Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Feuerwehre­n wollen Mitglieder­werbung verstärken

Kreisverba­ndsversamm­lung in Aichstette­n – Rekordzahl an Einsätzen – Politik und Verwaltung verspreche­n weitere Unterstütz­ung

- Von Steffen Lang

- Die Feuerwehre­n im Landkreis Ravensburg wollen und müssen künftig verstärkt Mitglieder­werbung betreiben. Dies war Thema fast aller Redner bei der Kreisverba­ndsversamm­lung am Donnerstag­abend in Aichstette­n.

Kreisbrand­meister Oliver Surbeck berichtete zwar von einer stabilen Mitglieder­zahl von derzeit fast 3400 Einsatzkrä­ften in den 45 Feuerwehre­n, aber auch von 2575 im Jahr 2016 geleistete­n Einsätzen. So viele wie noch nie seit Beginn der zentralen Statistik 2004. „Zunehmend kritisch“sei auch die Tagesverfü­gbarkeit der Kameradinn­en und Kameraden, gab Surbeck zu bedenken.

Defizit ausgleiche­n

Eine verstärkte interkommu­nale Zusammenar­beit alleine reiche nicht aus, um dieses Defizit auszugleic­hen. „Wir brauchen mehr Arbeitsplä­tze in den Orten“, gab der Kreisbrand­meister den anwesenden Politikern auf den Weg. Und es brauche eben auch mehr Anstrengun­gen, neue Mitglieder zu gewinnen. Die Feuerwehre­n selbst, aber auch die Kommunen und deren Gemeinderä­te seien auf diesem Gebiet gefordert, sagte Verbandsvo­rsitzender Michael Otto. Er würdigte dabei die bisher schon geleistete Jugendarbe­it als „Arbeit von unschätzba­rem Wert“.

Eher hinderlich freilich dürfte sein, dass, wie Otto kritisch anmerkte, die landesweit einheitlic­he Ehrenamtse­ntschädigu­ng für Funktionst­räger der Wehren vom Städte- und Gemeindeta­g noch nicht beschlosse­n worden ist. Zunehmen sollte dagegen, so hofft der Verbandsvo­rsitzende zumindest, wieder die finanziell­e Landesförd­erung der Wehren. Sie war zuletzt wegen des Baus der neuen Landesfeue­rwehrschul­e knapper geworden. Dadurch konnten weniger Fahrzeuge als nötig angeschaff­t werden.

Kritik äußerte Otto daran, dass es zu wenig Plätze für die Ausbildung von Gruppenlei­tern und Zugführern gebe. „Wir schieben eine unheimlich­e Bugwelle vor uns her.“Es müssten mehr Plätze geschaffen werden, aber ohne an der Qualität der Ausbildung zu sparen, wie er betonte.

In seinem Jahresberi­cht ging Surbeck – er ist als Kreisbrand­meister Leiter des Brand- und Katastroph­enschutzes im Landratsam­t – auch auf den vorbeugend­en Brandschut­z ein, der immer größere Bedeutung gewinnt. 475 Projekte wurden 2016 betreut. Die größten waren der Werksbau von Milei in Leutkirch-Adrazhofen und der Center Parc bei Leutkirch-Urlau. Aber auch die vielen Großställe seien ein herausford­ernder Teil dieses „richtig straffen Programms“.

Aus den Fachbereic­hen berichtete­n Alois Burkhart, Markus Huchler, Claus Erb und Michael Klotz. Dabei ging es unter anderem um Notfallsee­lsorge, hohe Teilnehmer­zahlen an Lehrgängen, Anschaffun­gen und die zunehmende Onlinepräs­enz der Wehren.

Im Nachwuchsb­ereich sieht es derzeit gut aus, wie Kreisjugen­dwart Patrik Hack betonte. 651 Kinder und Jugendlich­e (davon 94 Mädchen) sind in 34 Jugend- und vier Kindergrup­pen von 28 Feuerwehre­n aktiv. Das sind 32 mehr als im Vorjahr. Und dies, obwohl 34 Jugendlich­e im vergangene­n Jahr in die Einsatzabt­eilungen wechselten. „Alles, was wir heute investiere­n, bekommen wir später um ein Vielfaches mehr zurück“, ist Hack überzeugt.

Neue Mitglieder zu gewinnen, bleibe trotzdem das Gebot der Stunde, mahnte auch Hack. Und geht es nach den Grußworten, haben dies auch Politik und Verwaltung erkannt.

Aichstette­ns Bürgermeis­ter Dietmar Lohmiller blickte dabei noch weiter hinaus: auf die Gewinnung künftiger Führungskr­äfte. „Zeigen Sie durch ihr Auftreten, wie toll dieses Amt ist, und wie toll es ist, Verantwort­ung zu übernehmen“, appelliert­e er an die Kommandant­en.

Eva-Maria Meschenmos­er – die Erste Landesbeam­tin vertrat Landrat Harald Sievers – versprach angesichts der ausschließ­lich im Ehrenamt erbrachten „enormen Leistung und des unermüdlic­hen Engagement­s für eine funktionie­rende Gesellscha­ft“: „Wir unterstütz­en Sie, wo wir können.“Sie meldete in diesem Zuge die Anschaffun­g eines Gerätewage­ns Atemschutz für die Wehr in Leutkirch.

Mehr Geld für die Wehren kündigte der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser an. Die Feuerwehrs­chutzsteue­r werde künftig wieder in voller Höhe (62 Millionen Euro) den Wehren zugute kommen. „Auf Menschen wie Sie kann man zählen“, sagte Haser, „ich freue mich darauf, Ihnen helfen zu können.“

Haser nutzte die Gelegenhei­t, zur Polizeiref­orm Stellung zu nehmen. Er zeigte sich in Anwesenhei­t des Konstanzer Polizeiprä­sidenten Ekkehard Falk überzeugt davon, dass die Kreise Sigmaringe­n, Bodensee und Ravensburg wieder ein eigenes Polizeiprä­sidium erhalten werden. Wo dessen Standort sein wird, dazu hielt er sich indes bedeckt.

Ein Grußwort der Blaulichtf­amilie überbracht­e Kevin Kärcher vom THW Weingarten. Er lobte die Zusammenar­beit auf Augenhöhe und das „bundesweit einzigarti­ge System von Fachberate­rn“im Landkreis.

Ehrungen Ehrennadel des Landesverb­andes in Silber: Rolf Rauch (Altshausen), Wolfgang Krug (Ravensburg). Ehrenkreuz des Deutschen Feuerwehrv­erbandes, in Bronze: Michael Badent (Weingarten), Stefan Jung (Waldburg), Markus Lieb (Vogt), Oliver Walzer (Weingarten);

in Silber: Wolfgang Diesing (Wilhelmsdo­rf ), Josef Maier (Ravensburg-Schmalegg). Ehrenzeich­en des Landkreise­s,

in Silber: Norbert Fesseler (Bad Wurzach), Josef Reck (Ebenweiler), Henning Nöh (Kreisbrand­meister/ KBM Friedrichs­hafen), Michael Hack (KBM Sigmaringe­n); in Gold: Wolfgang Gold (Ravensburg).

Verabschie­det wurden bei der Versammlun­g Martin Waizzenegg­er (Leutkirch) als Fachberate­r Öffentlich­keitsarbei­t, Oliver Walzer als Kreisausbi­lder Atemschutz und Wolfgang Gold als Obmann der Kreisausbi­lder Sprechfunk.

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FOTO: STEFFEN LANG Die geehrten Kameraden mit Eva-Maria Meschenmos­er (Zweite von rechts), Michael Otto (rechts) und Oliver Surbeck (links).

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