klar
Doch nicht nur Schule und Gemeinde profitieren, auch David Schnieringer macht wertvolle Erfahrungen. „Ich weiß jetzt, dass ich auf jeden Fall im sozialen Bereich arbeiten will“, sagt er. Besonders gut gefallen ihm die kleinen Erfolge, „wenn ein Kind zum Beispiel sagt, danke fürs Erklären, jetzt hab ich’s verstanden“. Der 20-Jährige hat sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden, weil er sich beruflich ausprobieren wollte. Dass er sich gern mit Kindern beschäftigt, steht schon länger fest: DaBetreuung vid war früher Co-Trainer im Jugendfußball und hat sein Abi an einem sozialpädagogischen Gymnasium gemacht. Die Gemeinde als Schulträgerin hat die Bufdi-Stelle beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in Köln beantragt. Dort werden alle Einsatzstellen registriert und bekommen auch finanzielle Unterstützung. Reich werden Bufdis allerdings nicht. Das monatliche Taschengeld beträgt maximal 381 Euro. Zusätzlich werden die Sozialversicherungsbeiträge übernommen, manche Einrichtungen stellen außerdem Arbeitskleidung, Unterkunft oder Verpflegung.
„In den letzten Jahren hat die Nachfrage der Eltern nach Betreuungszeiten und Mittagessen für die Grundschüler sehr zugenommen“, sagt Grünkrauts Bürgermeister Holger Lehr. „Der Bufdi kann die in diesen Bereichen eingesetzten Mitarbeiterinnen der Gemeinde unterstützen und so zu einer qualifizierten und zu einem besseren Ablauf des Mittagessens beitragen. Auch im regulären Unterricht ist er als Unterstützung und Entlastung der Lehrer hilfreich.“Die Gemeinde wolle jungen Menschen die Möglichkeit geben, als Freiwilliger in einer Einrichtung tätig zu sein, um Erfahrungen für die Berufswahl zu sammeln. Das Bufdi-Projekt soll an der Grünkrauter Grundschule weiterlaufen: Es haben sich bereits zwei Bewerber fürs kommende Schuljahr gemeldet.
Auch in Bergatreute ist man derzeit wieder auf Bufdi-Suche: An der dortigen Gemeinschaftsschule geht der Bundesfreiwilligendienst schon in die dritte Runde. Momentan ist dort ein junger Mann tätig, und der ist „ein absoluter Gewinn“, wie Schulleiter Andreas Reichle sagt. „Er unterstützt uns an vielen Stellen und ist neutraler Ansprechpartner für Kinder, die mit einem Anliegen nicht gleich zum Lehrer gehen wollen“, so Reichle. Gleichzeitig könne der Bufdi auch viel für seinen Berufsweg mitnehmen. „Er sammelt Erfahrungen und soziale Kompetenzen.“So ähnlich sieht es auch Gabriele Rückert, Schulleiterin des Bodnegger Bildungszentrums. Dort und an der Förderschule Lindenschule waren schon einige junge Männer und Frauen im Bundesfreiwilligendienst tätig. „Man kann den jungen Leuten bei der Berufsfindung helfen“, so Rückert.