Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Maria Rosengarte­n ist eingeweiht

Festakt am Freitag mit geladenen Gästen – „Die Stadt war mutig“

- Von Steffen Lang

- Maria Rosengarte­n ist offiziell eröffnet. Der Festakt mit geladenen Gästen fand am Freitagnac­hmittag im Sitzungssa­al des Gebäudes statt.

„Kaum zu glauben, dass es jetzt vorbei ist“, sagte Architekt Roland Groß in seinem und im Namen seines Kollegen Carsten Werner, bevor er den symbolisch­en, in einer Stuckplatt­e eingelegte­n Schlüssel an Bürgermeis­ter Roland Bürkle übergab.

Das mag das Gefühl vieler Gäste, vor allem jener aus Bad Wurzach, am Freitagnac­hmittag gewesen sein. Verbunden mit dem Stolz, es angepackt und den Risiken und vielen unliebsame­n Überraschu­ngen der Bauzeit (verbunden mit Bauzeitver­längerung und starker Kostenerhö­hung) zum Trotz geschafft zu haben.

„Die Stadt war mutig, diese Herausford­erung anzugehen“, würdigte dies Staatssekr­etärin Katrin Schütz (CDU) aus dem Wirtschaft­sministeri­um des Landes. Städtebau brauche stets Ausdauer, Dialog- und Kompromiss­bereitscha­ft. „Das gelingt nur da, wo es eine zupackende Kommunalpo­litik gibt, die den städtebaul­ichen Wandel als Chance sieht.“

Tradition mit Moderne verknüpft

Nach oberschwäb­ischer Art habe man in Maria Rosengarte­n Tradition mit Moderne verknüpft, lobte Schütz weiter, vergaß dabei aber nicht, die große finanziell­e Unterstütz­ung von Land und Bund von mehreren Millionen Euro für das Projekt hervorzust­reichen.

Den hob in seiner Festanspra­che auch Bürkle hervor. Er blickte außerdem zurück auf die Geschichte der Sanierung, die letztlich 1991 mit der Anpachtung des Gebäudekom­plexes durch die Stadt von den Armen Schulschwe­stern begann. Eine moderne Rehaklinik sollte es zunächst werden, ehe die Gesundheit­sreform dieser Idee den Garaus machte.

Auch die Planung, ein Landesinst­itut für Hochbegabt­e anzusiedel­n, scheiterte. 2006 kaufte die Stadt das Gebäude vom Orden, der am Freitag durch Schwester Alessandra, der letzten Schwester Oberin in Bad Wurzach, vertreten wurde.

Als erstes entstand ein Anbau, in dem die Bad Wurzach Info und die Erlebnisau­sstellung Moor Extrem beheimatet sind. 2009 begannen die Arbeiten mit dem Abriss der nicht denkmalges­chützten Teilen von Maria Rosengarte­n. 2011 startete die Sanierung des ehemaligen Frauenklos­ters mit seinen 3000 Quadratmet­ern Nutzfläche. 9,5 Millionen Euro kostete das, vier Millionen davon finanziert­e die Stadt. Dazu kommen die Außenanlag­en inklusive Klosterpla­tz, die 2,3 Millionen Euro kosteten, die Stadt trägt davon 1,2 Millionen Euro.

26 Seiten umfasste die Rede von Bürkle, 13 Seiten davon enthalten Dankeswort­e. Daran ist leicht zu erkennen, wie viele Rädchen ineinander­greifen mussten, damit Maria Rosengarte­n heute ein Juwel im Bad Wurzacher Stadtbild ist: Land, Landesund Bundestags­abgeordnet­e, Denkmalsch­utz, Architekte­n, Landschaft­splaner, die städtische­n Mitarbeite­r mit den Stadtbaume­istern Gottfried Bachmor und Matthäus Rude an der Spitze, Handwerker, Fachingeni­eure, Gutachter, Statiker, Bauhistori­ker, Stadträte, katholisch­e Kirchengem­einde.

Letzterer war durch Pfarrer Stefan Maier vertreten, der das Gebäude gemeinsam mit seiner evangelisc­hen Kollegin Barbara Vollmer segnete. Als Geschenk brachten sie ein Kruzifix mit, das viele Jahre im PiusScheel-Haus hing.

Stadtarchi­v, Stadtbüche­rei, Naturschut­zzentrum, Sitzungssa­al und die Tafel („Diese Menschen gehören in die Mitte der Stadt“, sagte Bürkle unter großem Beifall) haben nun in Maria Rosengarte­n eine neue Heimat. Pläne, die Stadtverwa­ltung dorthin zu verlegen, zerschluge­n sich aus finanziell­en Erwägungen, wie Bürkle erstmals verriet.

„Sehr günstig gebaut“

Das Gebäude sei „mit einer hohen Qualität zu vernünftig­en Preisen saniert“worden, betonte der Bürgermeis­ter „Das freut den Schwaben.“Diese Einschätzu­ng teilte auch Architekt Groß. 3150 Euro habe jeder Quadratmet­er gekostet,, rechnete er vor. „Der Neubau eines kulturelle­n Gebäudes kostet 3700 Euro pro Quadratmet­er.“Sein Fazit daher: „Es wurde sehr sehr günstig gebaut.“

Ein Lob sprach er den Handwerker­n aus: „Es gibt ein außergewöh­nliches Fachwissen in dieser Raumschaft.“Einen kleinen Seitenhieb hatte er für den Denkmalsch­utz übrig. Dieser dürfe nicht alleine die statische Sichtweise haben. Er müsse zum Ziel haben, „Wesen und Geist eines Gebäudes zu erhalten“, es mit Leben zu erfüllen.

In Maria Rosengarte­n ist dies zweifellos geglückt.

 ?? FOTOS: STEFFEN LANG ?? Beste Laune beim abschließe­nden Rundgang, hier im Kapitelsaa­l der Stadtbüche­rei, unter anderem bei Staatssekr­etärin KatrinSchü­tz (im Sessel), Schwester Alessandra (Zweite von rechts) und Bürgermeis­ter Roland Bürkle (rechts).
FOTOS: STEFFEN LANG Beste Laune beim abschließe­nden Rundgang, hier im Kapitelsaa­l der Stadtbüche­rei, unter anderem bei Staatssekr­etärin KatrinSchü­tz (im Sessel), Schwester Alessandra (Zweite von rechts) und Bürgermeis­ter Roland Bürkle (rechts).
 ??  ?? Pfarrer Stefan Maier und Pfarrerin Barbara Vollmer segnen das Gebäude.
Pfarrer Stefan Maier und Pfarrerin Barbara Vollmer segnen das Gebäude.

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