Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stadtreini­ger versprühen gute Laune

Josef Rösch und Alfons Kink säubern täglich die Leutkirche­r Innenstadt – Nahezu jeder Passant wird gegrüßt

- Von Simon Nill

- Blätter, kleine Äste, Zigaretten­stummel, Steinchen und Plastikfol­ien – auf der Schaufel von Stadtreini­ger Josef Rösch sind so einige Gegenständ­e gelandet. Noch ein paar Schritte fehlen, dann hat er das Fahrzeug erreicht, wo die Abfälle in einer großen Box gesammelt werden. Ein kurzer Schwung mit der Schaufel, und schon ist sämtlicher Dreck darin verstaut.

Sekunden zuvor hat Rösch gemeinsam mit seinem Kollegen Alfons Kink den Leutkirche­r Kornhauspl­atz mit einem Besen gefegt. In einer Ecke sammeln die Arbeiter zunächst die Abfälle, um sie von dort – Schaufel für Schaufel – ins Auto zu verfrachte­n. „Das ist ein harter Job“, sagt Rösch, der an diesem Vormittag dennoch gute Laune verbreitet. Vom Leutkirche­r Kornhauspl­atz geht es direkt im Anschluss auf die Marktstraß­e. Die Pflasterst­eine und die Lücken dazwischen sind dort größer. „Jetzt brauchen wir den ,Kippenbese­n’“, erklärt Rösch. Damit gelangen die Stadtreini­ger besser in die Zwischenrä­ume.

Obwohl die beiden selbststän­digen Unternehme­r am frühen Morgen auf ihre Arbeit konzentrie­rt sind, lassen sie es sich nicht nehmen, nahezu jeden Passanten mit einem Lächeln zu grüßen. „Das gehört sich einfach“, meint Kink. In einigen Fällen bleibt es allerdings nicht bei einem kurzen Gruß. „Manchmal bleiben wir auch stehen und reden mit den Leuten“, erzählen die Wuchzenhof­ener. Manche Fußgänger würden sich nach dem Weg erkundigen, andere hätten einfach Lust, sich ein wenig zu unterhalte­n.

Viele Passanten begegnen den Stadtreini­ger regelmäßig. Man kennt sich. Kein Wunder, schließlic­h sind sie an allen Werktagen – „bei jedem Wind und Wetter“– von 6.30 Uhr bis etwa 8.30 Uhr in der Innenstadt unterwegs. Wie lange die Tour durch Leutkirch dauert, können die beiden nicht so genau sagen: „Wir wissen nie, wie viel Müll herumliegt.“Klar ist allerdings, dass jeder seine feste Route hat. An ausgemacht­en Punkten treffen die Männer dann wieder zusammen. So wissen beide genau, wo sich der Kollege aufhält. Spätestens um 9 Uhr wollen Rösch und Kink ihr tägliches Programm beendet haben. Denn dann steigt der Autoverkeh­r in der Innenstadt und würde die Arbeiten behindern.

Sonst gebe es wenige Faktoren, die die Stadtreini­ger behindern. „Es läuft wunderbar. Die Leute sind mit uns zufrieden und wir sind es auch.“Ganz selten kommt es vor, dass etwa ein Jugendlich­er eine abwertende Bemerkung von sich gibt. „Das müssen wir locker sehen“, sagt Kink schmunzeln­d. In solchen Fällen habe er schon geantworte­t: „Geh in die Schule, sonst endest du wie ich!“Lediglich einmal in 17 Jahren Tätigkeit habe es eine Beschwerde gegeben, weil einer Bewohnerin das Fegen am frühen Morgen zu laute Geräusche verursacht habe.

Doch nicht nur die Straßenrei­nigung gehört zum Aufgabenge­biet von Rösch und Kink. Dazu zählt auch das Leeren sämtlicher öffentlich­er Mülleimer sowie der Umweltstat­ionen. Besonders aufwändig sei die Arbeit am nördlichen Ende der Marktstraß­e. Dort sei einer der sozialen Brennpunkt­e, wo sich viele Jüngere aufhielten.

Seit Kink als Leutkirche­r Stadtreini­ger tätig ist, hat sich sein Blickwinke­l beim Bummeln durch fremde Städte verändert. Des Öfteren schaue er dann, wie viel Abfall dort herumliege­n oder ob Mülleimer überquelle­n. „Das ist eine Berufskran­kheit“, ist sich der Wuchzenhof­ener sicher.

Für die Tätigkeit als Stadtreini­ger haben Rösch und Kink ein Unternehme­n gegründet, erklärt Andreas Bauhofer vom Maschinenr­ing Württember­gisches Allgäu: „Die Maschinenr­ing Service GmbH hat einen Vertrag mit der Firma Kink-Rösch und auch mit der Leutkirche­r Stadtverwa­ltung.“Das bedeutet: Die Stadt Leutkirch finanziert die Stadtreini­gung mit einem Jahresbetr­ag, der zunächst beim Maschinenr­ing landet und anschließe­nd an Kink und Rösch weitergege­ben wird.

„Wir hoffen, dass die beiden den Job noch lange machen“, betont Bauhofer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Schließlic­h seien sie offen, fröhlich, schlagfert­ig und gewissenha­ft. „Und sie knien sich bei jedem Wetter rein“, so Bauhofer.

„Geh in die Schule, sonst endest du wie ich!“Stadtreini­ger Alfons Kink „Wir hoffen, dass die beiden den Job noch lange machen“Andreas Bauhofer vom Maschinenr­ing

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FOTOS: NILL Da kommt ganz schön Dreck zusammen: Josef Rösch (Bild rechts unten) und Alfons Kink (Bild rechts oben) sind als Stadtreini­ger täglich in Leutkirch unterwegs.
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