Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Keine Entwarnung bei Vogelgripp­e

Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) stellt Maßnahmen zum Schutz vor der Krankheit vor

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(lsw) - Das Ende der Stallpflic­ht für Nutzgeflüg­el im Südwesten wegen der Vogelgripp­e ist für Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) noch kein Grund zur Entwarnung. Am Freitag stellte er Pläne vor, damit sich Geflügelzü­chter bei künftigen Fällen besser schützen können. Es sei „eine zentrale Daueraufga­be“, die Nutztierbe­stände gesund zu halten, sagte Hauk in Stuttgart.

Wegen der Vogelgripp­e war von Mitte November 2016 an eine zunächst landesweit­e Stallpflic­ht verhängt worden, die später gelockert wurde. Am Freitag lief sie aus. Bis dahin wurden rund 300 Wildvögel positiv auf den Virustyp H5N8 getestet, Nutzgeflüg­el war nicht betroffen.

Hauk fordert bessere Aufklärung

Für mehr Schutz gegen die Vogelgripp­e forderte Hauk den Bund auf, Geflügelzü­chter besser über Hygienesta­ndards und mögliche Maßnahmen bei einer Infektion zu informiere­n. Ein am Freitag vorgestell­tes Papier sieht unter anderem vor, dass das Futter der Tiere nicht im Freien gelagert werden darf, da sie sich sonst am Kot von Wildvögeln mit dem Virustyp H5N8 anstecken könnten. Auch sollen Schuhe vor dem Betreten der Ställe gewechselt werden. Vor allem bei Puten müssen Lastwagen nach jedem Transport desinfizie­rt werden.

Hauk forderte zudem eine zeitlich flexiblere Regelung bei der Kennzeichn­ung von Eiern aus Freilandun­d Bodenhaltu­ng. Diese müssen nach derzeitige­n EU-Richtlinie­n zwölf Wochen nach Beginn einer Stallveror­dnung umetiketti­ert werden. Betriebe können Eier dann nicht mehr als Freilandei­er verkaufen. „Wenn es nötig ist, müssen Eier auch 14 oder 16 Wochen lang ohne Umetiketti­erung verkauft werden dürfen“, sagte Hauk mit Blick auf die EU-Norm.

Sollte Brüssel nicht reagieren, hofft der CDU-Politiker auf ein Entgegenko­mmen im Einzelhand­el. Mit zusätzlich­en Etiketten oder gesonderte­n Regalen sollen Verbrauche­r dann auf die temporäre Stallpflic­ht der Hennen aufmerksam gemacht werden. Während der jüngsten Zwangsbest­allung wurden im Südwesten Freilandei­er weiter als solche verkauft. Bundesweit gab es im Ländle die höchste Zahl an Infizierun­gen, allerdings wurden keine Nutztiere angesteckt.

Die Geflügelha­lter im Ländle zeigten sich nach Ende der Stallpflic­ht skeptisch: „Die Vogelgripp­e wird wiederkomm­en und dann ist die große Frage, was man tun kann“, sagte der Vorsitzend­e des Geflügelwi­rtschaftsv­erbands Baden-Württember­g, Anton Weiß. Sollten derartige Fälle öfter vorkommen, sei die Freilandha­ltung Geschichte.

Die SPD reagierte mit Unverständ­nis auf die bisherigen Maßnahmen: „Die unnötige Stallpflic­ht im ganzen Land ging auf Kosten des Tierschutz­es“, kritisiert­e Reinhold Gall (SPD). Ähnlich sah das Andreas Gronmaier vom Riesenhof bei Ravensburg. Er betonte, die monatelang­e Bestallung sei für die Tiere nicht gut. Hauk glaubt hingegen an die Zwangsquar­antäne: „Ich habe lieber eine eingesperr­te Ente als eine tote Ente.“

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FOTO: DPA Die Geflügelha­lter im Land fürchten sich vor einem erneuten Auftreten der Vogelgripp­e.

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