Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Katzenschwemme bereitet Sorgen
Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins Leutkirch
- „Finanziell sind wir, nachdem die Heizungsanlage der Tierauffangstation abbezahlt ist, seit Ende 2016 schuldenfrei und auf der goldenen Seite.“Vorsitzender Helmut Engelhardt strahlte nach dem – gewohnt vorbildlichen – Kassenbericht (Details siehe Anhang) Bernd Breyers bei der Jahreshauptversammlung des Tierschutzbundes Leutkirch Zufriedenheit aus, weil nicht nur der Weihnachtsmarktstand und das Sommerfest sondern auch diverse Spenden der Kasse der Tierschützer gut taten.
Weniger gut tut den Verantwortlichen und ihren fleißigen Mitarbeiterinnen das Problem der Katzenschwemme, alldieweil immer mehr wilde Katzen die Tierauffangstation fluten. 128 Katzen durchliefen im vergangenen Jahr die Tierauffangstation, von denen 38 ans Tierheim Karbach abgegeben wurden und positiverweise immerhin 77 weitervermittelt werden konnten. Im Mai stehen die nächsten Würfe an, und die Verantwortlichen
„Wir sind am obersten Limit. Wir brauchen dringend Hilfe.“
Helmut Engelhardt, Vorsitzender stoßen trotz 3200 ehrenamtlicher Arbeitsstunden an ihre Grenzen. Engelhardt: „Die Katzen sind im Raum Leutkirch ein Riesenproblem, das wir alleine nicht in den Griff bekommen. Das reißt einfach nicht ab.“
Da die Stadt Leutkirch sich gegen die Kastrationsverordnung des Landes aus Kostengründen sperrt, ist eine Linderung nicht in Sicht und vermehrte Unterstützung der Helferinnen dringend erwünscht. Engelhardt: „Wir sind am obersten Limit. Wir brauchen dringend Hilfe, wir brauchen Leute, die zwei, drei Stunden in der Tierauffangstation mitarbeiten.“Ein Patentrezept, wie die Katzenschwemme eingedämmt werden könnte, weiß allerdings auch er nicht, wie allein ein Blick auf das ehemalige Gasthaus „Chaussee“an der Bundesstraße nach Memmingen zeigt, wo sich zuletzt rund 30 wilde, natürlich nicht kastrierte Katzen tummelten.
Ebenfalls problematisch, wenn auch nicht in diesem Ausmaß, sehen die Tierschützer den verschärften Leinenzwang für Hunde, den der Gemeinderat kürzlich beschlossen hat. Bürgermeisterin Christina Schnitzler und Ordnungsamt-Boss Haag erklärten, dass diese Verschärfung vor allem auf Druck der Landgemeinden zustande gekommen sei und dass sich das Problem dadurch nur verlagert habe. Schnitzler: „Damit ist nichts gewonnen. Jetzt finden sich die Kotbeutel halt im Heu. Wir wollten es auch lockerer.“Engelhardt appellierte an die Vernunft der Halter: „Es wird keiner belangt, wenn er seinen Hund springen lässt und dieser halbwegs erzogen ist. Das Problem ist oft am anderen Ende der Leine.“Ein Problem, das bewältigbar scheint.
Eine andere Problemlösung erscheint da diffiziler. Vorsitzender Engelhardt und Schatzmeister Breyer hatten eigentlich schon letzten Jahr ihre Ämter zu Verfügung stellen wollen und nur für zwei Jahre weitergemacht, weil sich partout keine Nachfolger finden ließen. „Diese zwei Jahre sind nächstes Jahr vorbei“, so der langjährige Vorsitzende. „Wir suchen händeringend nach einem Nachfolger. Ich möchte von der vordersten Front wegkommen.“Ein gleichermaßen verständliches wie schwieriges Vorhaben. Wenn die Vorgänger so große Schuhe hinterlassen, dann scheuen halt doch viele davor zurück, in diese Fußstapfen zu treten.