Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Bahnhofsgebäude wird Schmuckstück“
Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wird derzeit aufwendig saniert
- Der Bahnhof in Aichstetten wird derzeit umfangreich saniert. Ein erster Mieter ist bereits eingezogen, ein weiterer wird im Herbst dieses Jahres folgen.
Christian Skrodzki und sein Partner Alfons Keck haben das Objekt im Frühjahr 2016 von der Bahn gekauft. Die beiden Leutkircher haben viel Erfahrung in Sachen Bahnhöfen. Auf ihre Initiative entstand zum Beispiel der Bürgerbahnhof in Leutkirch, dessen Sanierung sie betreuten. Gekauft haben sie auch die Bahnhöfe in Bad Waldsee (Sanierung beginnt im Frühsommer) und Wangen (Konzeptphase läuft).
„Die hatten Ahnung“
Zurzeit aber konzentrieren sie sich auf den Bahnhof in Aichstetten. In dem ist viel zu tun. Skrodzki zeigt sich beim Vor-Ort-Termin mit der SZ gleichwohl begeistert von dem Objekt, das um 1890 gebaut wurde. Denn die Bauweise und die damals verwendeten Materialien seien sehr gut. „Die Architekten, die damals für die Bahn die Gebäude gebaut haben, hatten Ahnung“, so Skrodzki lobend.
Weitgehend original erhalten
Der Aichstettener Bahnhof habe dabei den Vorteil, dass bis auf im in den 1970er-Jahren renovierten Eingangsbereich die ursprünglichen Baumaterialien noch vorhanden sind. „Die Treppen sind aus hervorragendem Hartholz, die Türstöcke sind ebenso noch original wie das unverwüstliche Parkett. An den Decken ist der Stuck noch vorhanden. Die Räume sind sogar im Dachgeschoss etwa drei Meter hoch“, schwärmt der Leutkircher von den Vorzügen des Gebäudes.
„Die Sanierung ist natürlich entsprechend aufwendig“, sagt Skrodzki. „Denn unser Ziel ist es, alles so original wie möglich zu erhalten.“Am modernsten Stand wird sich freilich die energetische Sanierung orientieren. Dazu erhalten beide Obergeschosse Balkone zur Hochstraße hin. Wenige Meter von der Straße aus gesehen nach rechts verlegt wird der Gebäudeeingang.
Die Fassade soll ihr ursprüngliches Aussehen indes wieder erhalten. Skrodzki und sein Partner arbeiten dabei mit der Farbberaterin der Stadt Leutkirch, Ilona Amann, zusammen. Sie hat das Farbkonzept nach historischem Vorbild erarbeitet. „Die Fassade wird in Grüntönen gehalten sein und erhält auch wieder den Schriftzug ,Aichstetten’“, sagt Skrodzki.
Praxis bereits eingezogen
Eine Aichstettener Psychotherapiepraxis ist bereits in dem angebauten ehemaligen Bahnhofsschuppen eingezogen. Im Dachgeschoss (110 Quadratmeter groß) wird im Herbst dieses Jahres, wenn die Sanierung abgeschlossen ist, ein Unternehmer aus Aichstetten, der im Bereich erneuerbarer Energien tätig ist, folgen.
Frei sind derzeit noch das 70 Quadratmeter große Erdgeschoss und das 110 Quadratmeter erste Obergeschoss. Dass sich auch dafür Interessenten finden werden, daran hat Skrodzki keine Zweifel.
Im Erdgeschoss hat die Deutsche Bahn noch zwei Räume gemietet, in denen ihre Technik für die Bahngleise untergebracht ist.
Vorplatz noch ein Problem
So gut die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet mit der Bahn ist, so schwierig gestaltet er sich in der Frage des Vorplatzes. Der ist im Besitz einer Bahntochter, die auch die Gleisanlage betreibt. Alle Kaufbemühungen seitens der Gemeinde verliefen bislang im Sande.
Das ist auch nicht im Interesse der neuen Bahnhofseigentümer. Die Begeisterung für das Projekt lässt sich Skrodzki davon aber nicht trüben. „Das Gebäude wird ein Schmuckstück in der Gemeinde“, ist er überzeugt.